Das Reinacher Theater am Bahnhof (TaB) feiert 2022 unter anderem den 80. Geburtstag von Hermann Burger.
Als «wahnsinnig schwierig» bezeichnet Clo Bisaz, Betriebsleiter Theater, das vergangene Kulturjahr im Theater am Bahnhof (TaB). Die Pandemie verhinderte die Tangonacht und eine Theatervorstellung, letztere mangels Reservationen. «Es kamen übers Ganze etwa 60 Prozent weniger Leute», sagt Bisaz. Der Trost: Im Rahmen des kantonalen Projekts «Theaterfunken» kamen so viele Kinder wie noch nie zu Theatererlebnissen. An 23 Vorstellungen in Reinach über 2000 Kinder.
Im Jahr 2015 inszenierte die Theatergruppe des TaB, welche Wellen Oswalt Kolles Aufklärungsfilm «Das Wunder der Liebe – Sexualität in der Ehe» 1968 im Reinacher Kino Sommer geschlagen hatte. In Zürich nämlich war der Film verboten, was zu Besuchern auch aus diesem Kanton führte. Das Stück von Adrian Meyer verarbeitete darin Recherchen vor Ort, und nun wird der Stoff rezykliert sozusagen. Gemeinsam mit Kanal K aus Aarau wurde die Geschichte zum Hörspiel umgearbeitet. Am Sonntag, 20. Februar, um 11 Uhr kann man die Hörcollage im TaB hören. Geplant ist im Anschluss daran ein Podiumsgespräch mit Teilnehmenden verschiedener Generationen.
Am 10. Juli 2022 würde Hermann Burger, der im Wynental aufgewachsene Sprachvirtuose, 80nJahre alt. Das Theater am Bahnhof besetzt das Thema gleich doppelt. Im September – Premiere ist am 16. – geht es um den Privatmenschen Hermann Burger, seinen Alltag. «Ein Audio-Spaziergang führt das Publikum in kleinen Gruppen zu Metzgerei, Bäckerei, Post, Schule, Geburtshaus», sagt Clo Bisaz. Und wird über Kopfhörer und vor dem «Tatort» den Menschen Burger näherbringen. Am Ende der Spaziergänge trifft man sich im TaB, wo Burgers Lieblingsmenu, eine Überraschung, kredenzt wird.
Erst am 3. März 2023 zeigt das TaB-Ensemble eine Bühnenfassung von Burgers Roman «Schilten». Zwischen diesen beiden Hauptevents bleibt Hermann Burger ein Thema. «Wie setzen einen klaren Schwerpunkt mit Podiumsgesprächen, musikalischen Beiträgen, Filmen, Lesungen», sagt Clo Bisaz. Auch Zeitzeugen sollen da mitmachen. Alt Bundesrat Kaspar Villiger? Klar denkt der TaB-Betriebsleiter auch an ihn.
Neu lanciert das TaB nächstes Jahr einen Theaterspielklub. Ab dem 17. Februar bis zum 29. Juni arbeitet die Theaterpädagogin Simone Stephan wöchentlich, jeweils mittwochs, mit Kindern ab neun und Jugendlichen ab zwölf Jahren. In diesen beiden Gruppen soll je eine Geschichte erfunden werden, die dann im Sommer gezeigt werden. Vorkenntnisse sind nicht nötig: Die Bühne dient als Ort des Improvisierens und Experimentierens mit Körpersprache, Mimik und Stimme. Clo Bisaz: «Wichtig für die Zukunft des Hauses!»
Die reguläre Frühjahrssaison im TaB beginnt am 8. Januar mit einem literarischen Konzert von und mit Ruedi Häusermann & Ensemble. Es geht um Texte des Autors Kurt Marti, der dieses Jahr seinen 100. Geburtstag hätte feiern können. Den Schlusspunkt setzen Pedro Lenz und Max Lässer am 7. Mai mit einem Höhenflug übers Mittelland in Wort und Musik.
Dazwischen (Details und Reservationen unter tab.ch) können Kinder eine Nachmittagsdisco mit Sirupdrinks geniessen und sich gemeinsam mit Eltern und Grosseltern auf Entdeckungsreise in die Welt der Bienen begeben, samt Workshop mit Imker im Haus plus Film. «Eine Fortsetzung der Reihe ‹Der Natur auf der Spur›, die mit der Vogelwarte Sempach letzte Saison erfolgreich gestartet ist», sagt Clo Bisaz. Auch für Familien gedacht ist der Tag des Akkordeons mit Werkstattbesichtigung, ersten Selbstversuchen bis hin zu Konzerten.
Ein besonderes Erlebnis verspricht die Umsetzung der Erzählung «Los» von Klaus Merz in einen Film, der mit Virtual-Reality-Brillen gesehen wird. Eine Gelegenheit für zwei Mal 25 Personen. Fatima Dunn, Cellistin und Sängerin, gibt dank Loops ein vielstimmiges und -instrumentales Konzert. «Mein persönliches Highlight», sagt Clo Bisaz.
Eine Spoken-Word-Band, Kabarett mit Valsecchi & Nater, «Pro Argovia Artists 2022», und eine Krimilesung runden das abwechslungsreiche Frühjahrsprogramm im Theater am Bahnhof ab.