Dintikon
Vitamin-B-Spezialistin: «Frauen sind eigentlich die perfekten Netzwerkerinnen»

Petra Rohner ist die Pionierin des Frauennetworking – dafür soll sie nun den Swiss Women’s Award erhalten. Sie weiss: Wenn Frau über Jahre hinweg den Branchenbezug verliert, hat sie es heutzutage nicht einfach, beruflich wieder Fuss zu fassen.

Ruth Steiner
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Frauen sind perfekte Netzwerkerinnen, ist Petra Rohner überzeugt.

Frauen sind perfekte Netzwerkerinnen, ist Petra Rohner überzeugt.

Pascal Meier

Frauen müssen sich in der Wirtschaftswelt besser vernetzen, fand Petra Rohner und gründete 2007 das Netzwerk-Portal Swonet. Swonet bedeutet Swiss Women Network. Jetzt ist die Frauen-Netzwerkerin Petra Rohner aus Dintikon für den 2. Swiss Women's-Award nominiert. Dieser wird nächste Woche in Zug an eine Frau mit Vorbildfunktion im Arbeitsbereich verliehen.

Früher gab es die Damenkränzchen, das sind Zusammenkünfte von sozial im Wesentlichen gleichgestellten Frauen. Sind die heutigen Netzwerke deren Weiterentwicklung?

Petra Rohner: Ich möchte den Ausdruck Damenkränzli nicht abwertend betrachtet wissen. Diese sogenannten Kränzli sind nämlich auch heute noch wichtig. Egal, in welcher Lebenssituation man sich befindet, im Vordergrund steht immer die Frage: Welches Netzwerk brauche ich in der heutigen Situation? Wer sich auf die Aufgabe als Familienfrau konzentriert, ist üblicherweise regional verankert. In diesen Momenten bewegt sich die Frau oftmals in Netzwerken, in denen ehrenamtliche Arbeit geleistet wird. Viele dieser Frauen realisieren jedoch, dass sie sich für die berufliche Zukunft mit anderen Netzwerken verknüpfen müssen.

Weshalb?

Wer sich branchenintern vernetzt, bleibt jederzeit auf dem Laufenden über Veränderungen. Das ist gerade auch für Frauen, die beispielsweise aus familiären Gründen eine Auszeit machen, wichtig. Wir befinden uns in einer schnelllebigen Zeit. Wer über Jahre hinweg den Branchenbezug verliert, hat es heute schwer, im Beruf wieder Fuss zu fassen.

Wie kann man ein Netzwerk aufbauen?

Zuerst sollte man sich dort vernetzen, wo man lebt. Wer sich beispielsweise auf Xing (Anm. soziales Netzwerk mit Fokus auf geschäftlichen Austausch) vernetzen will, sollte unbedingt der offiziellen Xing-Gruppe der Region beitreten. In Aarau ist dies die Gruppe Argovialand. Sozusagen auf einen Mausklick kommt man zu einer regionalen Vernetzung mit verschiedensten Branchen, Unternehmen und Interessen. Um den Erfahrungsaustausch unter Frauen zu fördern, wurde im Xing die Gruppe Swonet gegründet.

Und das reicht?

Die virtuelle Vernetzung ist eine solide Grundlage, die eine schnelle und branchenübergreifende Kontaktaufnahme ermöglicht. Damit ein Netzwerk tragfähig wird, gehört der persönliche Kontakt dazu. Deshalb organisiere ich auch für die Xing Swonet-Gruppe regionale Treffen. Im Aargau finden die sogenannten Chill Outs in Aarau statt.

Ihre Vorgängerin als Trägerin des Swiss Women’s Award ist Christine Bühler, die höchste Bäuerin der Schweiz. Sehen Sie Parallelen zwischen Ihnen und ihr?

Was das Engagement und das Herzblut für die Sache anbelangt, sind wir sicher vergleichbar. Gerade die Bäuerinnen und Landfrauen haben in der Vergangenheit gezeigt, was man miteinander bewegen kann. Schritt für Schritt haben sie sich mit den bäuerlichen Männernetzwerken verbunden. Im Unterschied zu Christine Bühler ist meine Tätigkeit allerdings nicht berufs- oder branchenspezifisch ausgerichtet. Mir ist es ein grosses Anliegen, dass Frauen allen Alters, aller Funktionen und aller Branchen wahrnehmen, wie hilfreich ein gutes Netzwerk ist. Das wird leider noch viel zu wenig erkannt. Und genau diesem Punkt setzt Swonet mit seinen Aktivitäten an.

Mit andern Worten: Frauen sind schlechte Netzwerkerinnen.

Absolut nicht. Aber leider haben viele von ihnen noch ein Problem mit aktivem Netzwerken. Ich möchte dies gerne genau erklären: Frauen sind eigentlich die perfekten Netzwerkerinnen. Aber sie leben das Netzwerken oft zu einseitig, beschränken sich auf Empfehlungen. Das heisst, sie übernehmen die Verantwortung für die Kompetenz dieser Person. Das ist jedoch nur eine Seite des Networking. Netzwerken bedeutet auch, Menschen miteinander bekannt zu machen: Ich kenne jemanden, der was sucht, und jemanden, der was anbietet, dann bringe ich die beiden zusammen, ohne jegliche Verantwortung von meiner Seite. Ein Netzwerk, das so funktioniert, kann hilfreich bei der Jobsuche sein.

Frauen bemühen sich seit Jahren um Gleichstellung. Steht diese geschlechterspezifische Networking-Plattform nicht im Widerspruch zu diesen Anstrengungen.

Nein, gar nicht. Überlegen Sie sich einmal, welchen Stellenwert das Militär für die Männer in dieser Beziehung hat. Es vernetzt Männer auch nach Jahren noch branchenübergreifend, weil Gemeinsamkeiten verbinden. Genau diese Chance zu breit gefächertem Networking finden Frauen in der Xing Swonet-Gruppe und auf dem Portal Swonet.

Sie sind Gründungsmitglied von Swonet. Welchen Zusatznutzen bietet dieses gegenüber andern Netzwerken?

Ich war in verschiedenen Frauennetzwerken tätig. Dabei habe ich realisiert, wie spannend dieser Austausch ist. Gleichzeitig ist mir aufgefallen, dass eine Plattform fehlt, welche die verschiedenen Frauenorganisationen aufführt und ihre Tätigkeiten vorstellt. Diese Lücke füllt Swonet aus. Ich habe das Bedürfnis der Frauen realisiert und Swonet im Netzwerk Xing gegründet. Heute ist Xing Swonet mit 6800 Mitgliedern das grösste Frauen Business-Netzwerk der Schweiz.

Welchen Nutzen würde Ihnen der Swiss-Women’s-Award bringen?

Ich sehe die Nomination als persönliche Anerkennung meiner jahrelangen Arbeit beim Aufbau von Swonet. Den Award würde ich jedoch auch für das Swonet Team entgegennehmen, denn eine grosse Vision setzt man nicht alleine um. Was sicher ist, der Award gäbe uns Gelegenheit, die Wirkung von Swonet nach aussen zu intensivieren.

Der Award ist mit 5000 Franken dotiert. Haben Sie schon eine Idee, wie Sie das Geld investieren würden?

Wenn ich diesen Preis gewinne, so geht er in die geplante Stiftung von Swonet. Wir sind im Gründungsprozess einer Stiftung, welche verschiedene Frauenprojekte unterstützt.