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Aargau
Wyna/Suhre
Gogo Frei liest nicht, auch wenn er zusammen mit Melanie, seiner Ehefrau, ein Buch geschrieben hat. Gogo erzählt und singt und lässt seine Gitarre sprechen.
Im «Böröm Pöm Pöm» zu Oberentfelden präsentiert Gogo, 65, seine «Karriere eines Provinzmusikers» auf launig-authentische Art, begleitet von Rainer «Yemen» Suter am Bass und Franz «Fräne» Kneubühler am Schlagzeug, zwei alten Wegbegleitern.
Im Publikum, die Plätze werden zugeteilt, damit alles coronakonform stattfinden kann, sitzen am Freitagabend auch musikalische Gogo-Genossen wie Peter «Kniri» Knaus, Urs «Üse» Dubach und Wolfgang Bortlik. Anlass für Spontandialoge, wenn Gogo Anekdoten aus seinem Musikerleben preisgibt.
Das Trio auf der Bühne beweist: Der Blues kennt kein Alter. «Keep Cool» liefert den Einstieg in einen Abend, der in Erinnerungen schwelgen lässt. Und der stoisch seine Läufe an der Bassgitarre zelebrierende Suter übernimmt im zweiten Stück locker den Querflötenpart des Originals aus dem Jahr 1972.
Zwischen den einzelnen Sets signiert Gogo im Nebenraum sein Buch ohne Gedränge. Corona. Von wegen: «Five Coronas, please», dies der Name einer Platte einer der vielen Bands von Gogo Frei, der bis 1986 noch daran geglaubt hatte, wenn man nur lange genug zusammenspiele, gelinge der Durchbruch. «Todeslüge», lacht Gogo. «Ich bin immer gerne getingelt», sagt er, als er das Lied «Tingeltangel» ankündigt, ein nicht erkannter Ohrwurm, der das Publikum mitwippen lässt.
Überhaupt: Die Songs haben Boden, und was das Trio an diesem Anlass abliefert, bildet die Breite des musikalischen Schaffens von Jürg «Gogo» Frei schön ab. Da darf das Kapitel Fussball nicht fehlen, und eine wohltuende Selbstironie prägt den Abend, auch im «Strichkampfblues» über das ewige Zittern des (und mit dem) FC Aarau. Gogo Frei beweist in seinen Texten, ob Mundart, Hochdeutsch oder Englisch, die Gabe, allgemein Menschliches aufzunehmen, sei es im Song über Sachen, die im Kopf bleiben, und die man nie jemandem sagt oder in einem Lied über das Sammeln mit der Pointe, dass trotzdem immer etwas fehle und am Ende niemand 1002 Stoffmäuse wolle. Sammelgut endet im Sammelhof. Gogo, der Alltagsphilosoph.
Natürlich will das begeisterte Publikum Zugaben. Gelegenheit für die drei Musiker, solierend noch einmal ihrer Leidenschaft zu frönen. Dies in einem instrumentalen Slow-Blues, geeignet für «geschlossenes Tanzen», aber es ist Corona, «Maskenball» der anderen Art. Man bleibt artig sitzen und nimmt es Gogo ab, wenn er über seine Musik sagt: «Mir spielt es nicht so eine Rolle, ob es jemandem gefällt; ich mache es einfach.» Provinzmusiker? Provinz ist überall.