Seengen
Seit 25 Jahren: Die (scheinbar) ruhige Seele im Auge des Orkans

Gemeindeschreiber Hans Schlatter begleitet die Dorfentwicklung von Seengen bereits seit einem Vierteljahrhundert.

Fritz Thut
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Gemeindeschreiber Hans Schlatter arbeitet seit 25 Jahren auf der Gemeindeverwaltung Seengen.

Gemeindeschreiber Hans Schlatter arbeitet seit 25 Jahren auf der Gemeindeverwaltung Seengen.

Alex Spichale

Seengen entwickelte sich in den letzten Jahren in nahezu stürmischem Tempo. 1990 zahlte das Dorf 2064 Einwohner, Ende dieses Jahres werden es 3900 sein.

Bei dieser Entwicklung mit einer fast verdoppelten Bevölkerung innert einem Vierteljahrhundert war Gemeindeschreiber Hans Schlatter hautnah dabei. Am 1. Dezember 1991 trat er als Nachfolger von Alfred Kaufmann die Stelle in Seengen an. Gestern gabs zum 25-Jahr-Dienstjubiläum einen kleinen Empfang im Gemeindehaus.

Während der noch nicht beendeten turbulenten Wachstumsphase liess sich Schlatter von der Hektik nicht anstecken. «Er ist sicher ein ruhender Pol», beschreibt ihn Gemeindeammann Jörg Bruder, tönt jedoch mit der Einschränkung «sicherlich gegen aussen» an, dass im stets gelassen wirkenden Kanzler durchaus Temperament steckt.

Vom Sachbearbeiter zum Manager

Während der Ammann in der Laudatio mit der Bemerkung, Hans Schlatter habe in seiner Funktion die Entwicklung der Gemeinde «indirekt mitgestaltet», die Bedeutung des Amtes herausstrich, analysiert der Jubilar im Gespräch seine Amtszeit nüchterner: «Es ist sehr spannend, das Wachstum einer Gemeinde wie Seengen zu begleiten.»

Die Spannung in der Arbeit besteht auch darin, dass man sich am Morgen auf dem Weg ins Gemeindehaus überlege, was man heute anpacken wolle, und am Abend feststellen müsse, dass davon nichts erledigt werden konnte, weil die Aktualität ganz andere Prioritäten vorgab. Dank der «fortschrittlich denkenden Bevölkerung» habe Seengen immer weitblickend die nötige Infrastruktur realisiert: Schulhäuser, Kanalisation, Wasser – ein Gemeindeschreiber muss sich innert kurzer Frist mit völlig unterschiedlichen Themen befassen.

Diese Vielseitigkeit gefällt Hans Schlatter, auch wenn er einräumt, dass sich die Aufgaben in den letzten Jahren verlagert haben: «Früher war ich mehr Sachbearbeiter, heute liegt mehr Gewicht auf Leitungs- und Management-Aufgaben.» Doch die Bilanz nach 25 Jahren in Seengen sieht positiv aus: «Ich bin und bleibe Gemeindeschreiber mit Leib und Seele.»

Crash bei der ersten Amtsübergabe

Hans Schlatter hat bereits die Lehre auf einer Gemeindeverwaltung, in Fahrwangen bei Fredy Fischer, gemacht. Danach machte er auch bei zwei Banken Erfahrungen, die er nicht missen möchte; bei der AKB in Wohlen und der SKA in Aarau.

Die erste Stelle als Gemeindeschreiber trat er 1983 in Buttwil an. An die Amtsübergabe erinnert er sich gut. Damals musste der Bezirksammann dabei sein, doch der musste gleich ausrücken, weil es auf dem Buttwiler Flugplatz zu einem Crash gekommen war.

Nach sechs Jahren in Sarmenstorf wechselte Schlatter 1991 in die Nachbargemeinde Seengen. Und hier findet man ihn am Tag des exakten 25-Jahr-Jubiläums nicht im Büro: Nächsten Mittwoch tritt er eine längere Reise nach Vietnam an.