Hirschthal
Das Siegerprojekt steht fest: Hirschthals Dorfzentrum erhält 74 neue Wohnungen

Die Sieger des Gestaltungswettbewerbs stellen ihre Vision für Hirschthals Zentrumsüberbauung vor. Ganz zufrieden ist die Jury noch nicht.

Natasha Hähni
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Zentrumsentwicklung Hirschthal; Gewinner des Wettbewerbs wurden die Lämmli Architektur AG und die Bütikofer Schaffrath Landschaftsarchitekten mit ihrem Projekt «Continuo».

Zentrumsentwicklung Hirschthal; Gewinner des Wettbewerbs wurden die Lämmli Architektur AG und die Bütikofer Schaffrath Landschaftsarchitekten mit ihrem Projekt «Continuo».

Natasha Hähni

«Bis 2030 werden über 2000 Menschen in Hirschthal leben», ist sich der ehemalige Gemeindeammann Peter Stadler sicher. Zurzeit zählt das Dorf rund 1600 Leute. «Im Moment sind mit dem ‹Eggpark› und der Überbauung Oberdorf rund 80 Wohnungen im Bau», ergänzt er an der Infoveranstaltung zur neuen Zen­trumsüberbauung. Diese sieht nochmals sechs Mehrfamilienhäuser vor. «Da kann man sich denken, was in den nächsten Jahren auf uns zukommt», sagt er.

Losgehen soll es mit dem Bau des neuen Dorfzentrums gemäss den Investoren (Art 7 Immobilien aus Rupperswil und Jules Steiger AG aus Triengen), schon in ein bis zwei Jahren. Wer das Areal gestalten darf, wurde mit einem Wettbewerb entschieden. Die Gewinner: die Lämmli Architektur AG und Bütikofer Schaffrath Landschaftsarchitekten mit ihrem Projekt Continuo. Auf die Frage, wann sie von ihrem Glück erfahren haben, antwortet Architekt Alain Brühlmann prompt mit einem Strahlen im Gesicht: «Am 22. November, das vergesse ich nicht so schnell.»

Versetzte Wohnungen für mehr Nähe zur Natur

Das Projekt hat eine Reihe von Anforderungen zu erfüllen. So muss beispielsweise Rücksicht auf bestehende Bauten wie das Schulhaus genommen und die Bodennutzung muss haushälterisch angegangen werden. ­Zudem soll Platz für Gewerbe und ein öffentlicher Durchgang für Fussgänger gewährleistet sein. Der Plan muss unterschiedliche Wohnungstypen und ein Umgebungskonzept beinhalten.

Herausgekommen ist eine Überbauung mit 76 Wohnungen in zwei Baureihen. Die Reihe «Dorf» besteht aus drei Bauten, die sich an der typischen Strassenbebauung Hirschthals orientieren. «Wegen der Nähe zur Hauptstrasse sieht diese Baureihe im Erdgeschoss Gewerbe vor», heisst es im Schlussbericht der Gemeinde. Im südlichen Teil, bei der Kreuzung, sei ein Bistro oder Kiosk denkbar. Im nördlichen Teil (nahe Schulanlage) sei zudem eine Kita angedacht. «In den oberen Geschossen sind 2,5- bis 3,5-Zimmer-Wohnungen geplant, die für Alterswohnungen in Frage kommen», heisst es weiter.

Die zweite Baureihe «Dichte» beinhaltet ebenfalls drei Baukörper. Die Wohngebäude werden als «Fünfspänner» bezeichnet. Das bedeutet, dass um das Treppenhaus jeweils fünf Wohnungen mit je 2,5 bis 4,5 Zimmern angeordnet werden. Das führe zu einem kleineren Fuss­abdruck und mehr Freiraum ­zwischen den Gebäuden. «Die Form ermöglicht eine Verzahnung mit der Natur», sagt Architekt Dieter Lämmli, Inhaber der Lämmli Architektur AG.

Ein paar Anpassungen wird es geben

Einzig die Balkone der Gebäude in der zweiten Baureihe wurden vom sechsköpfigen Beurteilungsgremium als knapp bemessen beurteilt. An den drei Gebäuden an der Hauptstrasse hatte die Jury etwas mehr auszusetzen. Ein Dorn im Auge seien vor allem die grossen Giebeldächer der beiden parallel zur Hauptstrasse ausgerichteten Gebäude. «Die werden sicher noch überarbeitet», so Markus Goldenberger. Er vertritt als Gemeinderat die Gemeinde Hirschthal in der Jury.

Sind die Anpassungen gemacht, geht es weiter mit dem Vorprojekt, dem Gestaltungsplanverfahren, dem Bauprojekt und dem Baugesuch. «Ende 2023, Anfang 2024, können die Investoren hoffentlich mit dem Bau beginnen», sagt Goldenberger. «Es geht was hier in Hirschthal», ergänzt alt Gemeindeammann Peter Stadler, während er die Gipsmodelle in der Aula der Mehrzweckhalle bestaunt. Er kennt sie praktisch auswendig. Die Zentrumsentwicklung ­beschäftig den Gemeinderat schon seit Jahren.

Bereits im Jahr 2017 wurde im Auftrag der Gemeinde und der Landbesitzer über das gesamte Ortszentrum rund um die Kreuzung mitten im Dorf eine Testplanung durchgeführt. Im Dezember 2020 wurde mit der Revision der Nutzungsplanung die Kernzone aufgehoben und in die Wohn- und Gewerbezone umgezont, weil es keinen historischen Ortskern gab. Mit dem Ausbau des Bahnhofs, dem «Eggpark» an der Kreuzung Talstrasse/Hauptstrasse, der Überbauung Oberdorf (Holzikerstrasse) und der neuen Zentrumsüberbauung wird Hirschthals Dorfkern zwar definitiv nicht historisch sein, dafür aber äusserst modern.

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