25 Jahre lang hat der Ur-Reinacher als Marktchef die Warenmärkte organisiert. Stets hat er auf einen gute Mix bei den Marktständen geachtet. der Markt sollte vielseitig im Angebot sein. Jetzt lässt er sich pensionieren.
«Heute sind 80 Marktfahrer auf ihren Plätzen», sagt Walter Schüttel. Er muss es wissen, denn als Marktchef hat er alle Anmeldungen entgegengenommen und die Plätze zugeteilt. Vier Meter, neun Meter, je nach Standgrösse. «Die Gemeinde stellt die Stände nicht mehr, die Händler bringe die selber mit». Was heisst da Stände? Anhänger zum Aufklappen, Markmobile sind es. «Die Tendenz ist klar», sagt Schüttel, immer höher, immer länger.
Über 100 Händler wie vor 25 Jahren, als Schüttel den Markt übernahm, hätten gar nicht mehr Platz. Der Mix ist wichtig, darauf habe ich immer geachtet.» Nicht zu viel Textiles oder Käse, nicht zwei Korber. Der Markt soll vielseitig sein im Angebot und für die Händler soll es sich lohnen. Auch dann, wenn die Bise über den Marktplatz fegt und vor allem der Marronibrater und der Bratwurstgrilleur allen Passanten mehr als willkommen sind.
Schüttel ist vorbereitet, die Anmeldungen – und die kurzfristigen Abmeldungen – sind notiert, die Plätze ausgemessen und zugeteilt.
Wenn morgens um halb sechs die ersten Händler vorfahren, steht Schüttel bereit und weist ein. Und manchmal hat er zu schlichten, wenn etwa einem Händler der Platz nicht passt. «Ich höre zu, rede mit dem Unzufriedenen», sagt er. «Es gibt immer eine Lösung.» Mit diesem Motto hat sich Walter Schüttel im Gemeindedienst vom Bauamtsmitarbeiter zum Chef Liegenschaften der Gemeinde hochgedient.
Vor 45 Jahren Start im Werkhof
Nach dem Abschluss der Schule begann Schüttel im Bauamt, übernahm diese und jene Arbeit. Der Allrounder und Praktiker, der Reinach wie seine Hosentasche kennt, war überall einsetzbar. Richtig berühmt in Reinach wurde Walter Schüttel, weil er an unzähligen Jugend- und Dorffesten wohl der lauteste Reinacher auf dem Platz war.
Er hat an unzähligen Festen und 1. Augustfeiern das Feuerwerk zusammengestellt und fachmännisch abgebrannt. Die «Ahs» und «Ohs» und der Applaus des Publikums waren ihm sicher.
Schüttel, der als Arbeiter angefangen hatte, ist immer in neue Funktionen gerutscht, bekam immer wieder andere Aufgaben zugeschoben. Die Gemeinde wuchs auf über 8000 Einwohner und damit auch die Anzahl Liegenschaften und öffentlichen Anlagen.
Und die grossen Zivilschutzanlagen samt Material. Alles übergab die Behörde Walter Schüttel, der dafür sorgte, dass das öffentliche Gut gepflegt wurde, dass die Anlagen in gutem Zustand blieben. So erstaunt es nicht, wenn man in Reinach munkelt, der Ammann habe schon gesagt, Walter Schüttel sei sein zweiter Vizeammann. Gemeindeammann Martin Heiz sagt, Walter Schüttel kenne in Reinach die Häuser und die Bewohner.
«Aber seine grosse Gabe ist noch eine andere», sagt Heiz, «Schüttel kann mit allen Menschen umgehen, er findet immer den richtigen Ton.» Walter Schüttel habe immer mitgedacht, nach Lösungen gesucht. «Nie war ihm etwas zu viel.»
Der Mann, der zuhörte
Schüttel war auch Vorgesetzter der Hauswarte in Reinach. «Er war ein umgänglicher Chef», sagt der pensionierte Schulhausabwart Josef Wicki. «Er konnte zuhören, ging auf die Probleme ein und liess nicht locker, bis eine Lösung auf dem Tisch war.»
Ähnlich tönt es von Franz Hübscher, dem ehemaligen Ortspolizisten von Reinach. «Schüttel hat immer auch mit schwierigen Menschen einen Weg gefunden, er wurde nie laut, war angenehm im Umgang.» Nur etwas habe Schüttel schlecht gekonnt, sagt Hübscher. «Er konnte nicht Nein sagen.» So kam es, dass ihm immer neue Pflichten zugeschoben wurden.
Jetzt lässt sich Walter Schüttel mit 63 Jahren pensionieren. «Jeder ist ersetzbar, ja, muss ersetzbar sein», sagt er und freut sich auf künftige Reisen im Wohnmobil, gemeinsam mit seiner Ehefrau.
Die Marktfahrer haben Walter Schüttel an seinem letzten Markt verabschiedet und ihm einen Briefumschlag mit Reisegutscheinen überreicht. Bis Ende Jahr ist Schüttel noch im Amt und mit der Übergabe seiner Ämter beschäftigt.