Nach einem alten Brauch fangen Meisterschwandner und Fahrwanger Frauen an drei Januartagen Männer ein – für Bundesräte machen sie aber eine Ausnahme: Am Wochenende ging ihnen Guy Parmelin ins Netz. Zufall war es nicht, sagt die Co-Präsidentin aus Fahrwangen.
Damit hatte Bundesrat Guy Parmelin wohl nicht gerechnet: Im jurassischen Saignelégier, wo am Wochenende das Pferdefest Marché-Concours stattfand, ging er den Meisterschwandner und Fahrwanger «Meitli» ins Netz. Und zwar wortwörtlich: Der über 300 Jahre alte Brauch des Männerfangens geht auf die Mithilfe der Seetalerinnen im Zweiten Villmergerkrieg zurück.
Gemäss Priska Lauper, Co-Präsidentin der Fahrwanger Meitli, war die «Attacke» auf Parmelin eine geplante: «Wir haben das von Anfang an abgemacht: Wenn ein Regierungsmitglied auf der Tribüne sitzt, wollen wir ihn fangen.» Als sie dann Guy Parmelin in der Menge entdeckten, «da fanden wir, er gehört in unser Netz».
Parmelin habe sich zuerst nicht so recht darauf einlassen wollen – wegen seines Rückens – «aber dann konnten ihn unsere Meitli überzeugen», freut sich Lauper. Wegen des Rückens sei man mit dem Bundesrat dann auch sanft umgegangen, «er wurde weniger geschüttelt, als wir das sonst machen würden». Er habe sich denn auch sichtlich gefreut, «es war wohl sanfter, als er es erwartet hatte».
Dann sangen die Meitli traditionellerweise «Mer sind medem Guy do, mer sind medem Guy do», falteten den Grasbogen etwas zusammen – den Bundesrat sanft einklemmend – und erlösten ihn nach einigen weiteren Schritten wieder aus seinem Gefängnis.
«Es ist natürlich toll, jemanden so Prominenten im Netz zu haben, den wir sonst nie erwischen würden», sagt Lauper zum hochkarätigen Fang. Es ist derweil schon der zweite Bundesrat, der den Seetaler Meitli ins Netz gegangen ist: 2019 liess sich der damalige Bundespräsident Ueli Maurer beim Eidgenössischen Turnfest in Aarau einfangen. Ihn, der breit grinsend auf dem Grasbogen lag, liessen die Meitli – Videos beweisen es – etwas unzimperlicher in die Luft fliegen als jetzt Guy Parmelin:
«Auch das kam sehr gut an, bei Herrn Maurer wie auch beim Publikum», so Lauper. Wer wohl der dritte Bundesrat im Netz der Meitli werden wird?