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Überraschende Wende in Othmarsingen: Die Fortimo, St.Gallen, hat das Grundstück gekauft, für das es ein baubewilligtes Grossprojekt gab.
Geht es beim Othmarsinger 52-Mio.-Projekt «In den Matten» zurück auf Feld 1? Die Umnutzung der Fläche des Fleischverarbeiters Centravo AG in ein neues Dorfquartier hat eine unerwartete Wende genommen: Die bisherige Investorin Eiffage Suisse AG ist abgesprungen, wurde abgelöst durch die Fortimo Invest AG. Die St.Galler Immobilienentwicklerin ist im Grundbuch als Eigentümerin des rund 2,5 Hektaren grossen Areals eingetragen. Georg O. Herriger, Kommunikationsbeauftragter der ehemaligen Grundbesitzerin Centravo AG, bestätigt den Abschluss mit der Fortimo AG. «Vor wenigen Monaten haben wir eine Lösung gefunden, die funktioniert.» Das bedeutet gleichzeitig auch, dass es mit der Eiffage Suisse AG gar nie zum Deal gekommen ist. Herriger bestätigt dies. «Wir sind in den Verhandlungen auf einen Punkt zugelaufen, der ähnlich aussah wie in der Vergangenheit.»
Tatsächlich: Die Geschichte über die Zukunft der ansehnlichen Fläche an zentraler Lage im Dorf ist lang und für Othmarsingen ein Trauerspiel. Dass das Gastspiel der Centravo AG befristet sein wird, war schon 2008 klar, als sie das Produktionsgelände der damaligen Grossmetzgerei Marti übernahm. Mit einer Umzonung wurde die Nutzung als Gewerbe- und Wohnfläche ermöglicht. Doch gestaltete sich die Suche nach einem Käufer aufwendig, wurde gar zu einer Odyssee: Bevor die Eiffage Suisse AG (damals Priora AG) ab Ende 2017 Bebauungspläne schmiedete, hatte bereits Baudienstleisterin Implenia AG die Kaufrechtsvereinbarung platzen lassen, ebenso hat später Generalunternehmerin Steiner AG den Kaufrechtsvertrag nicht eingelöst.
Klar ist: Die Eiffage Suisse AG ist aus einem Bauprojekt ausgestiegen, das 2018 ohne Einwendungen genehmigt wurde. Weshalb, will die Eiffage nicht sagen. «Die Eiffage Suisse AG gibt momentan keine Stellungnahme zum Projekt Othmarsingen ab», heisst es. Die Eiffage Suisse AG ist im März 2018 aus der Priora Generalunternehmung AG hervorgegangen.
Mit der Übernahme des Areals durch die Fortimo Invest AG scheint dem Bauvorhaben endlich der Durchbruch zu glücken. «Die Centravo ist sehr zufrieden mit dieser Lösung», sagt Herriger. «Es ist eine lange Geschichte, die immer wieder zu Verzögerungen geführt hat.» Es habe zwar einige Anläufe gebraucht, doch jetzt sei die Situation geklärt. «Im Zentrum von Othmarsingen entsteht jetzt das, wovon schon seit zehn Jahren die Rede ist.» Die neue Grundeigentümerin Fortimo Invest AG führt das Projekt unter dem Namen «Mattenpark». Aktuell sind jedoch keine konkreten Informationen zum Bauvorhaben erhältlich. Auf Anfrage macht Fortimo-Marketingleiterin Marion Müller einzig folgende Angaben: «Die Fortimo Invest AG, St.Gallen, hat das Grundstück ‹Mattenpark› in Othmarsingen im Sommer 2020 erworben. Zur Zeit sind wir an der Projektüberarbeitung.» Die Baubewilligung für das Eiffage-Projekt läuft gegen Ende Jahr aus. Gestützt auf das aktuelle kantonale Baugesetz muss das Vorhaben innerhalb von zwei Jahren nach Bewilligung (Rechtskraft) gestartet werden. Die Bewilligung kann nicht verlängert werden.
Laut der sich im Aufbau befindlichen Website ist im «Mattenpark» eine Überbauung mit etwa 200 Einheiten in Eigentum und Miete ergänzt mit Gewerbe- und Retailflächen vorgesehen.
Damit verspricht das neue Quartier «Mattenpark» Othmarsingen einen tüchtigen Wachstumsschub. Aktuell hat das Dorf rund 2900 Einwohner.
Der «Mattenpark» in Othmarsingen ist nicht das erste Projekt, welches die Fortimo Invest AG in der Region Aargau West beziehungsweise im Kanton Aargau verwirklicht. Die Ostschweizer Immobilienentwicklerin hat unter anderem die Überbauungen «Aarenau» (Baufeld 8) in Aarau, «Welle-Lenzburg» beim Autobahnzubringer in Lenzburg, «Webipark» in Aarburg, «neumatt-stein» in Stein AG, «Mühligässli» in Teufental sowie «Schönegg-Fahrwangen» in Fahrwangen realisiert. Weitere Projekte sind laut Marion Müller «in der Pipeline».
Wie steht es mit den Plänen der Gemeinde in der Zentrumsüberbauung? Seit Jahren schon besteht die Absicht, im neuen Zentrum eine neue Gemeindeverwaltung einzurichten. Dazu sagt Ammann Hans Rätzer: «Die Planung der neuen Verwaltungsräumlichkeiten und die Planung zum Erhalt der medizinischen Versorgung im Dorf sollen weitergeführt werden.» Das Projekt ist für die Gmeind am 20. November traktandiert.
Noch führt die Centravo AG in Othmarsingen einen reduzierten Betrieb weiter. Doch scheint ein Ende absehbar. «Aktuell sieht es danach aus, dass der Betrieb in Othmarsingen bis Ende 2021 eingestellt werden kann», erklärt Centravo-Sprecher Herriger.