Eine Genossenschaft hat das leer stehende Traditionslokal in Dintikon gekauft. Die ersten Arbeiten für den Umbau sind bereits erfolgt.
«Es ist eine riesige Euphorie zu spüren», sagt Stefan Gisi. Der Elektroinstallateur ist Vizepräsident der Genossenschaft «Freunde des Bären Dintikon», die den «Bären» wiederbeleben will – das einzige Restaurant im Dorf. Zum Bedauern der Dentiker Bevölkerung habe dieses schon lange vor der Pandemie «gekränkelt», so Gisi. Die Gäste seien ausgeblieben. Nach der coronabedingten Schliessung Ende März 2020 sei schnell klar gewesen: Der «Bären» bleibt zu.
«Im Dorf hatte man sich schon lange überlegt, wie man unser Restaurant wieder in Dentiker Hände bekommen könnte», so Gisi. Gespräche und Ideen seien aber stets im Sand verlaufen. Bis kürzlich: Der Funken, der das Dorf ins Handeln brachte, war die Ausschreibung seitens der Erbgemeinschaft, der Eigentümer des Gebäudes. Die drei Kinder der Familie Sommer, der das Haus seit genau 100 Jahren gehörte, suchten nach einem Käufer.
Der Dentiker Renato Gsell, der die Genossenschaft inzwischen präsidiert, machte Nägel mit Köpfen und suchte nach Gleichgesinnten. Im Dorf stark verwurzelt, hatte er die seinem Finanzplan zufolge nötigen 20 Mitglieder schnell zusammen. 19 Dentiker und eine Dentikerin zählen die «Freunde» nun. Dank Gsells Augenmerk auf die Zusammensetzung – jede Branche sollte vertreten sein – finden sich darunter Leute aus der Buchhaltung, dem Sicherheitswesen, der Sanitärinstallation, der Heizungsmontage, dem Bankenwesen oder dem Gartenbau.
«Wir hatten in den Kaufverhandlungen bestimmt den Vorteil, dass wir den ‹Bären› als Restaurant erhalten wollten», so Stefan Gisi. Andere Käufer hätten wohl andere Pläne gehabt, das 1834 erbaute Gebäude vielleicht sogar zu Gunsten eines profitablen Neubaus abgerissen. Doch der Zuschlag der drei Sommers – alle im Dorf aufgewachsen, jedoch nicht mehr hier wohnhaft – ging an die Genossenschaft. So fand am 26. Mai die Gründungsversammlung der «Freunde des Bären Dintikon» statt.
«Wir sind alle zu gleichen Stücken beteiligt», so Gisi. Der Rest des Kaufpreises, den er wie die Höhe der Beteiligung nicht nennen will, wurde durch einen bei der Bank aufgenommenen Kredit gedeckt.
Nur einen Tag nach der Unterzeichnung des Kaufvertrags schritten die zwanzig sowie zig freiwillige Helferinnen und Helfer zur Tat und begannen mit dem Umbau. «Es ist ein Balanceakt», sagt Stefan Gisi. Einerseits seien viele Änderungen nötig; andererseits wolle man die Authentizität des Restaurants erhalten und möglichst viel Material wiederverwenden. Das Gebäude wurde zuletzt vor gut 40 Jahren renoviert. «Da kann man nicht nur putzen und ein bisschen malen», so Gisi. Unter anderem sei in der heutigen Gastronomie ein Kühlraum Standard. Dieser wird nun da eingebaut, wo früher die Kegelbahn und der Pferdestall standen. Ebenso wird der neue «Bären» eine richtige Gartenwirtschaft erhalten – bisher standen nur einige Tische draussen. Und mit einem zur Beratung zugezogenen Gastroprofi, einem ehemaligen Küchenchef, wird die Innenanordnung zwecks kurzer, praktischer Wege optimiert. Auch Hygiene ist ein Thema: «Gerade bei Neueröffnungen ist die Prüfung durch die Lebensmittelkontrolle sehr wichtig», so Stefan Gisi.
Zwei Samstage stand die Equipe bisher im Einsatz. Möglichst viel wollen sie mit ihrem kollektiven Wissen selbst machen, nur ausnahmsweise Aufträge extern vergeben. So wie die Sandstrahlarbeiten, die gerade im Gange sind: «So kommen unter den unzähligen Überstrichen wieder die ursprüngliche Bausubstanz und die schönen Holzbalken mit den Wurmlöchern hervor», sagt Gisi.
Die Genossenschaft sucht nun nach einem Pächter und befindet sich in Verhandlungen mit mehreren Interessenten. Die Richtung steht: «Wir wollen keine Nische bedienen. Es soll ein klassisches Dorfrestaurant mit ländlicher Küche bleiben.»
Eröffnen soll der neue «Bären» dann Ende Jahr, etwas später als wie ursprünglich geplant im Frühherbst.