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Mit einem knappen Mehr stimmten die Attelwiler der Vereinigung zu. Fusionsgegner hatten Vorbehalte gegen die Fusion wegen des Landwirtschaftslandes, das die ortsansässigen Landwirte von der Ortsbürgergemeinde pachten.
Vier Ja-Stimmen entschieden gestern über die Fusion zwischen Attelwil und Reitnau. Mit nur gerade 89 zu 85 Stimmen siegten in Attelwil die Befürworter, während sich Reitnau mit 340 Ja zu 65 Nein deutlich für den Zusammenschluss aussprach. Wie sehr das Thema die Attelwiler bewegte, ist auch an der Rekord-Stimmbeteiligung von 77,4 Prozent (Reitnau: 47,2 Prozent) abzulesen. Wenn alles planmässig verläuft, werden die beiden Dörfer ab Januar 2019 unter dem Ortsnamen Reitnau eine Gemeinde bilden. Geführt wird diese von einem im Herbst 2018 neu gewählten Gremium, das in seiner ersten Amtsperiode zwingend aus zwei Gemeinderäten aus dem Attelwiler und drei aus dem Reitnauer Ortsteil bestehen wird. Der Segen des Grossen Rats zur Fusion gilt nur noch als Formsache.
In Attelwil wurde in den letzten Wochen ein harter Abstimmungskampf geführt. Während im Vorfeld der Gemeindeversammlung am 21. September noch nicht klar war, wie gross die jeweiligen Lager sind, zeigte sich mit dem Ergebnis (51 Ja- zu 41 Nein-Stimmen), wie gespalten das Dorf ist. In der Folge machten Befürworter und Gegner mobil, der Ausgang der Urnenabstimmung war völlig offen. Umso mehr freut das Ergebnis den Attelwiler Ammann Roger Lehner (parteilos): «Die Stimmbürger haben nach der Gemeindeversammlung zum zweiten Mal dem Antrag des Gemeinderats zugestimmt.» Er lese daraus, dass der von Arbeitsgruppen und Behörden ausgearbeitete Vertrag sowie die Pro-Argumente des Gemeinderats und der Befürworter eine knappe Mehrheit von der Vereinigung überzeugten.
Gleichzeitig sieht der Ammann den kommenden Monaten, in denen die Umsetzungsdetails ausgearbeitet werden, nüchtern entgegen. Denn die Gründe der Fusionsgegner sind nicht bloss nostalgischer Natur. Viele Landwirte, die auf Ortsbürgerland Grundstücke pachten, fürchten, dass sie bei Vertragserneuerung nach der Fusion nicht eine automatische Pachtverlängerung erhalten. Schliesslich haben Reitnauer Bauern in Zukunft ebenso Anspruch auf das vereinte Ortsbürgerland.
«Mit 85 Nein-Stimmen haben wir eine starke Minderheit im Dorf. Deren Anliegen und Ängste müssen im Fusionsprozess zwingend berücksichtigt werden», so Lehner. Es sei deshalb wichtig, dass auch der neu gewählte Gemeinderat diese wichtigen Anliegen nicht ausser Acht lasse. 2018 würden die jeweils sechs Jahre laufenden Pachtverträge der Attelwiler Bauern erneuert, das gäbe ihnen mittelfristig Sicherheit. Auf lange Sicht könne er sich vorstellen, mit den Landwirten bezüglich der Pachtverhältnisse gewisse Garantien zu erarbeiten und zu fixieren. Etwa mittels Einsetzen einer entsprechenden Arbeitsgruppe.
Auch die Reitnauer Frau Ammann Regina Lehmann-Wälchli nimmt die Ängste der Attelwiler Fusionsgegner ernst. «Oberstes Ziel ist es jetzt, darauf hinzuarbeiten, dass die fusionierte Gemeinde ein Dorf für alle ist und nicht nur für die Abstimmungssieger.» Die Reitnauer hätten die Fusion nicht in der Absicht beschlossen, dem kleineren Fusionspartner Schaden zuzufügen oder etwas wegzunehmen. Bezüglich einer Regelung zum Pachtland könne man sich sicher überlegen, ob es bei der Ausarbeitung der Gemeindeordnung eine Möglichkeit gäbe.
Nach dem Ja an der Urne geht es für die Gemeinden nun an den Umsetzungsprozess. Verantwortlich dafür ist eine Arbeitsgruppe, bestehend aus den Ammännern Roger Lehner und Katrin Burgherr, den Vize-Ammännern, den Gemeindeschreibern und dem externen Projektleiter Martin Hitz.