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Aargau
Wyna/Suhre
Ein kleines Selbstbedienungsregal mit ein paar Blumen und ein bisschen Deko wurde einer Floristin aus Schmiedrued zum Verhängnis. Weil sie das Regal während des Lockdowns offen liess, muss die dreifache Mutter, die den kleinen Laden eher als Hobby betreibt, nun eine hohe Busse zahlen.
Manuela Achermann steht noch immer unter Schock. Diese Woche flatterte der Strafbefehl der Staatsanwaltschaft Aargau bei ihr ein. Unverhältnismässig findet die 39-jährige Floristin das Ganze, schliesslich habe sie das Regal sofort geschlossen, als die Polizei am 3. April vor ihrem Blumenladen auftauchte und sie aufforderte, das Regal zu schliessen. Ausserdem hätten weder Bund, Kanton noch Gemeinde ihre Anfrage klar beantworten können, ob ein Selbstbedienungsregal verboten sei, so Achermann. Wütend ist sie, auf Facebook postet sie deshalb empört: «Es kann doch echt nicht sein, dass man die kleinen Läden so fertigmacht.»
Für Manuela Achermann sind die 1320 Franken ein sehr hoher Betrag. Als Mutter von drei Kindern kann sie die Busse nur in Raten abzahlen. Für sie fühlt es sich an, als sei sie eine Schwerverbrecherin: Denn wenn sie den Betrag nicht bezahlt, wandert sie für acht Tage ins Gefängnis.
Polizei und Staatsanwaltschaft vertreten in der Sache einen ganz anderen Standpunkt: Laut der Kantonspolizei Aargau war die Weisung klar, wie "20 Minuten" berichtet: «Es war den Besitzern der Blumenläden längst bekannt, dass sie auch den Selbstbedienungsbereich geschlossen haben müssen», so Polizeisprecherin Aline Rey.
Deshalb bleibt die Staatsanwaltschaft auch bei ihrer Entscheidung: Gegenüber "20 Minuten" erklärt Sprecherin Fiona Strebel: «Am 3. April galt gestützt auf die Covid-19-Verordnung, dass sämtliche öffentlich zugänglichen Einrichtungen, die für die Deckung des alltäglichen Lebensbedarfs nicht zwingend notwendig sind, geschlossen waren. Darunter fielen auch unbediente Selbstbedienungsläden wie zum Beispiel solche für Blumen und Dekorationsartikel.»
Manuela Achermann aber weiss von anderen, die nur verwarnt wurden. Trotzdem: Einen Anwalt zu engagieren, um gegen die Busse vorzugehen, das kann sie sich nicht leisten. Nur bei Facebook habe sie sehr viel Solidarität erfahren. Auch eine Anwältin hat sich da bei ihr gemeldet. Das ist wohl ihre letzte Hoffnung.