Adventsserie
An den Weihnachtsbaum in der Kirche kommt kein Schmuck – obwohl er das Wichtigste ist

Für Sakristan Urs Schwegler bedeutet die Weihnachtszeit vor allem viel Aufregung und Arbeit – trotzdem ist es seine liebste Zeit im Jahr. Seine abwechslungsreiche Arbeit mache ihm grosse Freude. Mit Hinblickt auf die Weihnachtsgottesdienste sei er aber «etwas nervös».

Kim Wyttenbach (Text und Foto)
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Sakristan Urs Schwegler vor dem selbst gebastelten Adventskranz in der St.-Anna-Kirche in Menziken.

Sakristan Urs Schwegler vor dem selbst gebastelten Adventskranz in der St.-Anna-Kirche in Menziken.

Kim Wyttenbach

Für die heimelige Weihnachtsstimmung in der St. Anna Kirche in Menziken ist Urs Schwegler zuständig. Der 53-Jährige lebt in Beinwil am See und ist Leiter der Sakristane der Katholischen Kirchgemeinde Menziken-Reinach. Dazu gehören die St.- Anna-Kirche Menziken, die St.-Martinskirche Beinwil am See und die Bruderklaus- Kirche Unterkulm. Insgesamt sind zwei Sakristane und zwei Sakristaninnen für die drei Kirchen tätig. «Ich habe 27 Jahre lang als Schreiner gearbeitet und bin nun seit eineinhalb Jahren für die Kirche tätig» erzählt Urs Schwegler. «Die Arbeit macht mir grosse Freude.»

Urs Schwegler steht im Mittelgang und betrachtet den Adventskranz: «Den haben wir bereits Ende November gebastelt – André Bättig und ich. André ist auch Sakristan in der Kirche Menziken.» Es steht den Sakristanen frei den Kranz nach ihrem Gutdünken zu schmücken; nur bei der Farbwahl sind ihnen die Hände gebunden. «Die Kerzen und der Schmuck für den Kranz müssen immer rot sein», erklärt Schwegler. Die Farbe rot steht für die Liebe und das Licht, mit dem Christus zu den Menschen kam. Der Adventskranz ist mit Tannzapfen und roten Schlaufen geschmückt. Die roten Kerzen wurden von Schülern der dritten Klasse verziert; man erkennt einen Stern, Schafe und Engel. Jeden Adventssonntag hebt der Pfarrer ein anderes Kind in die Höhe, damit es die Kerzen anzünden kann.

Sakristane erfüllen die unterschiedlichsten Arbeiten rund um den Kirchenbetrieb: Sie bereiten den Gottesdienst vor, reinigen die Kirche und warten die technischen Einrichtungen. Besondere Aufgaben kommen den Sakristanen in der Liturgie zu: Sie wirken nicht nur mit, sondern pflegen auch sakrale Gegenstände, leiten Ministrantinnen und Ministranten an und bewahren die Kirchengewänder auf. In der Vorweihnachtszeit zeigen Schwegler und Bättig den Kirchengängern, wie sich die Weihnachtsgeschichte abgespielt hat. «Wir stellen die Krippe am ersten Adventssonntag leer in die Kirche. Von Tag zu Tag werden weitere Figuren dazugestellt und die Heiligen Drei Könige nähern sich der Krippe», sagt Schwegler. Das Jesuskind wird natürlich erst am 24. Dezember, am Weihnachtsabend, in die Krippe gelegt.

Am 20. Dezember wird in der Kirche eine vier Meter hohe Nordmanntanne vom Stierenberg aufgestellt. Der Baum wird weder mit Baumschmuck noch mit Schokolade dekoriert. «Gemäss Überlieferung dürften wir den Baum nur mit Äpfeln schmücken – früher hatte man nichts anderes», erklärt Urs Schwegler. An den Baum in Menziken werden aber keine Äpfel gehängt. Stattdessen wird der Baum mit einer elektrischen Lichterkette geschmückt. Auf echte Kerzen verzichte man aus Sicherheitsgründen, so Schwegler. Es kommt keine weitere Dekoration in die Kirche. «Der Baum und die Krippe sind das wichtigste», sagt Urs Schwegler.

«Wir sind alle etwas nervös»

An Weihnachten finden drei Gottesdienste statt: am 24. 12. um 17 Uhr die Weihnachtsmesse und um 22.30 Uhr die Mitternachtsmesse. Am 25. 12. findet um 10.15 Uhr ein Gottesdienst statt. Für die Weihnachtsmesse studieren Schüler aus dem Dorf jedes Jahr mit ihrem Religionsleiter ein kleines Schauspiel ein. «Die Hauptprobe findet jeweils in der Kirche statt. Sie ist meistens etwas chaotisch, aber sobald die Eltern in der Kirche sitzen, geben die Kinder 150 Prozent», erinnert sich Urs Schwegler an letztes Jahr.

Er schaut auf den Dienstplan: «Unter dem Jahr bin ich eine dreiviertel Stunde vor der Messe in der Kirche, in der Weihnachtszeit sind wir rund zwei Stunden vor dem Gottesdienst bereits vor Ort». Die Mitternachtsmesse ist immer sehr gut besucht und es herrscht eine feierliche Stimmung. Es ist deshalb wichtig, dass der Gottesdienst reibungslos abläuft: Die Gewänder des Pfarrers und der Ministranten müssen rausgehängt werden, die Kerzen, der Weihrauch und die Hostien müssen bereitliegen und die Kirchenlieder müssen gesteckt sein. «Wir sind die rechte Hand des Pfarrers – wir haben den gesamten Ablauf der Messe im Kopf und falls der Pfarrer während des Gottesdienstes einen Aussetzer hat, können wir ihm weiterhelfen», sagt Urs Schwegler. Er lächelt und verrät: «Wir sind alle etwas nervös, auch der Pfarrer und die Ministranten.»

«Süsser die Glocken nie klingen» erklingt leise durch die Lautsprecherboxen. Urs Schwegler kontrolliert noch, ob genug Gesangsbücher aufliegen, bevor er für heute Schluss macht. «Die Weihnachtszeit ist für Sakristane eine hektische Zeit, trotzdem ist es meine liebste Zeit im Jahr», sagt er und schliesst die Kirchentür hinter sich.