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Wyna/Suhre
Die Chrischona ist in die 4,3 Millionen Franken teure «Lenzchile» eingezogen. Dank der Heizung müssen die Gottesdienstbesucher nicht mehr frieren, wie es in der 140-jährigen «Alzbachkapelle» üblich war.
Eine türkisfarbene Fassade, ein verglastes Entrée, farbenfrohe Möbel und eine Weitsicht übers Reinacher Moos bis auf den Homberg. So präsentiert sich die neue «Lenzchile» in Reinach. Über 200 Erwachsene und rund 50 Kinder haben letzten Sonntag den ersten Gottesdienst der Chrischona Reinach in der neuen Kirche besucht. Der Gottesdienst wurde dabei sogar live im Internet übertragen.
Möglich gemacht durch die moderne Technik, die der grosse neue Saal zu bieten hat: Bühne, Mischpult, Flat-Screen, Scheinwerfer und LED-Lichter. «Wir wollten in die Zukunft investieren», sagt Jugendpastor Andi Müller. Deshalb hätten sie nicht nur einen Saal für rund 230 Personen eingeplant, sondern auch die neuste Technik angeschafft.
Aber nicht nur das Technische vermag die Gottesdienstbesucher zu begeistern: «Es ist ja richtig warm hier», wurde Pastor Andreas Ruh mehrfach angesprochen. Bis anhin war in der 140-jährigen «Alzbachkapelle» frieren für die Gottesdienstbesucher an der Tagesordnung – sie war seit deren Bau das Zuhause der Chrischona Reinach. «Die Heizung hat uns in den letzten Jahren regelmässig im Stich gelassen», sagt Pastor Ruh.
Dies war aber nicht der einzige Grund für den Bau einer neuen Kirche und den Rückbau der alten. «Die ‹Alzbachkapelle› ist nicht rollstuhlgängig, es war zu eng und zu dunkel», sagt Andi Müller. Schon vor 20 Jahren habe deshalb die Chrischona Reinach angefangen, für eine neue Kirche zu sammeln. Jetzt konnte der 4,3 Millionen Franken teure Bau neben der alten Kapelle bezogen werden. Rund die Hälfte der Kosten hat die Chrischona Gemeinde mit Spenden zusammengespart.
Neben der Freude über die neue Kirche schwingt auch ein bisschen Wehmut mit. Mit der «Alzbachkapelle» werden viele Erinnerungen verbunden. Viele der Freikirchler haben in der Kapelle geheiratet, ihre Kinder taufen lassen und sogar die Hochzeit ihrer Kinder darin erlebt. Dass sie nun dem Erdboden gleichgemacht wird und darauf Parkplätze entstehen, lässt sie nicht kalt. «Wir haben in zwei Gottesdiensten bewusst von der Kapelle Abschied genommen.» So konnten die Besucher über ihre Erlebnisse in der Kapelle berichten. «Aber jetzt sind wir bereit für das neue Kapitel», sagt Ruh.
Chrischona Reinach investierte mit diesem Schritt in die Zukunft. So ist es nicht verwunderlich, dass der Jugend viel Platz geboten wird in der «Lenzchile». Neben dem «Müsli»-Raum für die Zwei- bis Fünf-Jährigen im Untergeschoss, gibt es einen Kids-Treff und einen Jugendraum. Der Baby-Raum befindet sich im Erdgeschoss mit Stillraum und Direktzugang zum Hauptsaal. Mittels Screen wird der Gottesdienst live in den Babyraum übertragen. «Dass wir nun genügend Platz haben, um vor und nach den Gottesdiensten zusammenzusitzen und einen Kaffee zu trinken, ist für uns einer der grössten Pluspunkte», sagt Andreas Ruh. In der «Lenzchile» gibt es neu eine Cafeteria. Zudem wurde eine Industrieküche eingebaut.
Offiziell wird die «Lenzchile» erst im Mai eingeweiht. Tag der offenen Tür wird am 26. Mai gefeiert und am 27. Mai findet der offizielle Festakt statt. Bis dahin sollten auch die Umgebungsarbeiten und der neue Spielplatz auf der Nordseite der Kirche fertiggestellt sein.
Offiziell bleibt der Name Chrischona Reinach als Bezeichnung der Freikirche. Mit dem Einzug in die «Lenzchile» will sie jedoch ein neues Kapitel aufschlagen. Im Gottesdienst von letzter Woche animierte Pastor Andreas Ruh die Besucher denn auch, den neuen Name «Lenzchile» zu benutzen. Damit folgt die Reinacher Chrischona dem vorherrschenden Trend: Rund ein Drittel der 100 Chrischona-Gemeinden in der Schweiz haben in den letzten Jahren ihren Namen geändert. «Weg vom Sektenimage» titelte die AZ im Januar den Namenswechsel der Chrischona Lenzburg «Lenzokirche».
Mit Sektenimage habe das nichts zu tun, meint Pastor Andreas Ruh. «Dazu sind unsere Beziehungen und unsere Akzeptanz zu anderen Freikirchen und der reformierten Landeskirche viel zu eng.» Eine Sekte gebe vor, wie man zu leben habe. Etwas anderes gebe es nicht. Die Namensänderung habe einen anderen Grund: «Der Name Chrischona ist heute einfach für viele schlecht einzuordnen.» Nur noch wenige wüssten, dass er sich auf den Berg St. Chrischona bei Basel beziehe, wo vor über 175 Jahren die Freikirche entstanden sei. (mei)