Region
Seetal Tourismus ist im Umbruch

Die Tourismusorganisation strebt mit drei Luzerner Regionalvermarktern eine interkantonale Kooperation an. Die Zukunft des Schalters in Lenzburg ist ungewiss.

Ruth Steiner
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René Bossard, Präsident Seetal Tourismus: "Für die Bedürfnisse von Seetal Tourismus ist in Zukunft kein öffentlich zugängliches Büro mehr nötig."

René Bossard, Präsident Seetal Tourismus: "Für die Bedürfnisse von Seetal Tourismus ist in Zukunft kein öffentlich zugängliches Büro mehr nötig."

Ruth Steiner

Im Mai 2008 war das Tourismusbüro am Kronenplatz mit einem grossen Festakt eröffnet worden. Es wurde damals angepriesen als Anlaufstelle für alle Fragen rund um Tourismusaspekte in der ganzen Region Lenzburg-Seetal. Am Schalter der Tourismusorganisation konnte man zudem Tickets für den öffentlichen Verkehr (öV) kaufen.

In den vergangenen elf Jahren hat sich in der Branche viel verändert. Informationen sind rund um die Uhr auf dem elektronischen Weg erhältlich, auch Anfragen werden beim Tourismusbüro auf diesem Weg eingeholt. Für öV-Tickets gibts eine App. Weil der Verkauf von Billetten für den öffentlichen Verkehr mangels Nachfrage eingestellt wurde, ist das Tourismusbüro in Lenzburg seit April nur noch nachmittags geöffnet. Diese Entwicklung hat nun weitergehende Konsequenzen.

Die Website von Seetal Tourismus wurde erst kürzlich umfassend erneuert. «Die Digitalisierung bindet zunehmend unsere personellen Ressourcen», hielt René Bossard, Präsident von Seetal Tourismus kürzlich an der Generalversammlung fest. Personelle Kapazitäten, die nun am Schalter fehlen, was der stark sinkenden Kundenfrequenz wegen aber kaum ins Gewicht falle. Im Gegenteil. «Für die Bedürfnisse von Seetal Tourismus ist in Zukunft kein öffentlich zugängliches Büro mehr nötig», erklärt Bossard auf Anfrage. Den Schalter nun kurzerhand zu schliessen, ist jedoch nicht möglich. Er wird in Zusammenarbeit mit der Stadt Lenzburg geführt. Deren Bedürfnisse bestimmen laut Bossard die Zukunft der persönlichen Auskunftsstelle am Kronenplatz.

Zusammenarbeit intensivieren

Derweil hat man bei Seetal Tourismus ein anderes Grossprojekt im Köcher. Es laufen Gespräche mit drei regionalen Leistungsvermarktern im Kanton Luzern. «Wir kleinen Tourismusvermarkter sind immer etwas klamm bei Kasse. Deshalb wollen wir die vorhandenen finanziellen Ressourcen besser nutzen und uns gemeinsam für die Zukunft stärken», begründet der Tourismus Seetal-Präsident die Kontakte mit Willisau Tourismus, Sempachersee Tourismus und Unesco Biosphäre Entlebuch. Aktuell würden Überlegungen gemacht, wie in den einzelnen Organisationsstrukturen Synergien geschaffen werden können. In einem ersten Schritt soll ein gemeinsamer Product-Manager engagiert werden, der für alle vier Regionen touristische Angebote ausarbeitet und miteinander vernetzt.

Die gemeinsame Vermarktung des Seetals für Familien, Wanderer und Geniesser hat längst zu einer interkantonalen Zusammenarbeit von Seetal Tourismus und Idee Seetal Luzern geführt. Jüngstes Grossprojekt ist das «Drachental» (separater Text). Diese kantonsübergreifende Kooperation soll nun weiter ausgebaut werden.

Drachen auf 40 Millionen Kaffeerahmdeckel

Das interkantonale Vernetzungsprojekt von Seetal Tourismus und Idee Seetal Luzern «Drachental» startet am Sonntag, 12. Mai mit einem Familienfest auf Schloss Hallwyl in die zweite Saison. Den Grosserfolg vom vergangenen Jahr mit rund 2500 Besuchern will man nun wiederholen. Das Projekt habe sich innerhalb kurzer Zeit gut entwickelt, blickt Seetal Tourismus-Präsident René Bossard auf das erste «Drachental»-Jahr zurück.

Ziel dieses Projekts ist es, Leistungsträger des Aargauer und Luzerner Seetals miteinander zu vernetzen. Auch in dieser Saison hofft man auf viele grosse und kleine Drachenforscher, die im Seetal nach Spuren der Fabeltiere suchen.
Um das «Drachental» der Öffentlichkeit schmackhaft zu machen, wurde tüchtig in die Vermarktung investiert: Dazu gehören ein Forscherpass, mit dem bei 16 Leistungsträgern ein Stempel abgeholt werden kann. Im August und September geistern die Drachen aus dem Seetal auf einer Kaffeerahmdeckeli-Aktion 40 Millionen mal durch die Schweiz. (str)