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Aargau
Während Tagen hatte der Schnee das Mittelland unter sich begraben. Jetzt ist vorerst Schluss damit, Zeit für eine kurze Zwischenbilanz: Im Januar hat die Schweiz zehnmal so viel Salz auf Ihren Strassen verteilt wie vor einem Jahr. Das Lager in Rheinfelden ist fast auf die Hälfte zusammengeschrumpft.
In Rheinfelden herrscht Hochbetrieb. Die Lastwagen stehen kaum still vor dem Streusalzlager der Schweizer Salinen, denn die Schweiz lechzt nach Salz für ihre Strassen. Fast einen halben Meter hoch lag der Schnee im Januar – und zwar bis in die Niederungen, bis ins Mittelland. Ohne Salz ist ein einigermassen flüssiger Verkehr bei solchen Verhältnissen undenkbar. Und selbst mit kam unser Verkehrssystem an seine Grenzen.
In den Mittelland-Kantonen, wo in den Wintern zuvor deutlich weniger Schnee fiel, stieg die Nachfrage nach Salz sprunghaft an. 4000 Tonnen Salz landeten allein im Januar 2021 auf Aargauer Kantonsstrassen. Im gleichen Monat des Vorjahres waren es 200 Tonnen. «In einzelnen Werkhöfen haben wir im ganzen letzten Winter weniger Salz gebraucht als am Freitag vor einer Woche», sagt Dominik Studer, Leiter Unterhalt beim Kanton.
Ähnlich das Bild auf den Autobahnen. Zwischen Jahresbeginn 2020 und heute wurden rund 2300 Tonnen auf Aargauer Autobahnen verteilt, 1750 Tonnen allein im Januar 2021. «Der Aargau hat im Januar so viel Schnee bekommen wie seit Jahren nicht mehr», sagt Thomas Leuzinger, Leiter Betrieb bei der NSNW, die sich um die Nationalstrassen in der Nordwestschweiz kümmert.
Nicht überall stieg die Nachfrage so rapide an wie im Mittelland, aber schneereich war der Winter bisher für die ganze Schweiz. Das zeigt ein Blick in die Streusalz-Statistik der Schweizer Salinen. Der Absatz hat sich im Vergleich zum Januar 2020 von 9000 auf 90'000 Tonnen verzehnfacht. Insgesamt haben die Salinen diesen Winter schon gleich viel Salz ausgeliefert wie im gesamten letzten Winter (120'000 Tonnen).
Was beim Vergleich von diesem und letztem Winter nicht vergessen gehen darf: Der Winter 19/20 war einer der mildesten seit Messbeginn. Nicole Riethmüller, Mediensprecherin der Schweizer Salinen, sagt:
«In den letzten 15 Jahren schwankte der Auftausalzabsatz von den historisch tiefen 120'000 Tonnen bis zu rund 360'000 Tonnen im Jahr 2010.»
Bei einer jährlichen Fördermenge von rund 600'000 Tonnen Salz und einem Streusalzanteil von 120'000 bis 360'000 Tonnen wird klar: Die Schwankung in der Nachfrage nach Strassen-Salz ist die grosse Herausforderung für die Salz-Verteiler der Nation. Wichtigstes Instrument in der Handhabung dieser markant schwankenden Nachfrage sind die strategischen Mehrjahreslager, die sogenannten Saldome 1 und 2, in Rheinfelden. Mediensprecherin Riethmüller sagt:
«Die Lager sind jeweils zum Winterbeginn mit rund 200'000 Tonnen gefüllt und die Salinen produzieren 24/7 weiter.»
Mit Salz aus dem Aargau übrigens. Denn nicht nur befindet sich das nationale Streusalz-Lager in Rheinfelden, also auf Aargauer Grund, sondern auch das Abbaugebiet. Die Vorräte werden mit Salz aus der Saline Riburg auf Möhliner Gemeindegebiet aufgefüllt.
Neben dem nationalen Lager setzt die Schweiz zur Sicherung ihres Salz-Bedarfs auf mittelgrosse Lager in einigen Kantonen und den grösseren Städten sowie kleine Silos in den einzelnen Gemeinden. Dort werden jeweils Reserven für mehrere Tage gelagert. Diese dezentralen Lager fassen noch einmal rund 150'000 Tonnen, was insgesamt zu Reserven von 350'000 bis 400'000 Tonnen entspricht. Es reicht also auch für einen ganz strengen Winter.
Doch selbst volle Lager bringen nichts, wenn das Salz dann nicht innert Kürze dort ist, wo Schnee und Eis den Strassenverkehr beeinträchtigen. Die Logistik ist also gerade in Extremsituationen von zentraler Bedeutung. «Darauf sind wir vorbereitet, wir können pro Tag rund 7000 Tonnen auf Lastwagen und Bahn verfrachten», sagt Riethmüller.
Zwar sind die Temperaturen jetzt wieder milder, der Schnee ist vielerorts passé. Trotzdem können die Salz-Meister in Rheinfelden nicht die Füsse hochlagern. Riethmüller sagt:
«Wir sind darauf vorbereitet, dass der Winter weitergeht und die Winterdienste für sichere Verkehrswege sorgen können.»