Startseite
Aargau
Wyna/Suhre
Beim Vernetzungsprojekt zählen nicht nur hohe Erträge, sondern auch die Natur. Das wurde vertraglich geregelt und gilt nun in Zetzwil auf 29 landwirtschaftlich genutzten Hektaren von insgesamt 300 Hektaren.
Wer auf dem Gemeindegebiet von Zetzwil einen Spaziergang macht, kann ungewöhnliche Dinge sehen: Mitten im Obstgarten liegt ein Haufen aus Ästen. Wann räumt die Bäuerin auf? Auf der gemähten Wiese stehen mehrere Streifen mit hohem Gras. Hat der Bauer auf der Mähmaschine geschielt? Nein. Diese Strukturen sind für viele Tiere und Pflanzen überlebenswichtig.
Die Zetzwiler Landwirte bewirtschaften rund 300 Hektaren Wies- und Ackerland. Bei 29 Hektaren steht nun nicht mehr der ökonomische Ertrag im Vordergrund, sondern die Natur. Zehn Betriebe haben mit dem Kanton sogenannte LEP-Verträge (Landschaftsenwicklungsprogramm-Verträge) abgeschlossen, wodurch eine ansehnliche Biodiversitätsfläche entstanden ist. Am Samstagnachmittag lud der Gemeinderat auf den Hof der Familie Siegrist-Jörg zu einem Informationsanlass über das Vernetzungsprojekt ein.
Die Schwalben auf dem Dach zwitscherten so laut, dass Gemeinderat Jörg Maurer seine Stimme heben musste, damit ihn die fast 60 Interessierten verstanden. Mit dem Vernetzungsprojekt sollen naturnahe Lebensräume erhalten werden. «Ausserdem bedeuten sie eine zusätzliche Einnahmequelle für die Bauern», erklärte Maurer. Von Landwirtschaft Aargau informierte Markus Peter über das Vernetzungsprojekt. «Das Ziel ist die Förderung regionaltypischer Tier- und Pflanzenarten», erklärte er. «Isoliert vorkommende Magerwiesen sollen durch eine angepasste extensive Bewirtschaftung erhalten werden.» Auch eine räumliche Vernetzung durch sogenannte Trittsteine, zum Beispiel Asthaufen oder Hecken, sei wichtig, um die Fortpflanzung der Tiere zu gewährleisten.
Zum Hof von Bäuerin Andrea Siegrist gehören Milchkühe, Ackerland und rund 230 Hochstammbäume. Bei der Umsetzung der LEP-Verträge wurde sie von der Firma Agrofutura beraten und erfuhr, auch Geduld gehört zur ökologischen Landwirtschaft: «Eine Wiese war etwa ein Jahr lang gar kein schöner Anblick.»
Auf die Heuwiese führten schliesslich zwei Vertreterinnen von Agrofutura, Jolanda Krummenacher und Bea Vonlanthen. Dort lag das geschnittene Gras auf dem Boden, dazwischen gab es mehrere nicht gemähte Streifen. «Das sind sogenannte Rückzugsstreifen», erklärte Krummenacher. «Wenn gemäht wird, können sich Kleintiere wie Heuschrecken dorthin zurückziehen.» Auch die Blumen haben Zeit zu blühen und zu versamen. «Mit jeder Blume, die weg ist, verschwinden zehn Tierarten», sagte sie.
Bea Vonlanthen sprach über Hecken: «Wichtig ist eine strukturierte Oberfläche.» Ihre Ausführungen wurden untermalt vom Gesang einer Goldammer in der Hecke des Hofes der Familie Siegrist.