Der pensionierte Journalist Bernhard Schindler kann nicht aufhören und schreibt für Seniorenplattformen. Schon bald hält er sein erstes Buch in Händen. Das Thema ist Religionsfragen – kein Wunder, denn Bernhard ist bekennender Agnostiker.
Die Suche im Internet nach dem pensionierten Journalisten Bernhard Schindler aus Kölliken führt auf die Plattformen www.seniorweb.ch und www.seniorbern.ch, wo Senioren zu verschiedenen Themen ihre Meinung kundtun und Erfahrungen austauschen.
Seit 14 Jahren ist der ehemalige stellvertretende Chefredaktor des «Zofinger Tagblatts» im (Un-)Ruhestand. Und er will und kann das Schreiben nicht lassen. Neben dem innen- und aussenpolitischen sowie wirtschaftlichen Geschehen interessiert er sich nach wie vor für Literatur und das Theater.
«Schon als Bub habe ich gelesen, was gedruckt war. Zuerst kritiklos einfach in mich hineingeschlungen, später mit gewissen Vorbehalten im Kopf behalten», erinnert sich Bernhard Schindler. Zu seinen schreibenden Vorbildern zählten damals Kurt Tucholsky, Erich Kästner und Mark Twain.
Im Lauf seiner bald acht Lebensjahrzehnte sind unzählige Schriftsteller dazugekommen. «Besonders gerne lese ich heute unter anderem Schweizer Autoren wie Lukas Hartmann oder Alex Capus. Auch den bretonischen Krimiautor Jean-Luc Bannalec mag ich sehr.» Wie viele Bücher der 79-Jährige gelesen oder Theateraufführungen gesehen hat, kann er nicht beziffern. «Ich führe darüber keine Liste», meint er lachend.
Sorgfältig abgelegt sind dagegen seine journalistischen Arbeiten. «Bislang haben mich gerade mal zwei frühere Zeitungskolumnen zu neuen Texten inspiriert», sagt er und schwärmt von der Medientechnik: «Das Internet verbindet mich mit der Welt. Die Möglichkeit, Texte und Bilder zu versenden, ist genial.»
Bernhard Schindler sitzt an diesem sonnig-warmen Nachmittag im idyllischen Garten des Einfamilienhauses in Kölliken. Seine Ehefrau Brigitta rückt dem Unkraut zu Leibe. Der 14-jährige Mischlingsrüde Miro fordert von allen Streicheleinheiten. «Zur Pensionierung hat uns meine Tochter den Hund geschenkt. Wir möchten ihn nicht missen», betont er und tätschelt ihn.
Das Ehepaar liebt das Reisen. Im letzten Jahr waren sie im Baltikum unterwegs, diesen Herbst geht es mit einer Busreisegruppe durch Sizilien. Viele Jahre waren sie von der Normandie angetan.
Von den Erlebnissen in Frankreich hat Bernhard Schindler Kurzgeschichten verfasst. Mehr habe er bislang nicht daraus gemacht, weil ihm die Musse fehlte. Vielleicht schicke er die Kurzgeschichten an einen Verlag, sagt er und verrät, dass er über ein vollendetes Buch verfügt.
Sein erstes Buch, «Der verflixte Baum der Erkenntnis», das sich rund um Religionsfragen dreht, erscheint diesen Herbst im Frankfurter Verlag August von Goethe. Bernhard Schindler bezeichnet sich als Agnostiker, einen Zweifler, der auch Glaubensdinge hinterfragt.
So auch in seinem 154 Seiten starken Werk. «Es geht um Glaubensfragen, über die sich ein älteres Semester wie ich durchaus einmal Gedanken machen darf.» Er wolle keine neue Moral, keine revolutionäre Religion verkündigen, sondern die Leser unterhalten und vielleicht auch da oder dort zu eigenen neuen Gedanken verhelfen.
So würzt er alles mit einer gehörigen Portion Humor und mengt auch mal eine Prise Ironie darunter. «Je weniger ernst ich altersbedingt diese meine Welt wahrnehme, desto mehr muss ich auch über mich selber lachen.»
Mit einem Augenzwinkern blickt er auf seine berufliche Laufbahn als Schriftsetzer, Werber und Journalist zurück: «Ich lernte, den Computer zu bedienen. Ich lernte, am Bildschirm Text und Bilder umbrechen. Ich lernte Internet. Dann wurde ich pensioniert und lernte, dass ich alles vergessen konnte, was ich gelernt hatte, denn jetzt galt nur noch, mit der bescheidenen Rente auszukommen und die viel zu lang gewordenen Tage irgendwie sinnvoll zu verbringen.»
Nach dem Frühstück und der eingehenden Lektüre der Tageszeitungen verzieht er sich in sein Büro zum Schreiben. Wie schon als Journalist setzt er heute noch auf die kurze, prägnante Ausdrucksform und verkündet seine Meinung in Kolumnen auf Altersplattformen im Internet.
«Früher habe ich den Verein Seniorweb unterstützt und dort ehrenamtlich Kolumnen und Reportagen geschrieben. Seit dort aber die Grundidee der Vernetzung verschiedenster Senioren-Meinungen abhandengekommen ist, schreibe ich hauptsächlich für eine im Bernbiet entstandene Nachfolgeorganisation», erklärt Bernhard Schindler.
Unter www.seniorbern.ch erscheinen unter «Bennus Pointen» Glossen und Dialekt-Gedichte, Kolumnen, Reiseschilderungen und selber erlebte Kurzgeschichten. «Wir Schreiber wollen nicht mit unseren Erkenntnissen angeben. Wir wollen in erster Linie unterhalten und möchten unser Wissen teilen. Interessenten mitteilen, was wir gefühlt, erahnt, gelernt und vielleicht auch ein bisschen verstanden haben.»