Kulmerau
Käsen im Kupferkessi statt Feierabendbier

Vor einem Jahr machte der Gasthof Sonne dicht. Nun wird aus der «Sonne» ein urchiges Lokal für Firmen- und Gruppen-Events. Am Samstag konnte man altes Inventar kaufen.

Peter Weingartner
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Stillleben mit Inventar
10 Bilder
Sollen wir, sollen wir nicht
So würde das funktionieren, erklärt Joao Lopes
Junior Fabio Gander macht den Kassier
Ein Kauf will wohl überlegt sein
In dem geschlossenen Gasthof Sonne in Kumerau wurde das Inventar verkauft.
Der Kühlschrank muss auch weg
Brgitte Gander möchte eine Küchenschürze mit der Aufschrift Sonne an die Frau bringen
Der Handel gilt
Auch Vorhänge waren zu haben

Stillleben mit Inventar

Peter Weingartner

Vor einem Jahr machte die «Sonne» dicht. Nun baut die Besitzerin, die Trisa Holding, um. «Wir suchten eine nachhaltige Lösung», sagt Trisa-Direktor Adrian Pfenniger. Mit dem neuen Pächter, der Firma Gander-Event GmbH, glaubt man, aufs richtige Pferd gesetzt zu haben. «Wir haben alle Bewerbungen unvoreingenommen geprüft; Ganders Konzept überzeugte uns», sagt er.

Robi und Brigitte Gander engagieren sich nicht «blauäugig» in Kulmerau. «Ich arbeite seit 25 Jahren in der Tourismus-Branche», sagt Gander: Rigibahnen, Abenteuer-Ferien. Und seit 9 Jahren führen die beiden die Firma Gander-Event. Bis anhin haben Ganders mit Partnern vor allem Firmenevents an verschiedenen Orten angeboten: Iglu Bauen, Winterstafetten, Hausmusik.

«UrCHig» ist Programm

«Wir waren sehr viel unterwegs», sagt Robi Gander. Das soll, mit einem fixen Haus, anders werden. Sie hätten zuerst ein Bauernhaus gesucht, doch mit all den Auflagen sei dies «eine sehr schwierige Sache». Die Alternative: ein Landgasthof. Auf ein Inserat der Trisa meldeten sie sich und erhielten den Zuschlag.

«Liebe auf den ersten Blick», sei es gewesen, als er erstmals in Kulmerau gewesen sei, sagt Robi Gander. «UrCHig» heisst die «Sonne» in Zukunft. Konkret: Gruppen können im Butterfass Butter und im Kupferkessi Käse herstellen. Gander hat vor, eine Holzkegelbahn aufzustellen. In ungezwungener Atmosphäre sollen die Gruppen miteinander etwas tun. Urchig wird auch gegessen: Man schöpft Salat und Älplermagronen beispielsweise aus einer grossen Schüssel. «Das Rezept für die Schoggicreme habe ich von meiner Grossmutter», sagt Gander und ergänzt: «Gastfreundschaft ist oberstes Gebot.» Der Name des Hauses impliziert auch Swissness.

Wie in der Branche üblich übernahmen die neuen Pächter das Inventar des Hauses. Aufgrund des Konzepts konnten sie freilich nicht alles gebrauchen. So kam es am Samstag zum Verkauf von Inventar: zum Beispiel Gläser, Spiegel, Pfannen, Boccalini, Schneidmaschine, Dessertgeschirr, Vorhänge, Kinderstühle, Saucièren, eine Garderobe, Bilder, Glacémaschine, Eierbecher.

Beat Erni hat für den Fussballclub Triengen die Friteuse bereits unter der Woche reserviert. Pirmin Meier, der Präsident der Feldmusik, hat das Nachsehen. «Wir haben schon einen Deal vereinbart», sagt Erni. Die Vereine werden sie nicht immer gleichzeitig brauchen. Joao Lopes telefoniert mit seinem Schwager: Es geht um einen Mikrowellenofen. Seine Frau kauft Vorhänge, Teller und anderes Geschirr. «Eine Schüssel zwei Franken; wenn Sie zwei nehmen, zusammen drei Franken», sagt Madeleine Scheuber, die zukünftige urchige Köchin.

Eine Dorfbeiz wirds nicht mehr geben. Brigitte Gander aber macht die Wirteprüfung. Ein paar Mal im Jahr sollen im Lokal «Stobeten» stattfinden: Das heisst: spontane Musikveranstaltungen, nach Möglichkeit auch mit einheimischer Beteiligung. Im Juni soll das Lokal eröffnet werden. Bis dann sind noch diverse Arbeiten am Haus nötig. Einerseits ist das, wie Adrian Pfenniger sagt, eine «energietechnische Sanierung: Fenster, Heizung, Isolation». Zum andern sind Anpassungen ans Konzept nötig: Innenverkleidung im «optisch-dekorativen» Sinne.