Reist er den Regenwolken nach? Sepp Koller aus Appenzell verkaufte am regnerischen Schöftler Herbstmarkt nur Schirme.
Es riecht intensiv nach Chnobli-Brot. Mindestens drei Anbieter sind auf dem Platz. Gebrannte Mandeln und Magenbrot versuchen dem Knoblauch Paroli zu bieten.
Das Wetter? Durchzogen. «Es hat trotzdem viele Leute», freut sich der ehemalige Schöftler Gemeindeammann Hans Müller. «Wir sind auch bei schönem Wetter da», sagt Sepp Koller aus Appenzell. Er verkauft Schirme. Hochkonjunktur, angesichts zarter Regentropfen in Intervallen am samstäglichen Herbstmarkt? «Da müsste es schon richtig schütten», meint er und ergänzt, er habe seine Stammkundschaft. Und die wolle einen Schirm von ihm, denn er habe eine Auswahl wie in keinem anderen Laden. Seit über 30 Jahren verkauft er Schirme. Früher habe man noch den Griff wählen können, und es gab Ersatzteile. Tempi passati. Der Schirm degenerierte zum Wegwerfartikel. Qualitätsunterschiede gebe es schon. Sepp Koller öffnet einen Knirps und lässt das Gestänge, einem Sturm nachempfunden, nach hinten knicken. Fiberglas! Das hält! Aber auch das komme aus China.
Regen nach Noten
«Chamer märte?», fragt Hedy Fischer. Ein Knirps mit Musiknoten drauf hat es ihr angetan. «Man kann schon, aber es nützt nichts», meint Sepp Koller. Zumal eine Preisanschreibpflicht bestehe. Sie hat bereits einen Schirm in der Hand, die Normal-Ausführung des Kleinen. Sie kauft den Knirps fürs Handtäschli und setzt ihren Marktrundgang nun mit zwei Schirmen, beide weiss mit schwarzen Musiknoten, fort. «Den grossen habe ich mal in Prag gekauft», sagt sie. Noten müssten drauf sein, schliesslich singe sie und spiele Gitarre.
Essen für alle Generationen
Der Schöftler Markt ist ein Stelldichein aller Generationen. Die kleinen Kinder ziehts zu den Spielwarenständen mit ihren grellen Plastikdingen. Und die Ballone mit neuen Sujets! Das setzts schon mal Tränen ab, wenn von Elternseite ein Nein kommt. Jugendliche habens mehr mit der Mode und ihren Accessoires. Es gibt gestrickte Kinderpullover zu bewundern. Beim Putzmittelhändler, der auch Schuhe putzt, darf man an der Wichse riechen. Gut riechen, das tun auch die Gewürze beim Händler «zum Scharfen Sultan».
Nicht auf bestimmte Generationen ausgerichtet sind die zahlreichen Stände, die Essbares feilbieten. «Mit Fleisch und Gemüse oder mit Gemüse und Fleisch?», lacht der Asiate an seinem Stand. Er geht auf individuelle Wünsche ein. Würste, Glühwein, Schoggifrüchte, Zuckerwatte, Hamburger, Hotdogs, Käse, Oliven, sogar ein Rossmetzger ist für das leibliche Wohl besorgt.