Uerkheim
Geht der Hochwasserschutz wieder bachab?

In vier Wochen müssen die Uerkner an der Urne erneut über das Hochwasserschutzprojekt abstimmen.

Nadja Rohner
Drucken
Hochwasser am 10. Oktober 2012 in Uerkheim.

Hochwasser am 10. Oktober 2012 in Uerkheim.

ran-archiv

Seit die Uerke im Oktober 2012 über die Ufer getreten ist und grosse Sachschäden an Häusern und Autos verursachte, streitet man sich um die Notwendigkeit aufwendiger Hochwasserschutzmassnahmen. Vier Abstimmungen hat es dazu schon gegeben, eine steht am 18. Oktober an.

Rückblick: An der Sommergmeind 2013 bewilligten die Stimmbürger einen Baukredit für ein erstes Projekt. Daraufhin wurde das Referendum ergriffen – und an der Urne lehnten die Uerkner das Geschäft doch noch ab. Im Sommer 2014 hiessen sie einen Projektierungskredit für ein neues Hochwasserschutz-Massnahmenpaket gut. Ein Jahr später liegt dieses nun vor. Es basiert auf der kantonalen «Gefahrenkarte Hochwasser» und beinhaltet rund 40 bauliche Massnahmen am Bachbett sowie an den Brücken. Die Stimmbürger liessen sich an der Gmeind im Juni vom neuen Projekt überzeugen und bewilligten den Baukredit. 5,8 Mio. Franken soll der Hochwasserschutz kosten. Die Gemeinde rechnet mit Kantons- und Bundesbeiträgen, sodass die Nettokosten für Uerkheim noch 1,5 Mio. betragen.

Doch die Gegner des Projekts lancierten erneut erfolgreich ein Referendum. Nun sollen die Uerkner erneut an die Urne – zum letzen Mal, hoffen die Behörden. Am Mittwoch luden deshalb der Gemeinderat und die eigens gegründete Planungskommission zum Medientermin. Bei der allerersten Abstimmung war moniert worden, dass die Bevölkerung zu wenig informiert worden sei – «In der Zwischenzeit haben wir Ortsbegehungen und Infoveranstaltungen durchgeführt», sagt Gemeinderätin Kirsten Hauri. Demnächst werden Infoflyer verschickt. In der Planungskommission seien zudem Einwohner aller Dorfteile vertreten gewesen. Man merkt: Die Gemeinde bemüht sich, dieses Mal alles richtig zu machen.

Dennoch sind die Vorbehalte gegen das Projekt nach wie vor da. Es sei zu gross, zu teuer, bringe nur Wenigen etwas, man müsse halt das Bett der Uerke einfach öfter ausbaggern, heisst es etwa. Auf az Online schrieb ein Leser, man habe doch gewusst, dass die Uerke über die Ufer trete, die Liegenschaftsbesitzer seien selber Schuld, dort gebaut zu haben. Warum jetzt der Steuerzahler dafür geradestehen müsse?

Brückensanierung unumgänglich

Gemeinderat und Planungskommission betonen indes, man müsse die Brücken erhöhen und das Bachbett nicht vertiefen, sondern verbreitern. «Die Ausbagger-Arbeiten, die der Kanton heute schon macht, dienen lediglich der Erhaltung, nicht aber der Verbesserung der Situation», stellt Kommissionspräsident Martin Hürzeler klar. Diese Arbeiten kosten mehrere zehntausend Franken im Jahr. Die Kosten würde sinken, sobald die Hochwasserschutzmassnahmen eingerichtet seien, versichert der Gemeinderat. Das Hauptargument der Behörden sind jedoch die Brücken. «Die meisten der Brücken im Dorf sind in einem schlechten Zustand», so Gemeinderätin Hauri. Sie führt als Beispiel die Brücke an der Bergstrasse, gleich vor dem Gemeindesaal, an. Dort sei das Ufer massiv unterspült. «Die Brücken müssen erneuert werden – die einen möglichst sofort, die anderen innert der nächsten 20 Jahre.»

Die unumgängliche Brückensanierung würde die Gemeinde etwa 1,95 Mio. Franken kosten. Werden die Brücken aber im Zusammenhang mit dem Hochwasserschutzprojekt erneuert, zahlt Uerkheim dank der Beiträge von Bund und Kanton etwa 400 000 Franken weniger. Die Subventionsbeiträge werden erst definitiv festgelegt, wenn der Kredit gesprochen und das Bauprojekt bewilligt ist. Der Gemeinderat macht keinen Hehl daraus, dass die projektierten Kosten die Gemeindekasse belasten werden.

«Die Zeit drängt», sagt Kommissionspräsident Martin Hürzeler. «Bund und Kanton müssen sparen. Je länger wir zuwarten, desto grösser die Chance, dass sie ihre Beiträge kürzen.» Wenn sich die Stimmbürger erneut für das Projekt aussprechen und alle Bewilligungsverfahren glatt laufen, könnten die Bauarbeiten 2017 beginnen. Bis dahin ist Uerkheim vom Hochwasser bedroht. Kürzlich hat der Gemeinderat Baubewilligungen für mehrere Hochwasserschutz-Massnahmen an Privatliegenschaften gesprochen. Massnahmen, die nicht notwendig wären, wenn die Uerke bereits gebändigt wäre.