Leimbach
Für die Sanierung des Kugelfangs: Hier entsteht die erste Seilbahn im Wynental

Der Leimbacher Kugelfang muss saniert werden – in steilem Gelände. Bergler zeigen, wie es geht: mit Heli und Seilbahn.

Ann-Kathrin Amstutz
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Spektakulär ist der Anblick: Der rot-weisse Helikopter zieht in einem weiten Bogen über Leimbach. Das Knattern der Rotorblätter lockt ein paar Kinder aus den Häusern und erschreckt die Geissen auf der Wiese. Wind peitscht den Schaulustigen entgegen, als der Heli landet und ein Mann bei noch laufendem Motor herausspringt. Was ist hier los? Der Helikopter hat eine Mission: Er hilft beim Errichten der ersten Seilbahn im Wynental.

Was ein bisschen wie ein verfrühter Aprilscherz klingt, hat durchaus einen ernsten Hintergrund. Der Kugelfang der alten 300-Meter-Schiessanlage muss saniert werden. Rund 500 Tonnen Erde sind mit Blei und Antimon kontaminiert und müssen entfernt werden. Weil sich die Leimbacher Schiessanlage aber in steilem und schlecht erschlossenem Gelände befindet, ist ein normaler Abtransport per Lastwagen nicht möglich.

Auf dieser Wiese entsteht die Seilbahn: Der 850 Kilogramm schwere Mittelmast wird per Helikopter installiert.
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Der Masten dazu wurde am Freitag, 3. März 2017 per Helikopter installiert.

Auf dieser Wiese entsteht die Seilbahn: Der 850 Kilogramm schwere Mittelmast wird per Helikopter installiert.

Chris Iseli

Die Gemeinde musste also eine Alternative finden. «Zuerst wollten wir die kontaminierte Erde per Heli abtransportieren», sagt Gemeindeschreiber Luca Zanatta. Das habe sich als unmöglich herausgestellt, weil der Helikopter manchen Wohnhäusern zu nahe gekommen wäre. Zudem wäre es richtig teuer geworden: Der Helikopter hätte rund 200 Mal fliegen müssen, um alles Material wegzubringen.

«Bewährtes Mittel an extremen Orten»

So kam die Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem Geologie- und Energiebüro Eberhard & Partner AG auf eine andere Lösung: Eine Seilbahn soll die Erde ins Dorf transportieren. Diese Idee hat Leimbach von den Berglern abgekupfert. Dort sind schwierige Erschliessungslagen häufiger als im Unterland. «Seilbahnen sind ein bewährtes Transportmittel an extremen Orten», sagt Hans Planzer, Leiter der Hans Planzer Forstbetriebe AG aus Bürglen im Kanton Uri. Die Firma wurde mit dem Aufstellen und Betrieb der Seilbahn beauftragt. Die Urner kommen zum Handkuss, weil es im Aargau keine Seilbahnen gibt und daher auch niemanden, der sie betreibt. Die Hans Planzer AG kennt sich mit derartigen Aktionen dafür bestens aus: «Der Einsatz von Helikoptern zum Masttransport gehört zum Standard», sagt Hans Planzer.

Für seine Männer Alltag, fürs Wynental aber eine spezielle Attraktion. Gestern wurde mit dem Mittelmast der erste Teil der Seilbahn errichtet – mit dem Helikopter kein Problem, obwohl der Mast mitten in unwegsamem Gelände zu stehen kommt. An einem Seil befestigt, hob der Heli den 850 Kilogramm schweren Mast in die Lüfte und setzte ihn am Hang wieder ab. Hier warteten die Männer der Hans Planzer AG und verankerten den Mast mit Seilen. Das Spektakel dauerte nur wenige Minuten.

Die Seilbahn wird 400 Meter lang Rund 400 Meter lang wird die Seilbahn sein: Drei Masten, ein Wägeli. Armin Kiser, Umweltingenieur bei Eberhard & Partner AG, erklärt das Vorgehen bei der Sanierung: «Oben wird die kontaminierte Erde von einem Bagger abgegraben. Mit einem Handspektrometer, einer Art Röntgengerät, kann ich die Erde je nach Belastung in Kategorien einteilen. Unten stehen fünf verschiedene Mulden, entsprechend der fünf Kategorien.» Hier wird die Erde zwischengelagert, bis sie von Lastwagen abtransportiert wird. Armin Kiser hofft, dass das Wetter mitspielt: «Bei trockenen Bedingungen wäre die Erde in drei Wochen abgetragen. Momentan ist es aber so nass, dass die Bagger nicht auffahren können.»

Die ehemalige Schiessanlage war rund 80 Jahre lang in Betrieb, bevor sie 2002 stillgelegt wurde. An der Wintergmeind 2015 sprachen die Leimbacher Stimmbürger einen Verpflichtungskredit von 220 000 Franken für die Sanierung. Bund und Kanton beteiligen sich entsprechend der Verordnung über die Abgabe zur Sanierung von Altlasten (VASA) mit 48 000 bzw. 60 000 Franken. So bleiben der Gemeinde Kosten von rund 112 000 Franken. Ob die Sanierung die Gemeinde nicht doch teurer zu stehen kommt, ist noch nicht klar. Luca Zanatta sagt: «Eine definitive Abrechnung können wir erst am Schluss präsentieren.»