Schöftland
Die Rettung für die Krippe kam gerade noch rechtzeitig

Der Krippe «Wichtelhüüsli» in Schöftland drohte das Aus – bis ein Vater die Ärmel hochgekrempelt und in die Tasche gegriffen hat.

Katja Schlegel
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Beat Michael Wälty hat in nur knapp sechs Monaten den Ersatz für das «Wichtelhüüsli» gebaut.

Beat Michael Wälty hat in nur knapp sechs Monaten den Ersatz für das «Wichtelhüüsli» gebaut.

Chris Iseli

Das neue «Wichtelhüüsli» steht. Ein schmucker Holzpavillon mit Veranda und Spielplatz, mit viel Platz für spielende Kinder. Noch muss der Garten gemacht werden, drinnen fehlen noch Lampen und eine ordentliche Reinigung. Aber in diesen Tagen kann die Kita einziehen. Gerade noch rechtzeitig. Vor Beginn des neuen Schuljahres – und kurz bevor die Kinderkrippe heimatlos geworden wäre.

Im Winter hatte es danach ausgesehen, als würde Schöftland seine damals noch einzige Krippe verlieren. Die Abbruchbewilligung für das Haus am Krebsenweg war erteilt, einen Ersatz hatte der Verein «Wichtelhüüsli» keinen. Doch knapp sechs Monate später sieht die Welt anders aus. Gerade schaufeln die Gartenbauer tonnenweise Erde herum. Beat Michael Wälty steht daneben, nickt zufrieden. Die Einladungen für die kleine Einweihungsfeier sind verschickt, der Zügeltermin steht, das «Wichtelhüüsli» ist gerettet. Dank ihm, dem Vater und Architekten, der verhindern wollte, dass Tochter und Gemeinde ihre Krippe verlieren und dafür die Ärmel hochgekrempelt hat.

Getan, was nötig war

«Ein Dorf wie Schöftland ohne Krippe, das geht doch nicht», sagt Wälty. «Ausserdem liegen mir Kinder einfach am Herzen.» Und so habe er nach dem Hilferuf des Trägervereins in seinem Portfolio nach einer geeigneten Parzelle gesucht, Pläne gezeichnet, mit den Nachbarn gesprochen und schliesslich ein Team befreundeter Handwerker an den Tisch geholt. Und jetzt steht es, am Badweg 2b. Die letzten Handgriffe beim Innenausbau laufen, nur gerade fünf Monate nach Auflage des Baugesuchs.

Als Mann vom Fach kennt sich Wälty mit Bau-Projekten aus. Doch rückblickend staunt auch er, wie reibungslos alles gelaufen ist, wie viele Leute sich für das Gelingen eingesetzt haben. «Nachbarn, Handwerker, Mitarbeiter von Gemeinde und Kanton – alle haben mitgeholfen, damit die Schöftler Kinder jetzt nicht auf der Strasse stehen.» Er will deshalb auch nicht als der grosse Wohltäter gefeiert werden, er habe lediglich getan, was nötig war. Viele Handwerker hätten für das Material lediglich den Einkaufspreis verlangt und der Bauingenieur, selber Grossvater, habe sogar auf den Grossteil seines Honorars verzichtet. «Alles den Kindern zuliebe, das ist grossartig», sagt Wälty.

Unterschlupf bei Chrischona

Noch sind die Kinder und ihre Betreuerinnen nicht im neuen Daheim angekommen, obwohl die Abbrucharbeiten am alten Standort am Krebsenweg bereits begonnen haben. «Wir haben glücklicherweise für drei Wochen Unterschlupf bei der Chrischona-Gemeinde Schöftland-Rued gefunden», sagt Brigitte Matthiessen, Co-Leiterin des «Wichtelhüüsli». Zwei Umzüge indrei Wochen sind zwar nicht ohne, doch nimmt Matthiessen dies gerne in Kauf. «Wir sind wahnsinnig glücklich, dass wir eine Lösung haben und wir die Krippe weiterführen können», sagt sie. «Da packen wir gerne zwei Mal die Zügelschachteln.»

Laut Matthiessen bietet die neue Krippe wegen der grossen, vollständig umzäunten Aussenanlage die Möglichkeit, die Anzahl Betreuungsplätze von 14 auf bis zu 20 Kinder pro Tag aufzustocken. Noch habe es freie Plätze, ausserdem sei man flexibel, was die Betreuungstage anbelangt. «Wir betreuen die Kinder nicht nur an fixen Wochentagen. Die Eltern können sie je nach Bedarf bringen», sagt Matthiessen.

Mit dem neuen «Wichtelhüüsli» ist die Zukunft der Krippe langfristig gesichert. Wälty erklärt: «Ich habe mit dem Verein einen Mietvertrag über zehn Jahre abgeschlossen. Und der kann auch noch lange weiterlaufen.»