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Aargau
Wyna/Suhre
Die Bank Leerau hat zur 180. Generalversammlung geladen und die Genossenschafter kamen in Scharen. Zahlen waren dabei nebensächlich, «es geht ums Sehen und Gesehen werden», sagt eine Bankkundin.
Kundennähe ist das Kapital von Banken wie der Bank Leerau. Dazu gehören nicht nur die Schokolade des Moosleerber Konditors oder die Rahmkirschtorte seines Kollegen in Schöftland, wie sie an der Generalversammlung aufgetischt wurden – der 180. in der Geschichte der Genossenschaft. Dazu gehört diese Versammlung an sich, wo geschlemmt, geschwatzt und getrunken werden darf, und wo der Riesling-Sylvaner aus Küttigen und der Merlot Malbec aus Erlinsbach à discrétion fliessen.
«Wir setzen uns immer in die zweite Reihe», sagt Jürg Leu. Ein fideles Suhrentaler Sextett hat sich da gefunden. Natürlich, der Kalbsbraten lockt, aber nicht nur: Es ist das gemütliche Beisammensein. Und keineswegs die Zahlen, denn die konnte man lesen. Das wissen die Bankoberen, und Verwaltungsratspräsident Robert Vogel gibt sich eine Stunde für die statutarischen Geschäfte. Stellte jemand einen Antrag auf geheime Abstimmung, er machte sich nicht beliebt. Ist auch nicht nötig; keine einzige Wortmeldung. «Eine super gut geführte Bank», sagt Ursula Ott von der zweiten Reihe. Ob ihr diese Aussage ein halbes Prozent mehr Zins beschert?
684 von 2123 Genossenschafterinnen und Genossenschafter bevölkern die Schöftler Turnhalle. Wer zu spät eintrudelt, ist selber schuld. Das Sextett hat seine Plätze bereits um 13 Uhr besetzt. Just zu jener Zeit, als der erste Car ab Reitnau die Bankmitbesitzer einsammelt und in die «Metropole» fährt. Stefan Züsli, der Vorsitzende der Geschäftsleitung, weiss, dass alle 2123 nicht Platz fänden. Auch jetzt amten Bankmitarbeiter als Platzanweiser. Die Lücken wollen gefüllt werden. «Wir könnten noch einen Teil der dritten Halle belegen, dann würde es fürs Catering etwas enger», meint Züsli.
Stefan Züsli weiss, die Bankversammlung ist ein gesellschaftliches Treffen. Ein Genossenschafter pflege sogar aus Irland einzufliegen; heute fehlt er. Die Bank muss das Jahresergebnis von den Genossenschaftern absegnen lassen. Das ginge wohl auch mittels Urabstimmung, doch die GV ist gesetzt, auch wenn sie 100 000 Franken kostet. Da sind der prächtige Schmuck des Podiums und der Tische dabei. Violettblaue Primeln, leeraugrüne Pflanzen und ein kulinarisches italienisches Bhaltis.
«Wir reservieren uns diesen Tag», sagen Alice und Daniel Frey, Garagiers aus Unterentfelden. Man treffe Kunden, sieht die Leute von der Bank. De Anlass dient auch dem Netzwerken. «Sehen und gesehen werden», sagt Alice Frey.
Dann wird noch einmal geschäftlich. Verwaltungsrat Urs Hunziker, Kirchleerau, tritt nach 12 Jahren zurück; er wird ersetzt durch Markus Mahler, Reitnau. Der ist jedoch in London, und auf eine Skype-Leitung habe man aber verzichtet. Die Wahl ist dennoch unbestritten, und Urs Hunziker erhält als Geschenk einen Strandkorb.
Auch Christa Hunziker und Roland Hächler, das Künstlerpaar aus Kölliken, ist unter den Mitessern. Netzwerken auch hier? In Kirchleerau baut die Bank neue Räumlichkeiten. Wie stehts mit Kunst am Bau?