Familienpatron Willy Kaminsky hat heute Montagabend Grosses vor: Der pensionierte Baumeister kocht einen Fünf-Kilo-Schinken für seine 18 Familienmitglieder – dies im eigens dafür erfundenen Kochtopf.
Anfang Dezember suchte die az nach Familien, die an Weihnachten und Neujahr besondere Traditionen pflegen. Darauf meldete sich eine von Willy Kaminskys Töchtern, Anita Widmer. Sie beschrieb, wie ihr Vater, der «Patron», es sich nicht nehmen liesse, den Fünfkilo-Schinken fürs Familienessen höchstpersönlich im selbst gemachten Topf zu kochen.
Ein besonderes Essen
Willy Kaminsky ist ein Fleischliebhaber. Und so sind es auch seine Schwiegersöhne und Enkelkinder. Kein Wunder also, muss Kaminsky für Familienfeste das grosse Geschirr auspacken. Schon lange reicht ein gewöhnlicher Kochtopf nicht mehr aus, um alle satt zu kriegen.
Daher stellte der pensionierte Baumeister kurzerhand einen auf die Bedürfnisse der Familie abgestimmten Kochtopf mitsamt Gasbrenner her.
Angefangen eigene Kochutensilien herzustellen hat Willy Kaminsky für einen Waldumgang der Ortsbürgergemeinde. «Wir hatten dort nur einen Campingbrenner, um das Kaffeewasser zu kochen.»
Deshalb bastelte der 77-Jährige kurzerhand einen passenden Gaskocher. «Es hat mir immer Spass gemacht, herumzutüfteln», erklärt er.
Zu Hause hat an Festtagen jedoch immer seine Frau Trudi Kaminsky die Familie bekocht. 18 Personen treffen sich mittlerweile an Weihnachten und Geburtstagen. Das jüngste und damit achte Enkelkind wurde am vierten November geboren.
«Der Zusammenhalt in der Familie ist uns sehr wichtig», sagt Kaminsky, «daher ist es klar, dass wir wichtige Ereignisse gemeinsam feiern.»
Sämtliche Familienmitglieder zu verpflegen, wurde allerdings immer zeitaufwendiger. Darum bot Willy Kaminsky seiner Frau an, sich bei den Familienessen um die Zubereitung des Fleischs zu kümmern.
Den Topf dazu hatte er schon: Der 70 Liter fassende Waschhafen seiner Frau hatte die ideale Grösse. «Ich habe den früher noch zum Wäschewaschen benutzt», erinnert sich Trudi Kaminsky und lacht.
Die Familie bleibt zusammen
Gekocht wird der Schinken auch im Winter draussen. Der Topf ist zu gross für die Wohnung, «und mit der Gasflasche im Haus wäre es zu gefährlich», sagt Willy Kaminsky. Wann der Schinken perfekt gar ist, das hat er mittlerweile im Gefühl. «Einen Fleischthermometer brauche ich nicht mehr.»
Dieses Jahr kochte Kaminsky den Schinken nicht an Heiligabend, sondern bereitet ihn heute Abend für den vierzigsten Geburtstag eines Schwiegersohnes zu. Das hatte sich dieser so gewünscht.
Den Schinken bringt Willy Kaminsky frisch gekocht mit. Ein Glück wohnen alle Töchter in der Nähe des Elternhauses: So bleibt das Fleisch auf dem kurzen Transportweg heiss. «Doch nicht das Essen ist das Wichtigste», schliesst Willy Kaminsky, «sondern das Beisammensein.»