Reinach
Bushaltestelle vor Aldi ist zu teuer – Bau von WSB-Station verzögert sich

Öffentliche Verkehrsmittel im Unterdorf sind seit Jahren gefragt – die Realisierung gestaltet sich schwierig und teuer.

Rahel Plüss (Text und Foto)
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Hier vor dem Kreisel Eien im Reinacher Unterdorf würde wohl eine allfällige Bushaltestelle hinkommen. Ihre Realisierung ist aus Kostengründen aber in weiter Ferne.

Hier vor dem Kreisel Eien im Reinacher Unterdorf würde wohl eine allfällige Bushaltestelle hinkommen. Ihre Realisierung ist aus Kostengründen aber in weiter Ferne.

Rahel Plüss

Im Reinacher Unterdorf haben sich in den letzten Jahren diverse Grossverteiler angesiedelt. Neben Landi, Coop Bau+Hobby, Aldi, Otto’s, Bingo und Co hat jüngst auch die Drogeriemarktkette «Müller» eine Filiale eröffnet. Für Kunden, die auf den öffentlichen Verkehr angewiesen und womöglich auch noch schlecht zu Fuss sind, sind diese Geschäfte aber nur mit Mühe erreichbar.

Die nördlichsten Reinacher Haltestellen von Bahn und Bus befinden sich bei der Hochhauskreuzung. Von dort sind es beispielsweise bis zu Aldi gut und gerne 800 Meter Fussmarsch. Gerade die ältere Generation wünscht sich deshalb einen Buskurs, der auch das Unterdorf mit einschliesst – nicht erst seit gestern. Eine Leserbriefschreiberin hat neulich im Wynentaler Blatt einmal mehr auf den Missstand aufmerksam gemacht.

Das Problem ist erkannt. Sowohl die Gemeinde wie der Kanton erachten eine Erschliessung des Reinacher Unterdorfs durch den öffentlichen Verkehr als nötig. Schliesslich ist das Gebiet Moos im kantonalen Richtplan als Entwicklungsschwerpunkt von regionaler Bedeutung eingetragen. Zusätzliche Bautätigkeiten werden erwartet und gefördert. Dass es, «wenn da unten noch mehr gebaut wird, wirklich eine zusätzliche Bahn- oder Bushaltestelle braucht», ist für Martin Heiz selbstredend, auch wenn vonseiten der dortigen Geschäftsbetreiber bisher noch nie eine entsprechende Anfrage gekommen sei.

Bus-Variante ist teuer

Doch die Realisierung ist nicht ganz einfach und erst recht nicht billig – jedenfalls nicht die Bus-Variante. Zwar wurden noch nie konkrete Kostenberechnungen für eine zusätzliche Schlaufe auf der Postauto-Linie Beinwil am See–Beromünster respektive Beinwil am See–Menziken–Rickenbach–Sursee gemacht, Erfahrungswerten zufolge können aber schnell jährliche Betriebskosten bis zu einer halben Million Franken entstehen. «Zum Beispiel, wenn ein zusätzliches Fahrzeug benötigt wird», erklärt Marco Lombardi, Projektleiter öffentlicher Verkehr beim Kanton Aargau.

Kompliziert ist eine zusätzliche Bus-Schlaufe deshalb, «weil sie rasch grosse Auswirkungen auf viele Gemeinden haben kann», sagt Philipp Schubiger, Leiter Planung beim Linienbetreiber Postauto Zentralschweiz. Beide Linien seien in ein ausgeklügeltes System von Taktzeiten und Anschlüssen eingebettet. Er sehe deshalb «keine Möglichkeit für eine Zusatzschlaufe, ohne dass das ganze Verkehrskonzept angepasst werden müsste», so Schubiger, was ein langwieriger Prozess sei, der wieder von den Kantonen geplant und begleitet werden müsse.

Genau aus diesen Gründen setze der Kanton Aargau auf die Bahn-Variante, sagt Marco Lombardi. Bereits 2012 sei im Richtplan eine zusätzliche Haltestelle «Eien» festgelegt worden. «Wir erachten diese Variante als zielführend, weil die Bahn ohnehin verkehrt und deshalb kaum zusätzliche Betriebskosten entstehen. Das Busangebot hingegen müsste von der Gemeinde oder interessierten Dritten finanziert werden.» Gemäss Lombardi belaufen sich die Infrastrukturkosten für eine zusätzliche WSB-Haltestelle auf einen tiefen einstelligen Millionenbetrag. Jährlich wiederkehrende Betriebskosten von rund 500 000 Franken für eine zusätzliche Bus-Haltestelle stünden da in keinem Verhältnis.

Projekteingabe ist frühestens in vier Jahren

Bis die Wynen- und Suhrentalbahn allerdings zwischen Reinach Nord und Leimbach einen Zwischenstopp einlegt, dürfte es noch Jahre dauern. Denn noch fehlt die Finanzierung. Änderungen von Zuständigkeiten und im Planungsprozess haben die Sache verzögert. Seit diesem Jahr ist nämlich der Bund allein zuständig für die Finanzierung der Bahninfrastruktur. Der Einfluss des Kantons ist deutlich geringer geworden. Neue Haltestellen müssen beim Bund beantragt werden. Dieser entscheidet aufgrund verschiedener Kriterien, ob das Vorhaben in einem nächsten Ausbauschritt aufgenommen wird oder nicht.

Tatsache ist, das Gesuch für eine zusätzliche WSB-Station «Eien» hats nicht in die aktuell laufende Planung des Bundes geschafft – nächste Gelegenheit ist die Planungsphase für die übernächste Ausbauetappe. «Projekteingabe frühestens in etwa vier Jahren», sagt Lombardi und macht kein Geheimnis daraus, dass «das Ganze auch für den Kanton ein Ärgernis» sei. Über den Zeitpunkt einer möglichen Realisierung mag er deshalb gar nicht erst spekulieren.