Die Jungschwinger der Schwingklubs Aarau, Kulm und Lenzburg trotzen dem Virus und trainieren fleissig.
Die Luft im Unterkulmer Schwingkeller ist stickig. 13 Buben reissen und zerren an den Zwilchhosen, was das Zeug hält. Dazwischen gibt die J+S-Leiterin Sonja Riesen, selber ehemalige Aktive, dem Nachwuchs des Schwingklubs Kreis Kulm Tipps, wie der Gegner mit der richtigen Technik auf den Rücken gedreht werden kann.
«Endlich können wir mit den Jungschwingern wieder trainieren», zeigt sich der Kulmer Vereinspräsident André Bergmann erleichtert. Weil die Gemeinde Unterkulm ihre Turnhallen während viereinhalb Monate für den öffentlichen Sportbetrieb geschlossen hielt, durfte auch der Schwingernachwuchs nicht trainieren. Einige Jungschwinger zeigten aber regelrechte Entzugserscheinungen, worauf die Eltern die Leiterin um eine Alternative baten.
Sonja Riesen organisierte darauf Trainings im Lenzburger Schwingkeller in Möriken. Auf den 1. März kam die bundesrätliche Erlösung für die «bösen» Buben. «Der Anfang war etwas zaghaft, aber jetzt kommt wieder Routine in die Zweikämpfe», schildert Riesen den Wiederbeginn. Allerdings halten einige Eltern ihre Buben noch zurück, weil sie der Coronasituation noch nicht trauen.
Seit Jahren führt der Schwingklub Aarau die grösste Nachwuchsabteilung im Kanton. «Wir trainierten während des ganzen Winters immer mit gut 40 Jungschwingern», sagt Präsident Matthäus Huber stolz. Seit bald 20 Jahren ist David Anderegg Jungschwingerobmann. Unter seiner Führung ist die Nachwuchsförderung über die Sportart hinaus vorbildlich.
Nicht nur coronabedingt, sondern auch aus Platzgründen teilt der SK Aarau das Jungschwingertraining in zwei Gruppen auf. Entsprechend zählt Anderegg auf fünf weitere Leiter zur Betreuung und Förderung der jungen Sägemehlathleten. «Die Eltern sind froh, dass wir weiterhin ein Training anbieten», erzählt Matthäus Huber.
Dazu hat der Klub ein Schutzkonzept erstellt. Die Leiter tragen während des Trainings Masken, und alle müssen zu Hause duschen. Trotzdem war das Training immer gut besucht. Als Abschluss des Wintertrainings absolvierte der Schwingklub Aarau mit dem Nachwuchs traditionell die Jugend+Sport-Stufenprüfung.
Ebenfalls gut aufgestellt ist der Schwingklub Lenzburg im Nachwuchsbereich. In seiner modernen Schwinghalle in Möriken trainieren am Dienstagabend regelmässig 23 und mehr Buben im Alter bis 15 Jahre. Unter der Führung von Jonas Graber herrscht eine erstaunliche Disziplin und Ruhe.
Graber stehen Nik Alpiger senior und junge Aktivschwinger des Vereins bei der Trainingsleitung zur Seite. «In unserem Schwingkeller haben unsere Jungschwinger seit letztem Sommer ohne Unterbruch trainiert», erzählt Präsident Martin Buchmann. Seit Anfang März dürfen auch Nachwuchsschwinger bis 20 Jahre wieder zum Zweikampf ins Sägemehl steigen. Der Technische Leiter des Vereins, Gian Alpiger, leitet diese kleine Gruppe in einem separaten Training.
Der Schwingklub Lenzburg ist zuversichtlich, dass der Schwingbetrieb auch für die Aktiven bald wieder hochgefahren werden kann. Buchmann erklärt, dass der Verein eine Wiese reserviert habe, auf der demnächst ein Aussenplatz eingerichtet werden könne.
Mit Ausnahme von elf Aargauer Spitzenschwingern, die das Training in diesen Tagen wieder aufnehmen (vgl. AZ-Sportteil von gestern), herrscht bei den Aktiven noch Ungewissheit, wie die Saison 2021 ablaufen wird. Möglich sein sollten hingegen bald wieder Wettkämpfe für den Nachwuchs.
So plant der Schwingklub Aarau, den Schachen-Schwinget am 2. Mai auf die Jugend zu beschränken. «Wir wollen den Jungschwingern unbedingt eine Wettkampfmöglichkeit geben. Eventuell erweitern wir den Anlass auf zwei Tage, damit sich auch Schwinger bis 20 Jahre messen können», erklärt Matthäus Huber. Der Schwingklub Aarau geht sogar die Bedingung ein, dass der Anlass ohne Zuschauer durchgeführt werden muss.
«Wir wären sehr froh, wenn der Schachen-Schwinget stattfinden würde», hofft auch die Kulmer Leiterin Sonja Riesen. Monatelang nur zu trainieren, ist selbst für die fleissigsten Zwilchhosensportler ermüdend.