Schule und Kanzlei sind in Holderbank seit gestern wieder in Betrieb. Kanzlerin Fischers Büro muss saniert werden.
Normalerweise muss sie ihre Dokumente nicht suchen. Was nicht elektronisch versorgt ist und per Mausklick abgerufen werden kann, findet Ruth Fischer mit einem sicheren Handgriff. Seit dem 17. Dezember ist jedoch nichts mehr wie vorher für Fischer, die seit bald 32 Jahren auf der Holderbanker Gemeindeverwaltung die Fäden zusammenhält.
Ein Grossbrand hat in der zweiten Nachthälfte die Turnhalle in Schutt und Asche gelegt. Die Gemeindekanzlei, welche direkt an die Turnhalle angeschlossen ist, wurde zwar nicht direkt in Mitleidenschaft gezogen. Fischers Büro ist jedoch vom Löschwasser zerstört. Die Entfeuchter laufen nach wie vor auf Hochtouren.
Ebenso muss der unangenehme Rauchgeruch aus dem Raum entfernt werden. Bevor die Gemeindeschreiberin wieder in ihr Büro zurückkehren kann, muss es saniert werden.
In der Zwischenzeit hat Ruth Fischer Unterschlupf bei ihren zwei Kolleginnen auf der Kanzlei gefunden. Die drei Frauen sind etwas zusammengerückt. Der Schreck sei ihr massiv in die Glieder gefahren, sagt Fischer mit etwas Distanz zum Vorfall, doch sei sie froh, dass keine Akten vernichtet wurden.
Noch ist unklar, was in der Nacht vom 17. Dezember den Brand im 100-jährigen Gebäude ausgelöst hat. «Die Ursache ist immer noch ungeklärt», erklärte Bernhard Graser, Mediensprecher der Kantonspolizei, auf Anfrage. Die Brandermittlung sei am Laufen, die Arbeit der Spezialisten noch nicht abgeschlossen.
Gestern Montag hat die Schule nach den Weihnachtsferien wieder ihren Betrieb aufgenommen. In geheizten Schulzimmern. Gemeindeammann Herbert Anderegg zeigte sich gestern Vormittag äusserst zufrieden darüber, dass die bestehende Gasheizung unter der brandversehrten Halle repariert werden konnte. Dies entgegen allen ursprünglichen Erwartungen.
«Es war jedoch schon ein Zusatzeffort nötig, um das zu bewerkstelligen», sagte Anderegg. Andernfalls hätte man eine Notlösung suchen müssen, um Schulhäuser und Gemeindehaus zu beheizen.
Hingegen musste der Turnunterricht vorübergehend neu organisiert werden. Eine Lösung mit den Partnergemeinden der Kreisschule Chestenberg, Möriken-Wildegg und Brunegg, liess sich auf die Schnelle nicht realisieren.
«Mit Blick auf den Weg, den die Schüler ins Nachbardorf zurücklegen müssen, machen Einzellektionen kaum Sinn. Doppellektionen wären am einfachsten», hielt Anderegg fest. Das lassen die aktuellen Stundenpläne der «Chestenberg»-Partner jedoch nicht zu. Doch soll sich dies auf das Schuljahr 2020/21 ändern.
Dann werden die Stundenpläne an allen Standorten neu erstellt werden müssen. In der Zwischenzeit wird in Holderbank im Schulzimmer oder im Freien geturnt. «Wie früher halt», sagt Anderegg. Bis eine neue Lösung da sei, müssten sich Lehrer und Schüler nach der Decke strecken.
Dem Gemeindeammann steckt der Schreck noch in den Gliedern. Trotzdem muss es vorwärtsgehen. Sobald von der Aargauischen Gebäudeversicherung die Schadenhöhe geklärt ist, werde der Gemeinderat festlegen, in welcher Form die Turnhalle wieder aufgebaut wird, so Anderegg.
«Dieser Entscheid muss relativ schnell fallen.» Der ursprünglich vorgesehene Plan, sie als Mehrzweckhalle zu nutzen, steht für den Ammann im Vordergrund. Keinen Einfluss hat das Vorkommnis hingegen auf das Neubauprojekt der Gemeinde. Die Pläne für ein neues Schulhaus mit Turnhalle sind weit fortgeschritten. «Ein Projektstopp kommt nicht in Frage», sagt Anderegg.