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Aargau
Wyna/Suhre
Am Wochenende konnte man im Schloss das Ergebnis der Sanierungsarbeiten begutachten. Die Gelegenheit nutzten zahlreiche Menschen.
Vor über 50 Jahren machte sich eine Schulklasse aus Reinach auf ins Ruedertal. Ziel der Schulreise: Schloss Rued. Einer der Schüler, die damals das Schloss von aussen bestaunten – Betreten war wegen Privatbesitzes nicht möglich – war Hans Hediger. Jahrzehnte später kehrte der heute 74-Jährige zum Schloss zurück, um es zu kaufen. Er hatte inzwischen die Erowa AG gegründet, die heute im Maschinen- und Anlagenbau tätig ist und weltweit 500 Angestellte zählt.
«Ein befreundeter Unternehmer hat mir damals gesagt, wer so etwas macht, der muss einen Knall haben», sagte Hediger anlässlich des Galadiners zur Schlosseröffnung am Freitag seinen Gästen. Denn das Schloss war in einem jämmerlichen Zustand, als Hediger es 2006 in einer Zwangsversteigerung erwarb: Aussen vom Zerfall bedroht, innen verwüstet, weil der Vorbesitzer Türen, Kachelöfen und Wandverzierungen zwecks Verkauf herausreissen liess. Alle an der Renovation Beteiligten hätten sich grösste Mühe gegeben, «und was herausgekommen ist, kann sich sehen lassen».
Jonas Kallenbach von der kantonalen Denkmalpflege konnte dem beipflichten. Er hat die Sanierung begleitet und sagte am Freitag, «mit der Erowa ist die Sonne über dem Ruedertal wieder aufgegangen». Mehrere Redner verglichen Hedigers Weitsicht hinsichtlich der Umwandlung von einer Privatresidenz in ein Seminarzentrum mit dem Charakter des berühmten Schlossherrn aus dem 18. Jahrhundert, Carl Friedrich Rudolf May von Rued. So auch der Schlossrueder Ammann Martin Goldenberger. Für ihn und sein Dorf bedeutet die Wiedereröffnung das Ende einer langen Durststrecke. «Es sind die Personen, die das Schloss ausmachen, nicht das Gebäude an sich», so der Ammann. May habe das Schloss ausgemacht und mit Hediger verhalte es sich ebenso.
Wenige Stunden, nachdem am Freitag ein Feuerwerk die erste Einweihungsfeier abschloss, durfte am Samstag die Bevölkerung am «Tag der offenen Schlosstüren» erstmals das Ergebnis der Sanierung bestaunen. Aus der ganzen Region strömten die Leute herbei – schon nach einer Stunde wurde der tausendste Besucher gezählt. Das Schloss präsentierte sich dank den Blumenarrangements von Floristenlehrlingen festlich herausgeputzt. Manch eine Besuchergruppe liess sich davon zu Diskussionen über die Schlossgeschichte inspirieren – die nun um ein Kapitel erweitert wurde.