Menziken
Familiendrama über drei Generationen

Der Wahlmenziker Hans Schaub präsentiert seinen ersten Roman, eine Familiensaga aus dem Jura.

Peter Siegrist
Drucken
Bildergalerie 1
4 Bilder
Buchautor Hans Schaub, Menziken
Adrian Suter, Verleger des woa-Verlags begrüsst die Gäste.
Karl Gautschi, Menziken, hielt die Laudatio.

Bildergalerie 1

Peter Siegrist

Das Publikum applaudierte bereits nach dem ersten Leseabschnitt. Im Museum Schneggli in Reinach stellte Hans Schaub seinen soeben erschienen Roman «Schuldig geboren» vor.

Das Buch ist sein Erstling in der Sparte Belletristik. Hans Schaub hat in seinem Leben schon viel geschrieben. Als Unternehmer in der Metallbranche publizierte er vor allem Fachartikel, 2009 erschien sein Sachbuch zur Nachfolgeplanung in KMU.

«Diese Geschichte habe ich lange in mir getragen, aber ich hatte Respekt», sagt Schaub.

«Schuldig geboren» ist eine Familiensaga. Eine komplexe Erzählung in deren Zentrum Marta und ihr tyrannischer Mann Max stehen.

Schaub erzählt von Leid, Glück, Tod und Geburt. Er erzählt von Willkür von Behörden, von christlicher und unchristlicher Selbstgefälligkeit, von Gemeinheiten und Leid, welche die Menschen einander zufügen.

Die Erzählung erstreckt sich zeitlich über drei Generationen von den 1920er Jahren über die Epoche des Zweiten Weltkrieges bis in die späten 1970er Jahre. Familienbande verknüpfen die Schicksale der Menschen über Jahrzehnte hinweg. Sie spielt in Waldenburg BL, dem Ort, wo Schaub aufgewachsen ist. Es gelingt dem Autor von der ersten Seite an, die Leserschaft am Leben seiner Figuren teilhaben zu lassen.

Die Leser leiden mit, oder schöpfen Hoffnung, wenn etwa Max nach einem Unfall die Chance packt. Sie empfinden Wut und ärgern sich, ob der Ungerechtigkeiten. Zum Beispiel, wenn die Behörden alles daransetzen, nach Martas Vergewaltigung, die Sache zum Schutz des Mannes unter den Teppich zu kehren, wenn sie das Opfer zur Täterin machen.

In einer klaren, nie überschwänglichen Sprache, erzählt der Autor die Geschichten und Wege seiner Figuren, verknüpft sie einerseits in zeitlichen Achse, dann auch horizontal. Familien, Heirat und Berufsleben verbindet Schaub miteinander. Er ermöglicht Einblicke ins damalige Gewerbe, schildert unchristliche Querelen mit bornierten Pfarrherren und malt so ein durchaus sozialkritisches Bild.

Schaub schafft den Sprung vom Sachbuchautor ins Erzählfach. Seine Hauptfiguren im Buch, Marta, die mit 16 von ihrem Schwager vergewaltigt wird, ihr späterer Mann Max, der psychischen und physischen Terror auf seine Familie ausübt und letztlich an seinem Schicksal zerbricht, führt Schaub sorgfältig und authentisch durch die Handlung. Selbst Nebenfiguren, wie einer Fabrikantengattin, dem Stadtarzt, den Pfarrherren oder einem Polizisten gibt der Autor ein Gesicht.

Sicher spielt da mit hinein, dass Schaub den Ur-Stoff aus dem realen Leben holt, dass nebst der Fiktion auch Autobiografisches in der Geschichte steckt.

Die Erzählung beginnt 1976 in einer Druckerei, wo der Firmenchef auf einem Rundgang völlig aus dem Nichts heraus vom Tod seiner Mutter erfährt. Auf den ersten Seiten gelingt es dem Autor, die Kernfragen aufzuwerfen, die Neugierde zu wecken. Als Leser brennt man darauf, die Geheimnisse, die in der Folge Rückblenden erzählt werden, zu ergründen.

Schaub nimmt die Zeichen der jeweiligen Epoche auf, ist nie voyeuristisch, gelegentlich aber humorvoll. Und manchmal fast etwas zu nüchtern, wenn auch dadurch der Gegensatz zur Handlung verstärkt wird.

Eine grosse Zuhörerschaft hat im Museum Schneggli nach der Laudatio von Karl Gautschi, Menziken, durch die Lesung des Autors einen ersten Einblick in ein berührendes, lesenswertes Buch erhalten.