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Aargau
Wyna/Suhre
Seit Mittwoch arbeitet der Dachdecker Andreas Bergamini aus dem Kanton Basel-Land auf dem historischen Haus in Kölliken. Die Sanierung ist aufwendig: Zum Einsatz kommen dabei 36 Tonnen Schilf.
«Nächsten Dienstag oder Mittwoch komme ich mit dem ersten Sattelschlepper», kündigt Andreas Bergamini an. 36 Tonnen Schilf hat er auf der halben Welt eingekauft, um das Dach des 1802 erbauten «Salzmehus» neu machen zu können. Seit Mittwoch arbeitet der Dachdecker aus dem Kanton Basel-Land auf dem historischen Haus in Kölliken.
Das Salzmehus ist eines von nur noch fünf Strohdachhäusern im Kanton Aargau. Zwei weitere stehen ebenfalls in Kölliken sowie je eines in Leimbach und Muhen. Nötig wird die Sanierung eines Strohdachs jeweils dann, wenn 20 der 30 Zentimeter dicken Strohschicht vom Wetter abgetragen worden sind. Bei Schilf, wie es heute beim Salzmehus verwendet wird, ist das in der Regel nach vier bis fünf Jahrzehnten der Fall – Schilf ist deutlich widerstandsfähiger als Stroh.
Doch auch andere Komponenten spielen mit, erklärt Bergamini: «Das Dachwerk des Salzmehus ist nicht verschraubt, sondern vernagelt.» Das führt dazu, dass das Dach im Wind deutlich mehr vibriert und das Stroh über die Jahre abgetragen wird. Dennoch: Andreas Bergamini, der sich seit rund 40 Jahren mit Strohdachhäusern beschäftigt (AZ vom 14. Juli), liebt das Kölliker Strohdachhaus: «Das Salzmehus aus Tannenholz steht auf mächtigen Eichenbalken. Fast alles ist verzapft – das ist noch echte Zimmermannskunst.»
Besonders ist auch das Dachwerk. Es stützt sich auf drei sogenannte Hochstuden: Vertikale Balken, die vom Boden bis zum First reichen. «Und auf dem Firstbalken liegen die Rafen auf, die ähnlich einem Zelt nach unten gefächert sind», erklärt Bergamini. Auf diese ist schliesslich ein Lattenrost aufgelegt, der das Schilf trägt.
Mit dem alten Schilf werden Bergamini, seine Partnerin Trudy Horst und ihre Mitarbeiter nun rund sieben 30 Kubikmeter fassende Container füllen. Grosse Blachen schützen das entblösste Haus vor dem Regen.
Längst der gefragteste Spezialist in der Deutschschweiz, war Bergamini zu seinen Anfängen froh, noch das Glück gehabt zu haben, Hans Wassmer kennen gelernt haben zu dürfen. Dessen Bedachungsunternehmen in Aarau gibt es dank Sohn Beat noch heute. «Als ich angefangen habe, war Hans Wassmer der letzte Strohdachdecker der Schweiz», erzählt Bergamini. Als er Wassmer auf seine Arbeit ansprach, meinte dieser «Ich bin jetzt 82 Jahre alt, ich gehe nicht mehr aufs Dach», worauf Bergamini erwiderte: «Und ich möchte das weiterführen.»