Möriken-Wildegg
So soll die Schlachtabfall-Bünz zum Lachs-Paradies werden

Jahrzehntelang war die Bünz bei Möriken-Wildegg eine Müllhalde. Jetzt werden Lachse angesiedelt.

Pascal Meier
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Roland Herrigel setzte gestern Nachmittag junge Lachse in der Bünz aus.

Roland Herrigel setzte gestern Nachmittag junge Lachse in der Bünz aus.

Pascal Meier

Die einen belächelten ihn, die anderen warnten ihn vor einer Dummheit: In den 1980er-Jahren pachtete Roland Herrigel den Bünz-Abschnitt in Möriken-Wildegg, der zur Privatfischenz von Schloss Wildegg gehört. Der Bach war damals in desolatem Zustand: Abfälle aus Land- und Bauwirtschaft schwammen hier im Abwasser von überlasteten Kläranlagen. Manchmal war das Wasser rot gefärbt, ein Gruss vom früheren Othmarsinger Schlachthof Marti. Auch Schlachtabfälle schwammen mit. Kein Wunder, schrieb die kantonale Fischereibehörde die Bünz nicht mehr zur Verpachtung aus.

Roland Herrigel übernahm trotzdem die Pacht. Er wollte den Bach rehabilitieren – trotz Warnung von Mörikern, er werde sich eine Vergiftung holen. Die Warnung war berechtigt: Als Herrigel eine der raren Bünz-Forellen in der Küche brutzelte, stank es nach Kläranlage. Sogar die Katze verschmähte den Fisch. Trotzdem investierten Roland Herrigel und seine Mitstreiter Geld und Zeit in die Bünz, führten Wasseranalysen durch und setzten immer wieder Fische aus. In den 1990er-Jahren engagierte sich dann der Kanton vermehrt und Kläranlagen wurden saniert. Die Bünz erholte sich langsam. Seit dem Hochwasser 1999 verläuft der Bach in neuen Bahnen, die damals entstandenen Bünz- auen sind von nationaler Bedeutung.

Jetzt werden in diesem Teilstück der Bünz auch wieder Lachse angesiedelt. «Der Höhepunkt von drei Jahrzehnten Arbeit», freute sich Roland Herrigel gestern Nachmittag. Im Beisein seines Fischerei-Partners Peter Gysi wurden über 1000 Junglachse ausgesetzt. Diese werden nach rund 18 Monaten über Aare und Rhein in den Atlantik schwimmen – und von dort wieder zurück in die Bünz bei Möriken, um zu laichen. Weil die Lachse erst nach vier bis fünf Jahren zurückkehren, sollen über die nächsten 10 bis 20 Jahre immer wieder Junglachse in der Bünz ausgesetzt werden. Der Aufwand für die Neuansiedlung ist enorm: Nur rund 1 Prozent der ausgesetzten Fische kehrt erfahrungsgemäss an ihren Ursprungsort zurück.