Menziken
«Die Landregion muss sich um Eigenständigkeit bemühen»

Am dritten Menzotreff für Gewerbetreibende, organisiert von der Gemeinde, sprach Peter Kotz über Risiken und Chancen einer Gemeinde wie Menziken. Chancen im Kampf gegen den Trend hin zur Stadt sieht er in einer Nischenstrategie.

Peter Weingartner
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Peter Kotz referierte über Herausforderungen im ländlichen Raum. wpo

Peter Kotz referierte über Herausforderungen im ländlichen Raum. wpo

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«Netzwerken» – das ist, so Gemeindeammann Annette Heuberger, die Idee des Menzotreffs. Er findet jeweils am zweiten Mittwoch im Mai statt, auch wenn er auf den Vorabend von Auffahrt fällt. Rund 100 Personen leisteten der Einladung Folge. Der Anlass bietet Menziker Gewerbetreibenden Gelegenheit, sich mit Kollegen auszutauschen. Man kann auch mit den «Chefbeamten» der Gemeinde ins Gespräch kommen.

Das Thema von Referent Peter Kotz von der Firma Interurban AG, der bei der Revision der Bau- und Nutzungsplanung und bei der Studie zur Zukunftsplanung mitgearbeitet hat: Herausforderungen und Chancen im ländlichen Raum. Dass ländliche Gebiete «Wachstumsselbstläufer» sind, das sei Vergangenheit. Heute stünden die Gemeinden im Wettbewerb.

Der weltweite Megatrend Urbanität, also hin zur Stadt, lasse den ländlichen Räumen eine Nischenstrategie. Was zieht denn Menschen aufs Land? Das Einfamilienhaus, niedrige Wohnkosten, Naturnähe, heile Welt und industrielle Arbeitsplätze. Und wie sieht die Entwicklung in Menziken aus? Kotz sieht eine Abnahme der Schweizer und eine Zunahme der ausländischen Bevölkerung, eine Abnahme der Arbeitsplätze in Industrie und Gewerbe und einen Dienstleistungssektor, der sich auf die nicht auf Wertschöpfung ausgerichteten Bereiche Gesundheit und Soziales konzentriere. Die Anzahl der Pendler sei hoch, der Steuerfuss ebenfalls.

Die Region – da denkt er an Menziken, Burg und Reinach – müsse sich um Eigenständigkeit bemühen, sagte Kotz, «sonst sieht es schlecht aus». Wichtig sei eine Zentrumsentwicklung, die auch die Identifikation fördere. Das Einfamilienhaus trage nicht dazu bei. Zu den bestehenden Industriebetrieben müsse der Dienstleistungssektor ausgebaut werden. Kotz redete Arbeitsgemeinschaften, Netzwerken das Wort, aber auch der Einbindung aller Bevölkerungsgruppen.

Statt einer Neidkultur bedürfe es des Gemeinschaftssinns. Soll eine Zentrumsentwicklung nicht zur Farce werden, müssten die Eigentümer sich offen zeigen für kreative Lösungen: «Nicht ich mache, sondern wir machen.» Eine solche Kultur zu entwickeln, sei ein Prozess, sagte er. Der Apéro bot Gelegenheit zu Diskussionen: netzwerken eben.