Bald vier Monate ist Katja Früh Frau Gemeindeammann von Staufen. Die 47-Jährige spricht über die grossen Schulraum-Projekte, das zivile Engagement in der Gemeinde und die wohl baldige Steuerfusserhöhung.
In Staufen wird in so grossem Stil investiert wie noch nie. Für total 13 Millionen Franken entstehen aktuell das neue Schulhaus Zopf und eine neue Doppel-Sporthalle. Das Schulhaus soll im Sommer fertig sein, die Sporthalle im Herbst.
Vor der Schulhausbaustelle steht Frau Gemeindeammann Katja Früh, die ihr neues Amt nun bald vier Monate innehat. «Ich freue mich sehr auf den neuen Bau, wir haben ihn dringend nötig. Innerhalb der letzten vier Jahre mussten wir die Kindergartenabteilungen von drei auf sechs verdoppeln», sagt sie mit Blick auf die Baustelle. Die sechste Abteilung werde diesen Sommer gebildet – in den Räumen im Zopf: «Lange war das Schulhaus multifunktional geplant, also sowohl für Kindergarten als auch für Primar nutzbar. Doch mit den vielen neuen Kindern im Dorf wird es jetzt ein reines Kindergartengebäude», sagt die 47-Jährige.
Staufens Bevölkerung hat sich in den letzten 20 Jahren praktisch verdoppelt. «Wie andere dörfliche Gemeinden auch merken wir das Wachstum überproportional bei den Kindern», sagt Früh. Und für deren Bildung braucht es Platz. Doch werden die beiden Neubauten nicht reichen: Um einem erneuten Platzmangel in wenigen Jahren vorzubeugen, plant die Gemeinde schon weiter. Zur Diskussion stehen ein Ersatzneubau statt des Primarschulhauses oder ein Neubau nahe der Sporthalle aufs Schuljahr 2026/27. «Am Politapéro vom 22. Mai werden wir beide Versionen und die Präferenz des Gemeinderats vorstellen», so Früh. Vorwegnehmen will sie Letztere nicht.
Die grossen Investitionen haben sich derweil schon in der Jahresrechnung 2021 niedergeschlagen. Zwar schloss sie mit einem grossen Plus von 1,1 Millionen Franken, doch das Nettovermögen pro Kopf ist neu eine Nettoschuld. «Wir werden um eine Steuerfusserhöhung per 2023 nicht herumkommen, das ist ganz klar», sagt Früh. Aktuell liegt der Steuerfuss bei sehr tiefen 76 Prozent. «Die Erhöhung wird moderat sein, wohl im einstelligen Bereich.»
Trotz der finanziellen Auswirkungen bereut es Früh nicht, dass Staufen vor einigen Jahren aus der Regionalschule Lenzburg ausgetreten ist. «Auch in der Umgebung muss gebaut werden, es hat kaum eine Gemeinde Schulraum übrig. Ausserdem sind wir nun viel näher mit der Schule verbunden, was Entscheide einfacher und effizienter macht.»
Früh beschäftigt sich nicht erst seit ihrer Wahl zur Frau Gemeindeammann mit der Bildung in Staufen. Das Ressort hat die Parteilose neben dem Sozialressort bereits inne, seit sie vor sechs Jahren in den Gemeinderat gewählt wurde und vor fünf Frau Vizeammann wurde. «Diese Kontinuität war mir und dem Gemeinderat wichtig», sagt sie. Gerade weil Anfang Jahr im Aargau die Schulpflege abgeschafft wurde und weil im Sommer auch noch die langjährige Schulleiterin pensioniert wird. «Die Bildung ist wirklich mein Herz, denn Kinder sind unsere Zukunft», sagt sie.
Die Mutter von drei Kindern, davon ist das jüngste noch schulpflichtig, hat auch beruflich mit Bildung zu tun. 2012 gründete sie die «Villa Kunterbunt Staufen», eine Kombination von Kita und Hort (Tagesstruktur). Auch ehrenamtlich engagiert sie sich für Kinder, etwa beim ehemaligen Verein Mittagstisch oder der Kinderartikelbörse. Zudem ist sie seit ihrem Zuzug 2003 im Verein Läbigs Staufen aktiv. «Damit bin ich hier keine Ausnahme», so Früh. «Ich kann für Staufen jedes Mal aufs Neue ein grosses Lob aussprechen, weil sich so viele Leute engagieren und einbringen. Sei es in Kommissionen, Vereinen oder Projekten. Unsere Gemeinde ist wirklich eine Gemeinschaft.» Gerade hätten zwei Frauen eine Krabbelgruppe gegründet, und auch mit ukrainischen Geflüchteten zeige sich die Bevölkerung sehr hilfsbereit.
Neben diesem eigenen zivilen Engagement schätze die Bevölkerung auch jenes des Gemeinderats, so Früh. «Es wird uns viel Vertrauen entgegengebracht. Das ist sehr wertvoll.» Und auch innerhalb des Gremiums sei der Umgang positiv: «Wir sind sehr eingespielt, deshalb haben wir kaum Energieverlust durch Reibereien und können uns voll der Sache widmen, anpacken und vorwärtsmachen.» Auch Neuzuzügerinnen und Neuzuzüger werden direkt beim Willkommensanlass – dieses Jahr eine Spezialvorführung des Staufbergtheaters – zum Mitwirken eingeladen.
Und was macht die Frau Gemeindeammann, wenn sie nicht gerade arbeitet? «Ich brauche von allem ein bisschen, Natur, Lesen, kreativ sein.» Sie geniesse etwa die Arbeit im Garten, trockne Kräuter, Blumen und Früchte oder koche Sirup und Konfitüre. «Und ich versuche, jeden Tag den Moment zu geniessen und einfach glücklich zu sein. Denn vieles, was wir haben, ist nicht selbstverständlich.»