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Aargau
Wyna/Suhre
Gemeindeammann Thomas Häfliger tritt zurück. Er spricht über seine Herzensangelegenheit und den Pizzaofen im Garten, wo er gut abschalten konnte. Ein Abend vor dem Pizzaofen sei für ihn wie eine Woche Ferien gewesen.
Die Schneeflocken wirbeln Thomas Häfliger um die Ohren. Er steht mitten in einem matschigen Feld; der erste Schnee des Jahres setzt sich fest. Es ist kalt. Aber von hier aus hat man eine perfekte Aussicht auf den Höhenweg – jene Strasse, die man als Thomas Häfligers Werk als Gemeindeammann bezeichnen kann. Bereits in seinen vier Jahren als Gemeinderat hat er sich zusammen mit alt Gemeindeammann Hans Rudolf Würgler dafür eingesetzt, dass das Gebiet rund um den Höhenweg als Bauland eingezont wurde.
Als er dann vor vier Jahren zum Ammann gewählt wurde, machte er den Höhenweg zur Chefsache. Er wurde zu einer Herzensangelegenheit. Häfliger als Immobilientreuhänder war prädestiniert für diese Aufgabe. Die Gemeinde hatte nach der Einzonung das Land von drei Parteien abgekauft und die Parzellen danach einzeln wieder verkauft. Heute steht nur noch eine Parzelle leer.
Das Büro, in dem Häfliger Teilhaber ist, hatte damals das Vermarktungskonzept übernommen. Das sei einigen Bürgern in den falschen Hals gekommen. Der 46-Jährige sagt heute: «Mein Büro hat nur einen kleinen Teil des Gesamtvermarktungskonzepts übernommen. Ich hätte Mühe mit einem Konzept gehabt, bei dem ich nicht hätte dahinterstehen können.»
Seit 1995 in Schmiedrued
Rund 20 Neuzuzüger sind durch das Projekt am Höhenweg angelockt worden. Thomas Häfliger selber wohnt seit 1995 in Schmiedrued. Aus dem luzernischen Emmen ist er in den Aargau gekommen; wollte mit seiner Frau aufs Land ziehen. Er sei ein «überzeugtes Landei» geworden.
Einige Jahre später ist er während dem Umbau seines Hauses mit seiner Familie für kurze Zeit zurück nach Emmen gegangen. Damals habe er gemerkt, was er an Schmiedrued-Walde so schätzt: «In Schmiedrued ist es ruhig und finster in der Nacht, ich habe das als extreme Qualität schätzen gelernt.»
Er ging sogar so weit, dass er Schmiedrued an einer Festansprache mit «unser Dorf ist die Welt» bezeichnete. «Wir haben einen bescheidenen Ausländeranteil und trotzdem leben bei uns 17 Nationen», sagt er.
In seiner Amtszeit hat Häfliger auch den Stammtisch ins Leben gerufen. Denn er hatte das Gefühl, dass die Bürgerinnen und Bürger von Schmiedrued vor allem dort offen über ihre Anliegen reden würden – was sie dann auch taten. «Es war manchmal hart, aber nie persönlich», sagt Häfliger.
Und wenn er abschalten musste, ging er in seinen Garten und buk Pizzas im Pizzaofen. «Ein Abend vor dem Pizzaofen ist wie eine Woche Ferien», sagt er.
Ein eingefleischter Fasnächtler
Als eingefleischter Luzerner Fasnächtler liess es sich Häfliger nicht nehmen, seine Gemeinderatskollegen in diese Tradition einzuführen. Eine gute Stimmung untereinander war ihm sehr wichtig.
So sagt Gemeinderatskollege Heinz Sommerhalder: «Ich erlebte ihn als motivierten Macher.» Probleme habe er mit der nötigen Umsicht behandelt. «In politischen und marketingtechnischen Angelegenheiten hatte ich mit Thomas Häfliger einen Lehrmeister, wie man sich ihn nur wünschen kann», sagt Sommerhalder.
Bescheidenheit und Leidenschaft
Gemeinderätin Marliese Loosli wird das Ammannamt übernehmen. «Mich hat Thomas Häfligers grosse Begeisterung für die Dorfpolitik beeindruckt. Er hat sich mit viel Engagement und auch mit einer gewissen gesunden Verbissenheit für Schmiedrued-Walde und das Ruedertal eingesetzt.»
Seine Bescheidenheit als Mensch zeichne ihn aus. «Das Amt als Ammann möchte ich mit dieser Bescheidenheit und Leidenschaft weiterführen», sagt Marliese Loosli.
Künftig mit Wohnmobil unterwegs
Wie sieht der abtretende Ammann die Zukunft seiner Gemeinde? «Ich wünsche mir, dass die Landgemeinden vom Kanton mehr Gehör bekommen», sagt er. Denn oft würden diese nur die «Brösmeli» von dem, was vom Speckgürtel abfalle, bekommen.
Zur Stärkung des Ruedertals ist er einer Fusion mit Schlossrued nicht abgeneigt: «Eine Fusion würde die Chance bieten, länger als Ruedertaler Gemeinde selbstständig zu sein.»
Diese Zeit wird Häfliger nicht mehr als Gemeinderat erleben, er tritt Ende Jahr zurück. «Ich muss meine Batterien gleich viel laden können, wie ich sie aufbrauche. Für weitere vier Jahre hätte ich diese Energie nicht mehr», sagt er. Zudem wolle er die Zeit mit seiner Familie noch geniessen, bevor seine Söhne Nico (17), Marc (15), Lino (13) und Mauro (12) das Haus verlassen.
Bereits hat er ein Wohnmobil gekauft. Ausflüge am Wochenende sind geplant. Und vielleicht geht auch die Reise um die Welt noch in Erfüllung.