Reinach
Weltbürger mit Wurzeln in Reinach – Markus Bitterli kandidiert als Ammann

Der 64-Jährige will es noch mal wissen: Nach Jahrzehnten im Ausland kandidiert er als Gemeindeammann.

Natasha Hähni
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Nach 14 Jahren im Ausland ist Markus Bitterli zurück in Reinach und kandidiert als Ammann.

Nach 14 Jahren im Ausland ist Markus Bitterli zurück in Reinach und kandidiert als Ammann.

Valentin Hehli / WYS

Markus Bitterli weiss, was Integration heisst – als Finanzleiter arbeitete er bereits in Indien, Deutschland und zuletzt in Frankreich. Dort fielen ihm vor allem die Parallelgesellschaften auf. «So etwas will ich hier in Reinach unbedingt vermeiden.» Als Gemeindeammann will er unter anderem dieses Problem an vorderster Front bekämpfen.

Mit knapp 42 Prozent hat die Gemeinde Reinach einen der höchsten Ausländeranteile im Aargau. «Das ist per se ja kein Problem. Ich fühle mich in keiner Weise bedroht», so Bitterli. Um Parallelgesellschaften wie in Frankreich zu vermeiden, müsse aber vor allem bei Kindern aktiv an der Integration gearbeitet werden. «Das Wichtigste ist die Sprache», so Bitterli. Wer die Sprache spricht, sei schon mal Teil der Gesellschaft.

Es sei Zeit,um zurückzugeben

Der aktuelle Ammann Martin Heiz habe diesbezüglich schon viel Arbeit geleistet. Nach mehr als 30 Jahren legt Heiz sein Amt jedoch nieder. Mit bald 65 Jahren ist eine so lange Amtszeit für Bitterli ausgeschlossen. «Das wäre wohl etwas übertrieben», sagt er lachend.

Zwei Amtszeiten zu dienen, schliesst das langjährige Pfadimitglied aber nicht aus. Schliesslich sei für ihn die Zeit gekommen, um zurückzugeben: «Ich konnte jahrelang von den Leistungen derer profitieren, die sich in unserer Gemeinde politisch engagieren. Zudem kenne er Heiz schon seit vielen Jahren. «Er ist ein alter Pfader», so Bitterli. Zur Pfadi kommt zudem sein Engagement in der Operette Beinwil am See.

Keine Subventionen, nur Rahmenbedingungen

Die starke Verankerung in der Region sei einer der Hauptgründe für seine Kandidatur. Politisch lässt sich Bitterli keiner Parteirichtig zuordnen.«Ich mag keine Ein-Thema-Politik. Ich habe eine soziale, eine grüne und eine wirtschaftliche Ader», erzählt er.

Konkret heisst das: Bitterli spricht sich deutlich für eine erneute Abstimmung betreffend der 30er-Zone im gesamten Dorf,für mehr erneuerbare Energie und gegen die Subventionierung von Industrie und Gewerbe in der Gemeinde aus. «Wir müssen entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, um gute Steuerzahler anzulocken.»

Eine Fusion ist nicht Priorität

Reinach bekommt den höchsten Finanzausgleich im Kanton Aargau. «Wir haben ein sehr geringes Steueraufkommen pro Kopf und viele Aufgaben als Zentrumsgemeinde», erklärt Finanzleiter Bitterli. Eine Fusion mit Menziken, Leimbach oder Burg steht dennoch nicht zuoberst auf seiner Pendenzenliste. Früher oder später, so Bitterli, sei eine Fusion aber eine logische Konsequenz. Der genaue Zeitpunkt des Megaprojekts stehe aber noch in den Sternen.

Ein Ort notabene, an dem sich der potenzielle Ammann wohlfühlen müsste: Seit seiner Pensionierung arbeitet Bitterli als Begleiter für Wegführungen der Astronomischen Vereinigung Aargau.

Von Familie umgeben

Die Familie ist im selben Gebäude Kinder hat Bitterli keine. «Teilweise zog ich innerhalb einer Woche von einem Land ins andere. Das wäre mit einer Frau und Kindern undenkbar gewesen.» Tatsächlich reiste der Finanzleiterjahrzehntelang auf allen Kontinenten umher: «Ich war in Brasilien, Australien und sogar in der Antarktis.»

Die Familie hat er aber trotzdem immer nahe bei sich. Seine Mutter lebt im Altersheim Falkenstein, seine beiden Schwestern leben in der Region Zürich und sein Bruder wohnt im selben Gebäude wie er. «Von seinem ältesten Sohn bin ich der Götti», so Bitterli.