Schmiedrued
Auf seinem Hof gibt Ökostrom den Ferkeln warm

In Schmiedrued im Ruedertal produziert eine Windturbine Strom für einen Bauernhof mit Schweinemast. Danach wollte Landwirt Urs Wölfli unbedingt auch noch Solarzellen installieren.

Peter Siegrist
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Urs Wölfli bei seiner Photovoltaikanlage, im Hintergrund der 24 Meter hohe Mast mit der Windturbine.

Urs Wölfli bei seiner Photovoltaikanlage, im Hintergrund der 24 Meter hohe Mast mit der Windturbine.

Peter Siegrist

«Der Bauernhof von Urs Wölfli liegt abseits vom Dorf Schmiedrued im Ruedertal, auf 700 Meter über Meer und grenzt an den Kanton Luzern. Trotzdem ist er gut zu finden: Der 24 Meter hohe Turm mit der dreiflügligen Windturbine weist den Besuchern von weitem den Weg.

Wölfli ist Ökobauer und seine Ökologie ist technischer Art. Der Landwirt auf der Nütziweid produziert zwei Drittel des Stromes, den er auf seinem Hof verbraucht, selber. Und er verbraucht viel Strom.

Denn Urs Wölfli führt eine Schweinemast. Dabei ist er in einen Produktionsring mit andern Landwirten eingebunden. Wölfli übernimmt jeweils trächtige Mutterschweine und hält sie bis zum Zeitpunkt des Abferkelns. Um die nötige Temperatur bei den 20 Abferkelplätzen zu halten, setzt Wölfli Wärmelampen ein. Rund 200 Ferkel besetzen jeweils später die Aufzuchtplätze, 200 bleiben auf dem Hof, bis sie schlachtreif sind. Das heisst, Wölfli hat insgesamt bis zu 600 Schweine auf seinem Hof. Er produziert dabei nach den Richtlinien des Labels «Terra Suisse» von Migros. Der Energiebedarf für Heizung, Lüftung und Warmwasser in den Stallungen ist demzufolge gross: rund 60000 Kilowattstunden pro Jahr.

Erste Anlage im Kanton

Vor drei Jahren hat Wölfli zum ersten Mal in eine alternative und nachhaltige Energieproduktion investiert: 2009 nahm er auf seinem Hof die erste Windkraftanlage im Kanton Aargau in Betrieb. «Ich befolge eine ökologische Tierhaltung», sagt Wölfli, «da suchte ich nach einer Möglichkeit einer ökologischen Stromproduktion.» Wölflis Wunsch wäre es, die gesamte Energie für Hof und Haus auf dem eigenen Betrieb zu erzeugen. Doch so einfach ist das nicht und die nötigen Investitionen sind hoch.

Wölflis Hof liegt auf einer Kuppe, für die Winde aus allen Himmelsrichtungen gut zugänglich. Seine Windturbine mit einer Nennleistung von 10 Kilowattstunden läuft zuverlässig. «Das Gerät ist aber für grössere Windstärken als bei uns ausgerichtet, in Norddeutschland würde sie wohl effizienter laufen», sagt Wölfli. Die Nütziweid liegt laut den erfolgten Messungen in einer mittleren Windzone. Aber dennoch liefert sein Windrad rund 12000 Kilowattstunden pro Jahr, im Winterhalbjahr zwei Drittel mehr als im Sommer.

Ausbau lohnt sich

Wölfli ist vom Ökofieber gepackt worden. Anfang September hat er zusätzlich auf einem Dach der Schweineställe eine Photovoltaikanlage installiert und in Betrieb genommen. «Wir haben auf der Nütziweid sehr wenig Nebel, da lohnte sich der Ausbau. Die Nennleistung der Solaranlage liegt bei einem Maximum von 30 Kilowattstunden.

Urs Wölfli setzt ganz bewusst ein Zeichen. «Meine Haltung zu Natur und Umwelt gebietet mir dies.» Er sei überzeugt, sagt der heute 55-Jährige, «wenn wir in der Energiefrage eine Änderung wollen, dann müssen wir handeln.» Er wolle der kommenden Generation in dieser Hinsicht Vorbild sein. «Es braucht nicht immer den grössten und stärksten Traktor, die grössten Maschinen, um auf dem Betrieb gut wirtschaften zu können.» Was es aber brauche, sei ein Umdenken, gefolgt von Taten. Den Verbrauch senken, die Produktion überprüfen. «Wir haben Möglichkeiten, auch im kleinen Kreis wie auf meinem 14,5 Hektaren grossen Betrieb», sagt Urs Wölfli.

Drei Viertel des Energiebedarfs

Mit beiden Anlagen zusammen deckt Wölfli rund drei Viertel seines Energiebedarfs ab. Dabei stammen zwei Drittel von den Fotozellen und ein Drittel von der Windturbine. Wölfli speist den Sonnen- und Windstrom ins Netz ein und rechnet mit Energielieferanten ab. Seine Stromrechnung fällt jetzt merklich tiefer aus.

Sonnenenergie scheint gratis, der Wind bläst kostenlos, dennoch fallen auf der Produktionsseite hohe Investitionskosten an. 95000 Franken hat der Bauer in seine Solaranlage investiert. Und dies im Wissen, dass es rund 15 Jahre dauert, bis die Anlage amortisiert ist. Denn KEV-Abgeltungen (kostendeckende Einspeisevergütung) erhält Wölfli keine, da steht er lediglich auf der Warteliste. Die Windanlage betreibt er im Baurecht, es ist ein Forschungsprojekt eines Luzerners.

Wölfli hat bewusst in eine Anlage investiert, die nicht kurzfristig rentiert. «Bei mir steht tatsächlich die Ökologie im Vordergrund», sagt er. Er habe dieses Geld in dieses Projekt gesteckt und keinen neuen Traktor gekauft. «Es ist langfristig besser investiert, und ein Risiko gehe ich damit nicht ein.»