Serie zu 50 Jahre Frauenstimmrecht und 100 Jahre Frauenzentrale im Aargau: Heute mit Antonia Iten (52), Feministin und Vorbild für andere Frauen.
Wer bist du?
Ich bin Antonia, 52, Gewerkschafterin, Mitarbeiterin Finanzen und Informatik, queere Aktivistin, Feministin.
Wofür erhebst du deine Stimme?
Für einen sozialen Ausgleich, die Chance auf Bildung und gerecht verteilten Wohlstand, unabhängig der Herkunft. Für ein würdevolles Leben, gegen Strukturen, bei denen die nicht Erwerbstätigen nur als Kostenfaktoren betrachtet werden. Gegen eine Welt mit einer Geldpolitik, in der die Unternehmen alles zählen und die Menschen bestenfalls noch als preiswerte Arbeitskräfte gelten. Für mehr Achtung gegenüber Natur und Umwelt.
Was braucht es für Chancengleichheit?
Zunächst die Erkenntnis und Anerkennung, dass wir weder in der Schweiz noch global allen die gleichen Chancen eingestehen. Es braucht Mut, Ausdauer und Beharrlichkeit, etwas zu ändern, sowie Lösungsansätze ausserhalb der gewohnten Strukturen. Zwar hat sich vieles verbessert, doch blieben Strukturen, welche männliche Arbeitnehmer wirtschaftlich bevorzugen. Letztlich macht sich das in der Altersvorsorge mit Altersarmut bei Frauen bemerkbar.
Wovon träumst du?
Meine Ideen, seien sie auch noch so innovativ, betrachte ich nicht als Träume, sondern als Teil dessen, für was ich einstehe.
Worauf bist du besonders stolz?
Ich bin bei vielem froh, es erreicht zu haben, Stolz empfinde ich deshalb nicht. Ich bin aber glücklich, heute als Frau hinstehen zu können – selbst wenn viele in mir noch den Mann sehen mögen. Dabei darf ich manchmal auch ein Vorbild sein.
Was ist dein Wunsch für die Zukunft?
Eine Welt, in der das Wohl aller wieder ins Zentrum rückt. Eine Welt, in der sich nicht alles nur um das Stärkste, Schnellste oder Reichste dreht. Und ich wünsche uns den Mut, aus festgefahrenen Strukturen ausbrechen zu können.
Was ist dein persönlicher Leitsatz?
«Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen – sie bekommen nichts», von Simone de Beauvoir.