Neue Ära im Treffpunkt für Wanderer, Biker, Bauern und Reiter.
«Hier ist wahrscheinlich ein Teil meiner Familie zu sehen. Der Bub vor der Eingangstüre könnte mein Götti sein», sagt Martin Wälti und zeigt auf das grosse alte Foto, das immer noch in der Gaststube des Restaurants Wannenhof hängt. Wälti ist sozusagen zu seinen Wurzeln zurückgekehrt: Sein Urgrossvater Fritz Jaun hat den «Wannenhof» 1927 übernommen, seine Grossmutter bis 1960 dort gewirtet. Seit letztem Samstag kümmert er sich zusammen mit seiner Frau Michaela um das Wohl der Gäste in der Traditionsbeiz.
Im Sommer hat die langjährige «Wannenhof»-Wirtin Regula Beck das Restaurant an Estelle und Daniel Keller verkauft, die gleich nebenan eine Tagesschule betreiben. Die Räume der ehemaligen Wohnung im ersten Stock werden bereits als Musikschul- und Kleingruppenzimmer genutzt. Im Nebengebäude soll Platz für den Werkunterricht entstehen. Ab nächster Woche werden zudem die 28 Schülerinnen und Schüler ihr Mittagessen in der Gaststube einnehmen. Diese hat in den letzten Wochen ein sanftes Facelifting erhalten: Der Boden ist neu, die Wände wurden in fröhlichen Farben gestrichen, die Schiebewand entfernt. Auch der Vorbau ist weg, die Gäste können nun wieder den freien Ausblick auf den Jura geniessen.
«Vor etwa einem Jahr waren wir hier und haben zusammen mit Regula Beck darüber geblödelt, dass wir ja den Wannenhof› übernehmen könnten», erzählt Martin Wälti. Unverhofft ist aus der Witzelei tatsächlich Ernst geworden. Wältis haben erfahren, dass Daniel und Estelle Keller für den «Wannenhof» einen Pächter suchen, und haben sich beworben. «Wir haben rasch gemerkt, dass wir einen guten Draht zueinander haben und auf der gleichen Wellenlänge sind», erzählt Wälti. Auch Daniel Keller bestätigt: «Das passt sehr gut.»
Michaela und Martin Wälti, die lange im Wynental wohnten, haben die letzten Jahre im österreichischen Kärnten, wo Michaela herkommt, verbracht und dort unter anderem eine Alpwirtschaft geführt. Martin Wälti hat ausserdem in einer Schule gekocht. Wältis sind jedoch nicht für den Mittagstisch der Schule verantwortlich, das übernimmt weiterhin Silvia Bieri, die Köchin der Tagesschule.
Durch die gleichzeitige Nutzung als Mittagstisch sind die Öffnungszeiten des Restaurants eingeschränkt. Am Montag, Donnerstag und Freitag ist es erst ab 17 Uhr für Gäste geöffnet, am Mittwoch und am Wochenende jedoch bereits ab 10 Uhr morgens. Dienstag ist Ruhetag. «Der ‹Wannenhof› soll ein Treffpunkt für Wanderer, Biker, Bauern und Reiter bleiben, auch wenn nicht mehr immer tagsüber eingekehrt werden kann», erklären die neuen Wirte. Dafür ist auf Wunsch vieler Vereine aus der Region am Montag wieder offen.
Die Küche bietet Bekanntes in neuem Gewand, so zum Beispiel das «Pinte Cordon bleu vom Tinu». Auch österreichische Spezialitäten stehen auf der Karte. Viel Wert legt Martin Wälti auf regionale Produkte und Saisonales. Spezialangebote werden auf einer Schiefertafel in der Gaststube angepriesen. «Die Küche bleibt bodenständig», erklärt Martin Wälti. «Drei Erbsli und ein halbes Rüebli kommen bei uns nicht auf den Tisch.»