Leimbach
Ein Leimbacher Verein bringt krebskranke Kinder auf die Rennstrecke

Der Verein «A wish comes true» will schwerkranke Kinder und ihre Familien einen Tag lang die Sorgen vergessen lassen. Der Gründer kommt aus Leimbach und erklärt, was dahintersteckt.

Florian Wicki
Drucken
Einmal mit einem Auto wie dem Nissan GT-R R35 auf der Rennstrecke fahren – der Traum vieler Kinder und Erwachsener.

Einmal mit einem Auto wie dem Nissan GT-R R35 auf der Rennstrecke fahren – der Traum vieler Kinder und Erwachsener.

zvg

Für viele Menschen ist der schlimmste Tag ihres Lebens jener, an dem sie von ihrem Arzt erfahren, dass sie Krebs haben. Für Eltern ist es wohl noch schlimmer, wenn es das eigene Kind trifft.

Diesen Familien will Massimo Santarossa helfen. Damit sie zumindest für einen Moment ihre Sorgen vergessen und ein Abenteuer erleben können. Der 53-jährige Leimbacher hat dafür mit seinem besten Freund, Xavier Montandon, den Verein «A Wish comes true» gegründet. Er erklärt: «Ich habe zwei gesunde Kinder und kann mir nicht vorstellen, wie ich reagieren würde, wenn ihnen etwas passieren würde.» Zudem gehe es vielen Menschen in der Schweiz sehr gut, da sei es eine Pflicht, denen zu helfen, die es weniger gut hätten.

Santarossa und Montandon laden Familien mit krebskranken Kindern ein, einen Tag lang den Lausitzring zu besuchen und in einem echten Rennauto mitzufahren. Zwischen Berlin und Dresden gelegen, ist der Lausitzring eine der berühmtesten Rennstrecken Deutschlands.

4000 Stunden in der Werkstatt

Die Leidenschaft für Autos hatte Santarossa, der als Jugendlicher eine Lehre als Automechaniker absolvierte, schon immer. Das hat sich bestätigt, als er nach der Lehrzeit in der Rennabteilung von Emil Frey arbeitete. Sein Auto, ein Nissan GT-R R35 mit 750 PS, hat er 2016 selbst zum Rennwagen umgebaut. Der Umbau war für ein Jahr geplant – letztlich haben die beiden rund 4000 Stunden in der Werkstatt verbracht, bis sie 2019 starten konnten.

Der Wunsch, sein Auto auch für einen sozialen Zweck zu benutzen, kam Santarossa schon früher. Zum einen habe es ihn immer wieder gefreut, dass sein kleiner Sohn damals auch so begeistert von dem Auto gewesen sei wie er. Dazu kam: «Eines Tages haben mich eine Frau und ihr kleiner Sohn angesprochen. Die Mutter hat gefragt, ob ihr Sohn sich den Wagen genauer anschauen dürfe.» Die leuchtenden Augen hätten ihn schliesslich motiviert, das Projekt zu starten.

Mit dem Leimbacher Verein «A Wish comes true» erfüllt Massimo Santarossa (rechts) diesen Wunsch.

Mit dem Leimbacher Verein «A Wish comes true» erfüllt Massimo Santarossa (rechts) diesen Wunsch.

zvg

Der Rest habe sich so ergeben, führt er aus: «Als ich gerade die Auspuffanlage des Nissans umbaute und ich dafür eine Wärmeisolierung benötigte, kam ich über die Website des Fachbetriebs auf den Verein ‹Nascar-hilft.de›.» Der Verein mache genau das, was er sich auch vorgestellt habe: Er organisiere Taxifahrten für krebskranke Kinder und Jugendliche – für Santarossa genau das Richtige.

Nach einem Kennenlern-Tag trat Santarossa schliesslich der Organisation bei, seit 2019 führt er mit «Nascar-hilft.de» – ein Team von 30 bis 40 Personen, vom Kinderbetreuer über die Fotografin bis zum Fahrzeugbetanker – solche Events durch. Mit drei bis vier Rennautos und für jeweils fünf bis zehn Familien pro Anlass. Und das ganze unentgeltlich, wie er betont: «Wir arbeiten aber nicht gratis; unser Lohn ist die tiefe Dankbarkeit, die uns entgegenströmt, wenn wir einer Familie ein schönes Erlebnis schenken konnten.»

Manchmal ist es der letzte Wunsch

Mit Dankbarkeit alleine lässt sich allerdings ein Auto dieser Klasse nicht bezahlen. Der Kauf, der Umbau, die Wartung und der Betrieb sowie die Fahrtkosten zum 800 km entfernten Lausitzring verschlingen viel Geld.

Auch deshalb haben Santarossa und Montandon den Verein «A Wish comes true» gegründet; um die ganzen Tätigkeiten zu offizialisieren und so aktiver auf Sponsoren und Gönner zugehen zu können, die jeweils ein oder mehrere solcher Wochenenden finanzieren möchten.

Das erste dieses Jahr, das Ende April stattfindet, sei dank zwei grosszügigen Sponsoren gesichert, freut sich Santarossa, für die anderen drei bis vier würden noch weitere Sponsoren und Gönner gesucht. Daneben hat Santarossa auch weitere Unterstützer, so etwa die Reinacher Hauri Autotechnik AG, sagt er: «Da ich keine eigene Werkstatt habe, lässt mich Marc Hauri die Arbeiten am Wagen in seiner Werkstatt ausführen.»

Belastet ihn das nicht auch, besonders als Vater, wenn er immer wieder mit den tragischen Schicksalen anderer Familien konfrontiert wird? Santarossa winkt ab: «Wenn ich im Rennwagen sitze, sitzt neben mir nicht eine Person, die Krebs hat. Sondern eine Person, die wie ich unglaubliche Freude am Fahren hat.» Das Adrenalin tue dabei seinen Rest.

Natürlich gäbe es aber auch immer wieder traurige Momente: «Es kommt auch vor, dass wir einem Kind seinen letzten Wunsch erfüllen – das ist natürlich auch für uns nicht einfach.» Gleichzeitig gäbe es aber auch die schönen Momente: «Ein Kind hat uns besucht, das hatte einen faustgrossen Hirntumor. Inzwischen ist es wieder gesund und munter.»

Die Hilfe, die «A Wish comes true» leisten möchte, geht über das blosse Rennvergnügen hinaus. So bleiben viele der Familie mit Santarossa und dem Verein in Kontakt. Natürlich dürfen auch andere Rennsportbegeisterte den jungen Verein unterstützen, indem sie gegen Bezahlung mitfahren. Weitere Infos unter www.awishcomestrue.ch.