Menziken
Markus Weber: «Menziken hat schon zu viele leerstehende Wohnungen»

Seit eineinhalb Jahren sind die Maschinen in den Hallen der Weber Verpackungen verstummt. Jetzt verkauft Markus Weber seine ehemaligen Fabrikhallen. Der Gemeinderat hat auch schon eine Idee, was auf dem Areal entstehen soll.

Flurina Dünki
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Die Hallen der ehemaligen Weber Verpackungen stehen heute grösstenteils leer.

Die Hallen der ehemaligen Weber Verpackungen stehen heute grösstenteils leer.

zvg

Die Bourquin-Group, der die Firma seit 2007 gehört, zügelte im Sommer 2017 Verpackungsanlagen und Belegschaft an ihren Sitz in Oensingen SO. Nun verkauft Eigentümer Markus Weber die Gebäude beim Bahnhof Menziken. Der 65-Jährige mit Wohnort Beinwil am See blieb auch nach dem Verkauf seines Unternehmens an die Bourquin-Group im Besitz des Grundstücks. Dem Käufer winken gemäss Verkaufinserat 5000 Quadratmeter Gewerbefläche. Teilweise sind diese vermietet, etwa an einen Autohändler.

«Ich hätte die Gebäude am liebsten abreissen lassen, nachdem Bourquin ausgezogen war», sagt Markus Weber auf Anfrage. «Das ging aber von der Gemeinde aus nicht.» Denn Weber hätte sich gerne Zeit gelassen, um zu überlegen, was am besten auf das Gelände passt. «Es hätte mir auch nichts ausgemacht, das Areal ein paar Jahre lang brachzulassen, bis sich etwas ergibt, das man neu darauf bauen kann.»

Nicht alle behielten die Stelle

Doch die Hallen liegen in der neuen Zentrumszone, wo gemäss BNO eine gemischte Nutzung von stillem Gewerbe und Wohnungen vorgesehen ist. «Ich wollte keine Wohnungen bauen» sagt Weber, «wir haben in Menziken schon zu viele leerstehende Wohnungen.»

Den Wegzug von Bourquin aus Menziken hat der ehemalige Patron nicht leicht genommen. Den Familienbetrieb hatte Urgrossvater Robert Weber 1872 gegründet. Markus Weber kam 1973 als 20-Jähriger in vierter Generation ins Unternehmen. Er hatte seine Firma 2007 dem Grossunternehmen mit Hauptsitz im neuenburgischen Val de Travers verkauft, weil er keinen Nachfolger hatte und hoffte, die Arbeitsplätze der Angestellten seien auf lange Zeit sicher. 40 Arbeitsplätze verlor Menziken mit dem Auszug von Bourquin. «Ein Teil der Belegschaft ist 2017 mitgegangen nach Oensingen, andere aber nicht», sagt Markus Weber heute.

«Für Schichtarbeiter, die frühmorgens oder spätabends mit der Arbeit beginnen, war der neue Arbeitsweg mit vielen Komplikationen verbunden.» Die Bourquin SA begründete den Schritt damals mit dem auslaufenden Mietvertrag in Menziken (laut Weber hatte Bourquin diesen nicht verlängert) und mit neu gewonnenem Platz durch ausrangierte Maschinen am Oensinger Standort.

Den Entscheid, wie die ehemaligen Verpackungs-Produktionshallen künftig genutzt werden, überlässt Weber nun dem Nächsten. Kaufanfragen seien auf sein Inserat mehrere eingegangen. Der Preis wird einzig Interessenten auf Anfrage bekannt gegeben, er liege aber im einstelligen Millionenbereich. «Keine Vermittler/Immobilienagenten» steht im Verkaufsinserat. «Ich bevorzuge einen Käufer, der einen richtigen Plan hat mit dem Objekt», so Weber.

Was will der Gemeinderat?

Der Gemeinderat hat ebenfalls Ideen, was auf dem Areal passieren könnte. «Vorstellbar ist eine Nutzungsdurchmischung mit Wohnen, publikumsorientierter Nutzung, eventuell Büronutzung», sagt Gemeindeammann Erich Bruderer. Denkbar sei zum Beispiel die Ansiedelung von Kleinunternehmen, welche kreative Lösungen und moderne Technologien anbieten und neue Arbeitsplätze in Menziken schaffen. «Es soll ein lebendiges und verdichtetes Zentrum geben», so der Ammann. «Es wäre wünschenswert, wenn statt Industriebrachen verschiedene Kreativinseln im Zentrum von Menziken entstehen würden.»

Aufgrund der Lage des Weber-Areals sei der Gemeinderat «sehr an einer guten und für die Gemeinde nachhaltigen Nutzung interessiert und verfolgt den Verlauf gespannt». Die Arealentwicklung im Dorfzentrum sei anspruchsvoll und stelle hohe Anforderungen, so Bruderer weiter. «Es ist aber auch die Chance, das Zentrum und die Wahrnehmung der Gemeinde langfristig aufzuwerten und mit neuen Impulsen zu prägen.»