Reinach/Sønderborg
Der Reinacher Fabrice Schubert ist für die Schweiz nach Dänemark an die Rhönrad-WM gefahren

Seit elf Jahren turnt er am Rhönrad, nun war er das erste Mal an der Weltmeisterschaft – und schloss besser ab als der Grossteil seiner Konkurrenz.

Florian Wicki
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Fabrice Schubert (r.) und Nati-Trainer Remo Meyer an der Rhönrad-WM in Sønderborg/Dänemark.

Fabrice Schubert (r.) und Nati-Trainer Remo Meyer an der Rhönrad-WM in Sønderborg/Dänemark.

zvg/Satus Gontenschwil

Erst war gar nicht klar, ob der 19-jährige Fabrice Schubert aus Reinach überhaupt an der Rhönrad-Weltmeisterschaft teilnehmen kann – der Automobilmechatroniker in Ausbildung hatte in derselben Zeit seine Lehrabschlussprüfungen. Als er erfuhr, dass es doch noch klappen würde, hatte er gemischte Gefühle: «Einerseits habe ich mich natürlich gefreut, andererseits kam da bereits die erste Nervosität auf, weil ich unsicher war, ob ich meine LAPs mit der WM unter einen Hut bringen kann.» Die Freude habe aber überwogen.

Die Rhönrad-WM – Rhönrad ist ein aus der Bayerischen Rhön stammendes Sportgerät, das aus zwei Reifen besteht, die durch sechs Sprossen miteinander verbunden sind – fand vom 23. bis 29. Mai statt. Im dänischen Sønderborg, unweit der deutschen Grenze, trafen die besten 90 Turnerinnen und Turner aus 13 Ländern aufeinander und massen sich in den Disziplinen Gerade, Spirale, Sprung und Mehrkampf.

Drei Plätze im Final erreicht

Das ganze Erlebnis war für Schubert extrem eindrücklich: «Als ich zum ersten Mal nach vorne bin zum Vorturnen, war das schon speziell. Ich habe auch noch nie vor einem so grossen Publikum geturnt.» Logischerweise sei er auch sehr nervös gewesen, bevor es losging. Sein Trick: «Ich gehe in mich und bete. Das hilft mir, Ruhe zu bewahren», erklärt Schubert, der Mitglied der Freien Christengemeinde Aarau ist. So gings, fährt er fort: «Als ich anfing, war ich so konzentriert, dass ich von der Nervosität gar nichts mehr mitbekommen habe.»

Fabrice Schuberts Kür in der Disziplin «Gerade».

WheelGymnastics Sport

Pro Disziplin gab es im Halbfinale eine Möglichkeit, sich für den Final zu qualifizieren. Schon da lief es für Schubert deutlich besser als erwartet: «Es war meine erste Weltmeisterschaft, da war es natürlich schwierig, abzuschätzen, wie gut die anderen sind. Deshalb habe ich mir vorgenommen, einfach mindestens einen Platz im Finale zu ergattern.»

Fabrice Schuberts Kür in der Disziplin «Sprung».

WheelGymnastics Sport

Es sollten derer drei werden: Gerade, Sprung und Mehrkampf. Im Mehrkampf landete er freitags darauf auf dem 6. Platz. Im Sprung schaffte er es auf den 5. Platz, im Geraden sogar auf den 4. Platz. Schubert ist mehr als zufrieden. Er hat erreicht, was er sich vorgenommen hat, sogar noch mehr – und das gleich bei der ersten Teilnahme. Er ist immer noch voller Euphorie und Tatendrang, wie er erzählt: «Am liebsten würde ich jetzt gleich in die Halle gehen und eine neue Kür einstudieren.» Genau das macht er jetzt auch.

Fabrice Schubert (2.v.r.) an der Siegerehrung der Rhönrad-WM in Sonderburg/Dänemark.

Fabrice Schubert (2.v.r.) an der Siegerehrung der Rhönrad-WM in Sonderburg/Dänemark.

zvg/Satus Gontenschwil

Oldtimer und Motocross als Kontrast

Die Lehrabschlussprüfungen hat Schubert übrigens auch bestanden. Nach den Sommerferien wird er seine erste Festanstellung im Lehrbetrieb antreten, bei der Garage Gloor AG in Gontenschwil. Auch in seiner Freizeit ist er, auch wenn er nicht gerade turnt, von Rädern umgeben: «Ich habe zu Hause einen VW-Caddy-Oldtimer, an dem ich gerne herumschraube. Daneben fahre ich ab und an Motocross.»

Das will eigentlich so gar nicht zum Rhönrad passen, wo nicht grobschlächtige Motoren, sondern Anmut und Grazilität im Vordergrund stehen. Doch diese Leidenschaft steckt in Schuberts Genen – bereits seine Mutter turnte früher am Rhönrad: «Als ich in ein Alter kam, in dem man normalerweise eine Sportart für sich entdeckt, fand meine Mutter, ich solle das mal ausprobieren.» Mit dem Satus Gontenschwil war im Nachbardorf ein Verein, bei dem sich das einrichten liess. Schubert war von Anfang an begeistert: «Ich turnte schon als Kind immer und überall rum, von daher war das Rhönrad gerade perfekt für mich.»

Und das ist es noch immer, man spürt die Begeisterung, wenn Schubert vom Turnen schwärmt: «Das kunstvolle Bewegen, Tanz, Ausdruck, die Spannung des Geräteturnens, und das alles zur Musik – diese Mischung fasziniert mich einfach.»