Die Gemeinde Burg nimmt die Weiterentwicklung des Dorfkerns in Angriff – nicht zuletzt, um steuerkräftige Neuzuzüger anzulocken. Beim «Brainstorming» mit der Bevölkerung wurden auch Bedenken laut.
«Ich hätte gerne ein Café», warf eine Frau in den hinteren Reihen in die Runde. Jemand anderes machte sich für Grünflächen stark. Von kleineren Wohnungen für ältere Menschen war die Rede, von Begegnungsräumen, davon, den Dorf-Charme erhalten zu wollen – und von einer Boccia-Bahn. Der Gemeinderat hatte die Burger Bevölkerung am Donnerstag zu einem «Brainstorming» eingeladen. Im Fokus stand die Zukunft des Dorfkerns.
Mit der revidierten Nutzungsplanung, die an der vergangenen Herbstgmeind gutgeheissen wurde, will man dem Bevölkerungsrückgang entgegenwirken. Mehr noch, das Oberwynentaler Stumpendorf – der Tabakwarenproduzent Burger Söhne war lange Zeit der grösste Arbeitgeber in der Gemeinde – will in den nächsten 15 Jahren um 150 Personen wachsen. Steuerkräftige Neuzuzüger sollen in die 1000-Seelen-Gemeinde gelockt werden, etwa in die neu geschaffenen Wohnzone auf dem ehemalige Cigarrenareal «Schlosshügel Süd» oder mit einem weiterentwickelten Dorfkern.
Mittels Potenzialstudie wurden im Vorfeld Möglichkeiten für die Entwicklung des Dorfkerns eruiert und planerische Absichten formuliert. Nun steht die konkrete Umsetzung an oder wie Gemeindeammann Marcel Schuller einleitend sagte: «Jetzt geht es darum, den Puls zu fühlen, Ideen zusammenzutragen und dann herauszuschälen, was möglich und was sinnvoll ist.»
Rund 50 Personen waren gekommen, vorwiegend betroffene Anwohner und Grundeigentümer. Nach Impulsreferaten von Barbara Gloor als Verfasserin der Potenzialstudie, von Ortsplaner Thomas Meier und von Karin Faes, Vorstandsmitglied des Gemeindeverbands aargauSüd impuls, gings in die Diskussion. Es wurde angeregt beraten, Gemeindeschreiber Viktor Würgler notierte emsig mit. Wünsche und Eigeninteressen wurden geäussert, aber auch Ängste und Befürchtungen. Würden sich überhaupt Investoren finden lassen oder ist man allzu utopisch?
Konkrete Antworten gabs noch keine. Das war auch nicht Ziel. Tatsache ist, dass das Interesse bei «potenziellen ortsansässigen Investoren» an einem gemeinsamen Projekt bisher gering ist, wie Gemeindeammann Schuller im Nachhinein sagte. Die Investorensuche gehe weiter. Er persönlich könne sich vorstellen, mit einem Projekt auf dem gemeindeeigenen Areal, wo heute der Werkhof steht, zu starten. Ihm schwebe ein Mehrfamilienhaus mit 15 bis 20 Wohnungen für eine demografisch durchmischte Nutzung vor – allenfalls sogar mit Räumlichkeiten für ein Café oder einen Coiffeursalon. Allein könne die Gemeinde ein solches Projekt nicht stemmen. Wohl sind erste Gespräche in dieser Sache geführt worden, konkret ist aber noch nichts.
Unter Einbezug der genannten Wünsche und Anregungen wird in den kommenden Wochen eine anonyme Bestandesaufnahme erstellt. «Dieses Wunschkonzert zu einem konkreten Projekt weiterzuentwickeln, ist eine grosse Herausforderung», sagte Schuller. Eine erste Zwischenbilanz an Erkenntnissen könnte eventuell an der Sommergmeind im Juni unter Varia präsentiert werden. «Vielleicht sehen wir bis dahin schon eine erste Richtung, in die es gehen kann.» Dass sich vier der fünf Burger Gemeinderäte (Stephan Siegrist tritt zurück) im Herbst zur Wiederwahl stellten und damit eine gewisse Kontinuität gewährleistet sei, stimme ihn zuversichtlich, in absehbarer Zeit ein Schrittli weiterzukommen.