Lenzburg
Umsatzsteigerung bei der Lenzburger SWL Energie AG – aber weniger Gewinn

Die Lenzburger SWL Energie AG konnte 2019 zwar den Umsatz steigern, machte aber weniger Gewinn. Die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat werden weiblicher.

Ruth Steiner
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Verwaltungsrätin Simone Walther (l.), CFO Sonja Zwahlen, VR-Präsident Martin Steinmann (l.) und Geschäftsführer Markus Blättler.

Verwaltungsrätin Simone Walther (l.), CFO Sonja Zwahlen, VR-Präsident Martin Steinmann (l.) und Geschäftsführer Markus Blättler.

zVg

Zwar ist das Lenzburger Energieunternehmen ein vergleichsweise kleiner Player, doch gestern hat die SWL Energie AG genderpolitisch ein starkes Signal gesetzt und stellt damit nicht nur die eigene Branche in den Schatten: Im Verwaltungsrat sitzen nun gleich viele Frauen wie Männer. Die Generalversammlung wählte am Nachmittag mit der Anwältin Simone Walther die dritte Frau ins Gremium. Walther, Partnerin bei Schärer Rechtsanwälte in Aarau, ist spezialisiert auf Energie-, Bau-, Planungs- und Umweltrecht. Bei der Ankündigung gestern strahlte Geschäftsführer Markus Blättler über das ganze Gesicht. «Wir freuen uns, dass wir mit Frau Walther eine ausgewiesene Branchenspezialistin als Verwaltungsrätin gewinnen konnten. Und wir sind stolz, dass uns ein innovativer Coup gelungen ist, zumal die Branche einen Ruf als eher schwerfällig und träge geniesst.» Dass nun sechs Mitglieder im SWL-Verwaltungsrat sitzen, wird mit Kontinuität begründet und ist zeitlich begrenzt. Es stehen personelle Wechsel an, die man mit diesem Vorgehen abfedern möchte. Bei den Gesamterneuerungswahlen in zwei Jahren scheiden mit Präsident Martin Steinmann und Vizepräsidentin Marianne Klöti-Weber gleich zwei Verwaltungsräte altershalber aus.

Weiblicher wird auch die Geschäftsleitung der SWL Energie AG: Mit der neuen CFO Sonja Zwahlen nimmt erstmals eine Frau im bisher reinen Männergremium Platz. Die 45-jährige Betriebsökonomin hat Anfang Mai den Posten von René Trost übernommen, der vorzeitig in Pension geht. Zwahlen wechselte ihren Job innerhalb der Stadtgrenzen: Sie war bei der MCAM Symalit AG als Leiterin Administration und stellvertretende Geschäftsleiterin tätig.

Das Geschäftsjahr 2019 der SWL Energie AG bilanzierte Blättler an der gestrigen Medienkonferenz so: «Das Energiegeschäft ist ein Kampf gegen die Witterung. Und dieser hat sich auf das finanzielle Resultat niedergeschlagen.»

Rückgang bei Heizgradtagen und Stromabsatz

Tatsächlich haben die Energieunternehmen einen schweren Stand. Nebst dem wettbewerbsbedingten Margendruck wird die globale Erwärmung im Jahresabschluss deutlich. «Im letzten Jahr hatten wir 2985 Heizgradtage», sagt Blättler. Verglichen mit dem Durchschnitt der letzten zwei Jahrzehnte komme dies einem Rückgang von 155 Heizgradtagen gleich. Zwar stieg der Umsatz im letzten Jahr um 2,3 Prozent auf 55,98 Mio. Franken, doch der erwirtschaftete Gewinn von 2,81 Mio. Franken sank gegenüber dem Vorjahr (2,94 Mio.) um 4,4 Prozent. Vom Gewinn fliessen 1,2 Mio. Franken als Dividende in Kasse der Eigentümerin Stadt Lenzburg.

Während die SWL Energie AG im abgelaufenen Geschäftsjahr beim Stromabsatz ein Minus von 2 Prozent verzeichnete, nahm sowohl der Verkauf von Fernwärme (+4,2 Prozent) als auch von Gas (+4,5 Prozent) zu. Diese Zunahme wird mit rund einhundert neuen Kunden begründet, welche ihr Gebäude im letzten Jahr ans SWL-Gasnetz angeschlossen haben. «Wer seine Ölheizung ersetzen muss, wählt oft die Gaslösung», erklärte Blättler. Das sei ökologisch sinnvoll. Mit der Beimischung von Biogas könne der CO2-Ausstoss halbiert werden.

Zur Zukunft der Energiebranche sagte der SWL-Geschäftsführer: «Wir stehen vor einem Jahrzehnt mit unglaublichen Veränderungen.» Gleichzeitig gibt er sich optimistisch. «Die zunehmende Digitalisierung erschliesst auch in unserer Branche neue Chancen, die es zu packen gilt.» Allerdings, so Blättler, werde dies im Alleingang kaum mehr möglich sein, man müsse ganz gezielt Kooperationspartner suchen.