Die ersten Flüchtlinge sind in die Asylunterkunft an der Lindengutstrasse in Aarburg eingezogen. Trotz Bedenken haben die Anwohner keine Probleme mit den Neuankömmlingen. Ein Augenschein.
Kaum sind die Protest-Grillierer in der Sommerpause, erkaltet die glühende Angst vor den fremden Asylbewerbern. Ein Team von «Tele M1» um Reporterin Anne-Käthi Kremer hat sich am Wochenende in der Nachbarschaft umgehört und hält fest: «Das Zusammenleben funktioniert.» Die Rückmeldungen der Anwohner sind durchwegs positiv.
Während sich das politische Aarburg mit Händen und Füssen gegen die Asylunterkunft zur Wehr setzt, haben die Aarburger selbst teilweise bereits Freundschaft geschlossen mit den neuen Nachbarn. Fast wie in Susanne Hochulis fiktiver Geschichte in der «SonntagsZeitung» erzählen zwei Mädchen, wie sie miteinander spielen.
Die kleine Ainas aus Syrien in gebrochenem Deutsch: «Sie kommt meine Haus, ich gehe sie Haus und zusammen spielen, zusammen reden, zusammen lachen.» Und ihre neue Freundin Ilayda: «Wenn sie etwas Falsches sagt, tu ich das einfach korrigieren, damit sies nachher auswendig kann.»
Dass die Kinder miteinander spielen, als ob nichts wäre, ist nicht weiter erstaunlich. Ein bisschen überraschender sind die Worte der erwachsenen Nachbarn: «Wir haben gestern noch mit ihren Kindern gespielt, das ist tipptopp gegangen», so ein älterer Mann.
Und eine Frau mit deutschem Akzent ergänzt: «Die sind so ruhig und zurückgezogen...Die sieht man nicht. Warum sollten sie stören?»
In den nächsten Tagen sollen weitere Familien in die noch leerstehenden Wohnungen der beiden Asylanten-Blöcke einziehen. Auch beim Kanton ist man mit der Situation zufrieden: «Die Leute sind gut angekommen, haben sich gut eingelebt. Soweit das möglich ist, haben sich die Asylbewerber auch gut integriert im Quartier. Wir sind zufrieden, wie es läuft im Moment», so Balz Bruder, Sprecher des Sozialdepartements.
Sich das Ganze einmal ansehen
Was mit einer Verfügung der Gemeinde Aarburg gegen den Einzug der Asylbewerber begonnen hatte, weitete sich bald zum schweizweit bekannten Protest-Grillieren aus. Die Aarburger Grillierer haben viel Aufmerksamkeit für ihr Anliegen erzeugt, genau wie einst die Bettwiler, die ebenfalls gegen eine Asylunterkunft in ihrem Dorf protestiert hatten.
Verhindern konnte die Aarburger Bewegung die Unterbringung der Asylbewerber aber bekanntermassen nicht – noch nicht, denn laut eigenen Angaben wollen die Protest-Griller nicht aufgeben, nach der Sommerpause «on tour» gehen und wahlweise vor dem Sozialdepartement in Aarau oder im Wohnort von Departementsvorsteherin Susanne Hochuli weiter grillieren.
Währenddessen will Hochuli ihrerseits für Verständnis werben und der Bevölkerung eine Möglichkeit bieten, sich ein Bild von der Situation in Aarburg zu machen. Im Herbst wird in den beiden Liegenschaften ein Tag der offenen Tür stattfinden. So viel Zeit lässt der Kanton den Flüchtlingen, um sich einzuleben.
Auch die Kirchen und zwei Hilfswerke fördern den Dialog zwischen Asylbewerbern und Bevölkerung. Jeden Donnerstagnachmittag stehen Einwohnern und Asylsuchenden zwei Mitarbeiter des Hilfswerks der Evangelischen Kirche Schweiz und der Caritas sowie ein Jurist und eine Hotline (077 497 64 45) zur Verfügung.