Aarburg
Geschenkte Käfer werden zum Problem: «Die Kosten laufen aus dem Ruder»

Mehrere Vereine wollen gegen die jährlichen Kosten des VW-Käfer-Museums das Referendum ergreifen. Das Argument der Gegner: Die Kosten würden aus dem Ruder laufen, zumal die Gemeinde Aarburg seit Jahrzehnten Finanzsorgen plagen.

Raphael Nadler
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Das geplante VW-Käfer-Museum passt nicht allen Aarburger Vereinen: Sie sammeln Unterschriften für ein Referendum. key

Das geplante VW-Käfer-Museum passt nicht allen Aarburger Vereinen: Sie sammeln Unterschriften für ein Referendum. key

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«Es kann nicht sein, dass man vier Aarburger Schützenvereine mit ihrer selbst erstellten und finanzierten 10-Meter-Luftdruckschiessanlage einfach auf die Strasse stellt», sagt Peter Plüss aus Aarburg.

Das Mitglied des Pistolenschützenvereins Aarburg ist Initiant des Referendums gegen den Beschluss der Gemeindeversammlung, für den Betrieb des neu entstehenden VW-Käfer-Museums mit jährlich wiederkehrenden Kosten von rund 10 500 Franken.

An der Gemeindeversammlung vom 22. November stimmte eine Mehrheit der 173 anwesenden Stimmberechtigten (von total 3531) für das VW-Käfer-Museum und die jährlich wiederkehrenden, und durch Steuerzahlen zu finanzierenden, Unterhaltskosten von 10 500 Franken.

«Eine Annahme ist endgültig»

Die Schenkung könne nicht, wie an der Gmeind vom 22. November gesagt wurde, jederzeit rückgängig gemacht werden, bemängeln die Gegner. «Eine Annahme ist endgültig», sagt Peter Plüss.

Das heisst: Die Gemeinde Aarburg ist verpflichtet, für immer diese 15 VW-Käfer in einem fahrbereiten Zustand zu halten. «Dafür werden in Zukunft die 10 500 Franken kaum ausreichen», ist Plüss überzeugt. «Die Kosten laufen aus dem Ruder.»

So kam Aarburg zu den 15 VW-Käfern

Der am 27. Juli verstorbene Zofinger Hans-Peter Nething hatte unter anderem eine Sammlung von 15 VW-Käfern, die Elsbeth Märchy aus Zofingen erbte. Sie vermachte die Sammlung der Einwohnergemeinde Aarburg und schloss mit dieser einen Schenkungsvertrag ab. Die Sammlung geht per Neujahr 2014 an Aarburg über. Der Vertrag ist unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die Gemeindeversammlung zu den Kostenfolgen errichtet worden. Die Initialkosten von rund 20 000 Franken für die definitive Einrichtung im Untergeschoss der Alten Turnhalle Höhe als Museum für die Sammlung (Malerei, Tore usw.) wird aus dem Museumsfonds finanziert. Die jährlich wiederkehrenden Kosten von rund 10 500 Franken (Versicherungen, Unterhalt usw.) gehen zulasten der Einwohnergemeinde. (ran)

Weiter sind die Unterschriftensammler der Meinung, dass die Gelder im Museumsfonds für geeignetere Anschaffungen genutzt werden sollten, wie z. B. für das historische Schild von der alten Post, welches kürzlich ersteigert werden konnte, aber nicht für den Unterhalt von alten Fahrzeugen.

Zumal die bestehenden Fahrzeugmuseen in der Schweiz alle privat betrieben würden. «Eine Gemeinde ist dazu nicht geeignet, da die Fahrzeuge regelmässig gewartet, unterhalten und bewegt werden müssen», betonen die Gegner. «Insbesondere wenn später aufwendige Restaurierungsarbeiten anfallen.»

Mehrere Vereine, die sich nun der Unterschriftensammlung angeschlossen haben, sind der Meinung, dass sich das Untergeschoss der Turnhalle nicht als öffentlich zugängliches Museum eignet. Es fehle z. B. eine Lüftung. «Die Motoren müssen regelmässig laufen gelassen werden und dann bleiben die Abgase wochenlang in der Halle, da droht Erstickungsgefahr.»

Keine aussterbende Spezies

Vom VW-Käfer wurden über 21 Millionen Fahrzeuge gebaut. In Deutschland sind immer noch über 50 000 zugelassen. In Schweizer Online-Fahrzeugbörsen werden rund 50 fahrbereite Käfer angeboten.

Es seien noch reichlich Käfer im Umlauf, sind die Gegner überzeugt. «Es gibt keinen Grund, dass die Aarburger Steuerzahler diese 15 Käfer retten müssen», sagt Peter Plüss. «Es gibt genügend potenzielle Käufer, die die Fahrzeuge mit Freude ausfahren würden, statt sie bei uns verstauben zu lassen.»

Aarburg plagen seit Jahrzehnten Finanzsorgen, betonen die Gegner, und der Steuerfuss sei mit Abstand der höchste in der Region.

«Für den Betrieb dieses VW-Käfer-Museums soll nun plötzlich Geld vorhanden sein, obwohl gleichzeitig für die Ausgabe des Neujahrblattes 2014 die Beiträge gekürzt und in der Stadtbibliothek die Pensen reduziert werden», sagt Peter Plüss. «Wir können nicht von Sparen reden und gleichzeitig neue wiederkehrende Ausgaben generieren.»

Das Komitee muss bis zu 30. Dezember rund 360 gültige Unterschriften gesammelt haben, damit das Referendum zustande kommt. Erst dann wird an der Urne nochmals über den jährlich wiederkehrenden Beitrag an das VW-Käfer-Museum abgestimmt.