Reinach
Diesel war verboten – da fand die Schneeräumung eben mit dem Pferdeschlitten statt

Die Reinacherin Hedy Hofmann erzählt von verschneiten Wintern in der Kriegszeit.

Hedy Hofmann-Leutwyler
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In den Kriegswintern wurden die Strassen von Pferdeschlitten geräumt. Die Verwendung von Diesel war verboten

In den Kriegswintern wurden die Strassen von Pferdeschlitten geräumt. Die Verwendung von Diesel war verboten

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Weit und breit kein Schnee in Sicht, dafür frühlingshafte Temperaturen: Das hat in der Reinacherin Hedy Hofmann-Leutwyler (74) Erinnerungen ausgelöst. An früher, als es noch ganz anders war und sich die Schneemaden im Wynental türmten. Und sie hat ein Foto, das eine solche Szene zeigt. Es ist Ende Januar 1940 in der Reinacher Pfistergasse entstanden. Da war Hedy Hofmann zwar noch nicht auf der Welt, aber ihr Vater – ein Kleinbauer, der auch ein eigenes Pferd hatte, habe ihr erzählt, was auf dem Foto zu sehen sei.

Dies ist Hedy Hofmanns Geschichte:

Schneeräumung an der Pfistergasse in Reinach vor 80 Jahren

«Im Gegensatz zu diesem Winter, der keiner ist, war Reinach im Jahre 1940 stark verschneit. Manneskraft und Pferdestärken im wahrsten Sinne des Wortes waren gefragt. Die Männer mit der hölzernen , gezogen von zwei Pferden, wussten nicht wo ihnen der Kopf stand ob der weissen Pracht. Überall im Dorf wollten die Leute gleichzeitig haben. Für den Homberg und den Stierenberg mussten noch zwei Pferde zusätzlich eingespannt werden.

Diesen hölzernen, urtümlichen Schneepflug konnte man nicht heben oder senken, sondern nur mit grossen Steinen belasten. Es war ein Schlittenpflug und der kam nur langsam vorwärts. Der Gemeinderat verpflichtete alle Bauern mit ihren Pferden und bereiften Bennenwagen, gegen Entlöhnung, die breiten Schneemahden aufzuladen und ins Moos wegzuführen.Diesel und Benzin hatte der Bund während der Kriegszeit für Armeefahrzeuge reserviert. Die wenigen Lastwagen und Traktoren fuhren mit Holzvergasern.

Zurück zur Pfistergasse beim Restaurant Züribeck. Pfister ist eine frühere Berufsbezeichnung für Bäcker und tatsächlich gab es am Kopf der Pfistergasse bis vor wenigen Jahren eine Bäckerei. Erstaunlicherweise hat sich in den letzten 80 Jahren fast nichts verändert an diesem malerischen Strassenzug.»