Schloss Wildegg
Duft und Geschichte: Durch die Duftbibliothek kann das Schloss Wildegg neu erschnuppert werden

Noch bis zum 6. Juni können verschiedene Installationen den Räumen des Museums entdeckt werden. Die Ausstellung ist Teil des Jahresthemas «1000 Düfte» von Museum Aargau.

Natasha Hähni
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Margret Huber riecht an der Blumeninstallation im Turmzimmer des Schlosses.

Margret Huber riecht an der Blumeninstallation im Turmzimmer des Schlosses.

Natasha Hähni / Aargauer Zeitung

Der Rosengarten gehört zu den neusten Teilen auf Schloss Wildegg, das Turmzimmer zu den ältesten. Im Rahmen der Veranstaltung «Poesie und Sprache, Duftbibliothek», wurden die beiden Orte zusammengeführt – und zwar in Form einer «Duftwolke» aus Schleierkraut, die durch ein Fenster in den Raum findet und sich dort entfaltet. «Die Kombination der Sinne finde ich wundervoll», sagt Margret Huber. Während sie an der Blumenfigur schnuppert, zückt ihr Mann die Kamera und fotografiert den höchsten Raum des Schlosses aus allen Perspektiven. Das Paar ist am Dienstagabend aus dem zürcherischen Uitikon nach Möriken-Wildegg gereist, um die erste Ausgabe der Ausstellung zu sehen.

Arrangiert wurden die Blumen im Turmzimmer von Floristin Hanna Knoblauch und Meisterflorist Philipp von Arx. Für den Duft im Raum sorgte Parfumeur Jean-Claude Richard, der Teil des Scent-Festival-Projektteams ist. «Richard war inspiriert vom Rosengarten», sagt Angela Dettling, stellvertretende Direktorin von Museum Aargau. Mit einer Mischung aus persischer Rose, Iris, Südsee-Sandelholz, Rosenholz und Vanille wolle Richard aufzeigen, wie komplex der Duft einer einzelnen Rose tatsächlich ist.

Die Düfte variieren je nach Stimmung

Die Ausstellungen beschränken sich aber nicht nur auf den Turmraum. Vom 31. Mai bis zum 6. Mai kann auch in der Küche, in der Schlossbibliothek, im Roten Estrich und im Türmchen auf der Lindenterrasse in verschiedene Duftwelten eingetaucht werden. Das Erlebnis ist Dettling zufolge wegen der Komplexität der Kompositionen jedes Mal ein anderes. «Es kommt immer auf die Stimmung an.»

Angela Dettling ist die stellvertretende Direktorin von Museum Aargau.

Angela Dettling ist die stellvertretende Direktorin von Museum Aargau.

Natasha Hähni / Aargauer Zeitung

Ihr Lieblingszimmer ist zurzeit das Türmchen auf der Lindenterrasse. Dort rieche man hauptsächlich Mandarinen, was sie in Frühlingsstimmung versetze. Der Duft in diesem Raum wurde von Parfumeurin Bibi Bigler komponiert. Die Früchte stammen aus Zitrusgärten auf der griechischen Insel Chios. Die Entwicklung der Gärten wird von Bigler schon seit Jahren begleitet. Auch ein Duft mit so einer Geschichte könne aber täglich neu interpretiert werden, wie Dettling findet.

Poesie als Rahmenprogramm

Genau diese Abwechslung sei eines der Ziele, die Museum Aargau mit dem Jahresthema «1000 Düfte» verfolge. «Wir erhalten durch die Ausstellung neue Sichtweisen auf die verschiedenen Museumsräume», sagt Dettling. Dies führe unter anderem auch dazu, dass neue Zielgruppen das Museum besuchen, oder dass Menschen, die schon mal da waren, erneut nach Möriken-Wildegg gelockt werden. Im Gegensatz zu den Blumeninstallationen, die im vergangenen Jahr im Fokus von Ausstellungen auf dem Schloss waren, habe man sich dieses Mal voll und ganz auf den Duft und dessen Komplexität fokussiert.

Damit die Bedeutung der Installationen auch richtig verstanden werden können, bietet das Museum Tandem-Führungen an. «Dabei erklären jeweils eine Historikerin oder ein Historiker und eine ‹Nase› gemeinsam, was in den Räumen präsentiert wird.», sagt Dettling. Als «Nasen» werden Parfumeurinnen und Parfumeure bezeichnet.

Als Rahmenprogramm rezitierte Lyrikerin Simone Lappert mit Gitarrenbegleitung Gedichte, die sie über die Düfte geschrieben hat. «Die ganze Veranstaltung war sehr durchdacht und einfach wunderbar», sagt eine Frau im Publikum, nachdem sich die Poetin für den Applaus bedankt hat.