Nach Wochen Regen und Hochwasser war der heutige Sommertag ein regelrechter Befreiungsschlag. Am Strandbad Beinwil am See suchten gar Familien aus Basel oder Schwyz Erfrischung. Der Seepegel ist aktuell nur leicht höher als normal. Dass das Wasser mit 20,6 Grad für diese Jahreszeit noch als etwas kalt gilt, störte kaum jemand.
Es dauerte länger als in anderen Jahren, aber nun ist das Sommergefühl endlich da: Vor dem Strandbad in Beinwil am See reihten sich wie jedes Jahr die Autos. Viele Familien kamen angereist – nicht nur aus der Region, sondern auch von weiter weg. Am Wasserufer etwa sass heute Montag, entspannt und etwas nachdenklich, der 43-jährige Daniel aus Basel.
Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr fuhr er mit seiner Schwester an den Hallwilersee. «Wir waren das letzte Mal in der Seerose in Meisterschwanden und wollten nun diese Seeseite ausprobieren», sagte er, der den grössten See im Aargau erst kürzlich entdeckte. Der Rhein, wo die Familie sonst baden geht, sei für eine Erfrischung aktuell klar zu schlammig und vor allem zu gefährlich.
Aus Pfäffikon SZ – eine seeverwöhnte Gegend mit gleich mehreren Bademöglichkeiten zur Auswahl – kamen Mutter Judith mit ihrer Tochter Aline. «Wir waren heute Morgen auf Schlosstour in Lenzburg und Hallwil und wollten nun auch den See kennen lernen», erzählt Judith. «Besonders schön ist hier der sandige Boden. Bei uns sind die Seeufer voller Steine.»
Mutter und Tochter wagten sich zum ersten Mal auch auf ein Stand-up-Paddle – und schlugen sich erstaunlich gut dabei. «Meine Tochter ist Eiskunstläuferin und deshalb gut mit der Balance. Ich war früher oft Windsurfen.»
Die Beliebtheit der Stand-up-Paddles hält Jahr für Jahr an, deren Anzahl am Hallwilersee bricht auch diesen Sommer einen neuen Rekord, sagt der 32-jährige Badmeister und Badi-Leiter Silvan Suter. Sonst bleibt am Strandbad Beinwil am See vieles beim Alten und Bewährten: Die Liegewiese ist frisch gemäht und in bestem Zustand, der Pingpong-Tisch meistens besetzt und auch das Kinder-Planschbecken, das Floss und die kleine Rutschbahn im Wasser sehr beliebt.
Eine kleine Änderung habe der viele Regen der letzten Tage aber für den Badebetrieb hinterlassen, sagt Badmeister und Geschäftsleiter Silvan Suter mit einem Augenzwinkern: Das Sprungbrett liegt aktuell nicht mehr 3 Meter über Wasser, «sondern halt nur noch 2,5 Meter». Dies, weil der Wasserspiegel aktuell ein halbes Meter höher liegt als sonst. Das Wasser reicht aktuell knapp an die Oberfläche des Seestegs heran, die Abgrenzung vom Nichtschwimmerbereich wurde entsprechend näher ans Ufer versetzt.
Für die Kollegen Linus (13) und Kimi (14) aus Reinach alles klein Problem: Sie waren auch letzte Woche bei schlechtem Wetter am Strandbad. «Es hat auch Vorteile: Dann hat man die ganze Badi für sich», sagte Kimi.
Das Wasser aber ist selbst nach den Unwettern der vergangenen Wochen «aussergewöhnlich klar», sagt Badi-Leiter Silvan Suter. Schwemmholz oder sonstiger Dreck ist am Hallwilersee derzeit kein Thema, ganz anders als in den Flüssen der Region.
Noch am letzten Samstag hatten Taucher das Seeufer beim Strandbad gereinigt, damit sich die Badegäste nicht an herangeschwemmten Gegenständen verletzen. Nebst den üblichen Glasscherben oder Fischerhaken habe die Putzequipe auch einen Ehering gefunden mit der Inschrift «Iris 14.7.12», also praktisch auf den Tag genau neun Jahre nach der Hochzeit des betroffenen Ehepaars.
Mit 20,6 Grad ist die Wassertemperatur am See laut Silvan Suter aber noch etwas kühl für Juli. Als Problem empfand dies aber kaum jemand. «Mir ist die Temperatur egal, ich war schon im Februar im See schwimmen», sagt der «Böjuer» Lokalheld Heiko, der mit seiner Ehefrau Margret und den Enkelkindern Natalie und Viviene den sonnigen Tag am Strandbad verbrachte.
Ebenfalls aus Beinwil am See stammt das Rentnerehepaar Arlette und René. Wie jedes Jahr lösten sie gleich ein Saisonabo. «Wir fahren diesen Sommer mit dem Camper noch ins Tessin, ansonsten werden wir aber meistens hier das schöne Wetter geniessen», sagten sie, locker und bestens gelaunt, je mit einer Schoggi-Vanille-Glacé in der Hand.