Lenzburg
Stadtratswahlen: Die Grünliberalen brechen das lange Schweigen der Parteien

Weshalb der 61-jährige Beat Hiller den Stadtratssitz von Heidi Berner beerben will.

Ruth Steiner
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«Bei einer Wahl werde ich zwei Amtsperioden lang machen»: Beat Hiller, Stadtratskandidat.

«Bei einer Wahl werde ich zwei Amtsperioden lang machen»: Beat Hiller, Stadtratskandidat.

HO

Offensichtlich tut man sich in Lenzburg schwer mit einem Ersatz für die aktuelle Vorsteherin des Sozialamtes, Heidi Berner (EVP). Bei den grossen Parteien (SVP, SP und FDP) gibt man sich nach wie vor bedeckt. Was immer das auch heissen mag. Immerhin sind gut zweieinhalb Monate vergangen seit Berners offiziellem Verzicht Ende Januar auf eine Wiederwahl.

Das lange Schweigen zum Thema auf der parteipolitischen Bühne haben nun die Grünliberalen (GLP) als erste gebrochen. Die viertgrösste Partei der Stadt trat gestern an die Öffentlichkeit und machte ihren Anspruch offiziell geltend: «Beat Hiller wird an den kommenden Stadtratswahlen für das Amt des Sozialvorstehers kandidieren», erklärte die GLP in einer Mitteilung.

Beat Hiller ist 61 Jahre alt. Aufgewachsen ist er in Aarau, seit zehn Jahren wohnt er in Lenzburg, seit 2013 sitzt er für die GLP im Einwohnerrat, seit 2014 als deren Vertreter in der Geschäftsprüfungs- und Finanzkommission. Zudem engagiert er sich im Gemeindeverband Lebensraum Lenzburg Seetal, wo er die Kerngruppe Politik präsidiert. Hiller ist Vater von zwei erwachsenen Kindern und zum zweiten Mal verheiratet. Der Elektro-Ingenieur ist aktuell Geschäftsführer und Projektleiter eines Ingenieurbüros mit elf Mitarbeitenden im Kanton Zürich. Dieses plant im Auftrag des Bundes und der Kantone technische Anlagen auf Autobahnen und Kantonsstrassen.

Frauen verzichten

Auch wenn die Partei nun einen Mann portiert: Die Spatzen haben es von den Dächern gepfiffen, dass man bei der GLP sehr gerne eine Frau für den vakanten Stadtratssitz aufgestellt hätte: Mit Grossrätin und Geografin Barbara Portmann-Müller sowie Einwohnerrätin und Technical-Designerin Chantal Toker wäre in ihren Reihen durchaus Fach-Kompetenz von weiblicher Seite vorhanden. Das bestätigt auch Parteipräsident Adrian Höhn. In der Partei sei diese Frage lange diskutiert und mit den beiden Frauen Gespräche geführt worden. «Wir hätten gerne eine Frau aufgestellt für dieses wichtige Amt. Doch wäre sowohl für Barbara Portmann wie auch für Chantal Toker die Gesamtbelastung mit Familie und Beruf zu gross geworden», erklärt Präsident Höhn.

Kein Notnagel

Schickt man mit Beat Hiller demzufolge im Herbst eine «Verlegenheitslösung» ins Rennen ums Stadtratsamt? Hiller lacht ob dieser Frage und verneint. Auch ihm sei das Genderthema wichtig, sagt er. Es ist nicht das erste Mal, dass Beat Hiller einen Anlauf nimmt, in die städtische Exekutive gewählt zu werden. 2012, als es um die Nachfolge von Hans Huber (FDP) ging, hat er seine Wahl vorzeitig wieder zurückgezogen. Ein Jahr darauf sei es darum gegangen, «die Lage zu testen. Im Wissen um die geringe Wahlchance», erklärt er. Aus Sicht der Partei und Hiller selber hat sich das in der Zwischenzeit geändert. «Durch meine Tätigkeit im Lebensraum Lenzburg Seetal bin ich dem lokalpolitischen Geschehen noch näher gekommen und habe Einblick in die Tätigkeit der Exekutiv-Aufgaben erhalten», erklärt er. Sozialpolitische Fragen wie das Asylwesen, Migration im Allgemeinen, Kesb-Thematik, die einer Lösung harrten, welche letztendlich auch finanzierbar sein müsse, finde er äusserst spannend. «Dabei hat es mir so richtig den Ärmel reingekommen», sagt Hiller.

Wird Beat Hiller gewählt, so wird er sein berufliches Pensum reduzieren. Auch sein Alter betrachtet er nicht als Nachteil und verspricht «bei einer Wahl zwei Amtsperioden lang zu machen.»

Die andern Parteien, mit Ausnahme der CVP, welche einzig Vizeammann Franziska Möhl wieder portiert, stellen eine Antwort zur «Ersatzwahl Berner» in den nächsten Wochen in Aussicht. Berners Partei, die EVP, will die «Türe ebenfalls noch nicht zuschlagen», sagt Präsident Marcel Spörri.