«Sag einfach, ich hätte als Maler mit Farben und Formen mein Verhältnis zur Welt, vielleicht auch meine Liebe zu dieser wunderbaren Welt, auszudrücken versucht», wies Kurt Hediger einst einen langjährigen Freund an. Nach Hedigers Tod blickt dieser Freund nun auf das Lebenswerk des Reinacher Künstlers.
Nach einer längeren Zeit, in welcher die Altersbeschwerden seine Lebensqualität deutlich einschränkten, ist der Reinacher Kunstmaler Kurt Hediger am 27. April 2022 im hohen Alter von 90 Jahren gestorben. Eine namhafte Persönlichkeit der aargauischen bildenden Kunstszene hat uns verlassen.
Es war mir vergönnt, Kurt Hediger während 50 Jahren freundschaftlich begleiten zu dürfen und dabei sein Leben als Kunstmaler mit den Höhen und Tiefen seines empfindsamen Charakters zu beobachten und da und dort auch mitzuerleben.
Seine Zeit des künstlerischen Schaffens fiel in die Zeit der aktiven aargauischen Kulturpolitik der 70er-Jahre, basierend auf dem neuen Kulturgesetz und dem Kuratorium. Wenn dies auch bei den Kulturschaffenden grundsätzlich begrüsst wurde, löste die Art und Weise, wie dabei der Staat mit öffentlichen Geldern die vom Gesetzgeber geforderte Kulturförderung vorantrieb, beim Verstorbenen auch persönliche Kritik aus.
Doch versuchen wir jetzt rückblickend, uns dem künstlerischen Engagement etwas zu nähern.
Im Vordergrund stand bei ihm sein hoher Anspruch an die Qualität seiner Arbeiten, so, wie er sie empfand und er sie an sein eigenes Schaffen stellte. Fast zu stark war sein permanentes Suchen nach erweiterter, vertiefter Aussage und nach endlicher Verwirklichung dann in der Präsentation seiner Bilder. Das hohe Ziel, das er sich damit setzte, prägte zweifellos sein Verhalten auch als Person. Oftmals ruhig, ausgeglichen und begleitet von seinem herzhaften, stimmlich voluminösen Lachen, dann aber plötzlich voller Zweifel, sich unverstanden und angegriffen fühlend und Dritten gegenüber danach seine Meinung unmissverständlich und hart zum Ausdruck bringend.
Dass er sich dadurch nicht nur Freunde schaffte, war ihm klar. Der hohe persönliche Einsatz, der in seinen Bildern verborgen ist, verlangt vom Betrachter jedoch auch viel: Nämlich aus der Fülle dieser Empfindungen nach den schöpferischen Momenten in seiner Kunst zu suchen. Ich ertappe mich selber, wie ich vor allem bei seinen Landschaftsbildern in eine Tiefe schauen kann, was mich dann lehrt, die Natur als die eigentliche Kreation zu verstehen. Das zeigt, mit welcher Seriosität, kämpferischem Einsatz und Reife er seiner Aufgabe nachgekommen ist. Er schrieb mir persönlich: «Mein Freund, der Künstler Leroy, sagte mir mal: Allez jusqu’au bout et réaliser.» (Deutsch: Geh bis zum Ziel und vollbringe es.)
Als Abrundung dieses Nachrufes möchte ich ein paar Worte aus seinem Munde im Jahr 1976 zitieren, als er mich schriftlich bat, die nächste Vernissage Rede zu halten:
«Sag einfach, ich hätte als Maler mit Farben und Formen mein Verhältnis zur Welt, vielleicht auch meine Liebe zu dieser wunderbaren Welt, auszudrücken versucht. Falls dies nicht schaubar werde für den Betrachter, so sei dies einzig mein Fehler, und ich werde mich bemühen, in Zukunft durch noch intensivere Beschäftigung mit der Natur, mich noch verständlicher zu machen.»
Mögen diese ehrlichen, berührenden Worte dazu beitragen, ihn als Künstler besser zu verstehen, denn er gehört zweifellos und entgegen der Meinung von lokalen Fachgremien in den Kreis der verdienten und grossen Aargauer Kunstmaler.